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Die Schweiz holt bei der Gleichstellung auf, aber...

Die Schweiz holt bei der Gleichstellung auf, aber...

31.03.2021, 08:40
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Gleichstellung
Die Gleichstellungs-Waage ist noch nicht ausbalanciert.Bild: Shutterstock

Das Corona-Jahr 2020 hat die Gleichstellung von Frauen und Männern um Jahrzehnte zurückgeworfen. Das geht aus dem Gleichstellungsindex des WEF hervor. Die Schweiz verbesserte sich allerdings deutlich und stieg in die Top Ten auf.

Die Zeit, die benötigt wird, um die Gleichberechtigung zu erreichen, wurde durch die Covid-19-Pandemie um mehr als eine Generation verlängert, wie das Weltwirtschaftsforum (WEF) in der am Mittwoch veröffentlichten Studie schreibt.

Schon 2019 rechnete das WEF damit, dass es bei gleichbleibenden Trends 95 Jahre bis zu Gleichstellung dauern würde. Nach den verheerenden Entwicklungen des Corona-Jahres sind es nun 135.6 Jahre. Frauen seien weiter mit Hürden im Wirtschaftsleben und bei der politischen Beteiligung konfrontiert. Es bleibe für viele eine Herausforderung, mit Familie im Berufsleben zu bleiben.

Die Pandemie habe Frauen besonders getroffen, weil sie überdurchschnittlich in Branchen tätig seien, die von Einschränkungen betroffen gewesen seien, so das WEF. Zudem seien Haushalt sowie Kinder- oder Seniorenbetreuung überproportional an Frauen hängen geblieben.

Deshalb seien mehr Investitionen im Pflegebereich nötig. Die Politik müsse sicherstellen, dass Männer und Frauen gleichermassen Pflegeaufgaben übernehmen könnten. Es müsse mehr Weiterbildung für Frauen im mittleren Abschnitt ihrer Karriere geben und Vorgaben, die Diskriminierung bei Anstellung und Beförderung verhindern.

Weiterer Nachholbedarf in der Schweiz

Zum zwölften Mal in Folge blieb Island an der Spitze der weltweiten Rangliste der Geschlechtergleichheit. Dahinter folgen Finnland, Norwegen, Neuseeland und Schweden, dann Namibia, Ruanda, Litauen und Irland. Litauen machte dabei einen Riesensprung vom 25. Rang im letzten auf den 8. Rang in diesem Jahr.

Die Schweiz vervollständigt die Top 10 und verbesserte sich damit um acht Plätze. Dieses Ergebnis ist vor allem auf die Fortschritte auf politischer Ebene und insbesondere auf die Erhöhung der Anzahl der ins Parlament gewählten Frauen zurückzuführen.

Bei der beruflichen Teilhabe und den wirtschaftlichen Chancen hat die Schweiz noch Nachholbedarf und fällt um fünf Plätze auf Rang 39. Der Bericht verweist auf die geringe Zahl weiblicher Führungskräfte, die Tatsache, dass viel mehr Frauen als Männer in Teilzeit arbeiten, und die unzureichende Dauer von Mutter- und Vaterschaftsurlaub.

Bei der Bildung liegt die Schweiz auf Platz 80, bei der Gesundheit auf Platz 128 (aeg/sda/dpa/afp)

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26 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Sprudli
31.03.2021 09:56registriert April 2016
Ich verstehe leider den letzten Abschnitt nicht. Wie kann bei der Bildung oder der Gesundheit keine Gleichstellung herrschen? Ich verstehe das nicht. Kann mir das einer erklären.

Werden Frauen im Spital oder der Schule schlechter betreut oder wie ist das gemeint?
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Bündn0r
31.03.2021 09:19registriert Januar 2018
Frauen bei der Bildung benachteiligt?
Schulabbrecher sind meist männlich. Die Maturaquote von Frauen deutlich höher. Der Frauenanteil an den Universitäten deutlich über 50%. Würde moch interessieren, wo hier die Benachteiligung ist.
Das Problem der Studie ist seit jeher bekannt: Maximale Punktzahl wird verliehen, wenn Frauen mibdestens das gleiche wie die Männer erreichen. Eine Bevorzugung der Frau ist nicht vorgesehen. Die Kriterien entstehen aus dem Mittelwert von Unterkriterien. Dadurch zeigt der Index bei einer krassen Bevorzugung der Frau in 9/10 Punkten immer noch eine Benachteiligung.
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Judgemental PoS
31.03.2021 11:07registriert Mai 2020
Was ist mit Militär, Rentenalter, handwerkliche Berufe, usw wo Männer eindeutig im Nachteil sind?
Oder gehts da mit Gleichstellung zu weit?
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