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International

Coronavirus: Massnahmen im Vergleich mit Schweiz

Kunden tragen Masken zur Eindaemmung der Ausbreitung des Coronavirus im Einkaufszentrum Breggia in Balerna am Freitag, 9. Oktober 2020. Das Tessin f
Maskenpflicht in Läden: Diese Regelung gilt in sehr vielen Ländern Europas.Bild: keystone

Du meinst, die Massnahmen in der Schweiz seien hart? Schau mal, was in diesen Ländern gilt

Der Bundesrat hat per 19. Oktober neue landesweite Regelungen eingeführt. Maskentragen gilt jetzt praktisch überall, Versammlungen sind nur noch im kleinen Rahmen möglich. Die Schweiz bleibt damit in Europa aber weiterhin ein Land mit geringen Massnahmen.
19.10.2020, 20:2520.10.2020, 15:53
Reto Fehr
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Der Bundesrat beschloss am Sonntag weitere landesweite Massnahmen im Kampf gegen das Coronavirus. Ausgeweitet wurde die Maskenpflicht, Versammlungen wurden beschränkt und das Homeoffice empfohlen.

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Die Massnahmen waren der logische Schritt nach dem kantonalen Flickenteppich und den schnell steigenden Fallzahlen.

Tägliche Fallzahlen in der Schweiz pro 100'000 Einwohner seit dem 1. März

Schweiz 100'000

Die Schweiz steht mit den neuen Regelungen im Vergleich zu anderen europäischen Ländern meist noch mit lockeren Massnahmen da. Ein Überblick einiger ausgewählter Länder, die aktuell hohe oder ebenfalls rasant steigende Fallzahlen melden.

Bevor wir auf die Details blicken, hier die Entwicklung der Neuinfektionen in den elf ausgewählten Ländern:

Fälle pro 100'000 Einwohner in den ausgewählten Ländern (1. März - 18. Oktober)

Bild
Daten und Quellen
Die Fallzahlen stammen von den Meldungen der Länder an die WHO vom 1. März bis 18. Oktober. Wir haben diese zur besseren Vergleichbarkeit auf 100'000 Einwohner gerechnet und, um tägliche Ausreisser abzuschwächen, den Schnitt der letzten 7 Tage visualisiert.
Stand der Massnahmen ist der 19. Oktober, 16 Uhr.​

Tschechien

Tschechien gilt aktuell als einer der grössten Hotspots der Pandemie, nachdem das Land lange als Musterschüler galt. Beachtenswert sind die fast 80 Fälle pro 100'000 Einwohner am Sonntag – zum Vergleich: Die Schweiz steht aktuell bei knapp 25 Fällen pro 100'000 Einwohner. Und die Spitze dürfte in Tschechien noch nicht erreicht sein.

Tägliche Fallzahlen pro 100'000 Einwohner seit dem 1. März

Tschechien 7 TAge

Einige der wichtigsten Regeln

  • Restaurants sind zu
  • Schulen sind zu
  • Sport- und Kulturveranstaltungen ausgesetzt
  • Treffen von mehr als sechs Personen untersagt
  • Regierung fragte Nachbarländer wie Deutschland an, ob es im Bedarfsfall Intensivpatienten aufnehmen könne
  • Armee hilft mit Feldlazarett

Deutschland

Deutschland erlebte einen ersten Peak im Frühling, hatte die Situation dann im Griff, in den letzten Tagen stiegen die Fallzahlen aber wieder deutlich an und liegen jetzt pro 100'000 Einwohner gerechnet ähnlich hoch wie im März/April. Allerdings wurde da – ähnlich wie in der Schweiz – noch deutlich weniger getestet.

Tägliche Fallzahlen pro 100'000 Einwohner seit dem 1. März

deutschland pro 100'000

Einige der wichtigsten Regeln

  • Flickenteppich mit verschiedenen Massnahmen in den Bundesländern. Hier geht es zu den Regeln der Bundesländer.
  • Sperrstunde für einige Regionen ab 23 Uhr
  • Beispielsweise in Baden-Württemberg, das aktuell eines der am härtesten getroffenen Bundesländer ist: Maskenpflicht auch draussen, Ansammlungen von maximal 10 Personen
  • Bayerns Ministerpräsident Markus Söder forderte heute Montag, dass es eine landesweite Maskenregelung geben soll

Spanien

Spanien wurde in der ersten Welle stark getroffen, die zweite überstieg diese noch mit Neuinfektionen. Aktuell scheinen sich die hohen Fallzahlen stabilisiert zu haben.

Tägliche Fallzahlen pro 100'000 Einwohner seit dem 1. März

Spanien 100'000

Einige der wichtigsten Regeln

  • Auch hier gibt es regionale Unterschiede, beispielsweise bei den Kontaktbeschränkungen
  • Discos und Clubs sind zu
  • Absperrungen einzelner Orte (oder Stadtteile) möglich
  • Rauchverbot im Freien, wenn der Abstand von 2 Metern nicht eingehalten werden kann
  • Partyverbot im Freien
  • Zusammenkünfte von mehr als 6 Personen in diversen Regionen verboten

Italien

Italien wurde als erstes Land massiv getroffen, im Sommer hielt man sich lange gut, aber in den letzten Tagen nahmen die Fallzahlen extrem schnell zu.

Tägliche Fallzahlen pro 100'000 Einwohner seit dem 1. März

Italien pro 100'000

Einige der wichtigsten Regeln

  • Zum dritten Mal innert weniger als zwei Wochen passt die Regierung am Wochenende die Regelungen an
  • Maximal 6 Personen an Tischen in Lokalen
  • Sperrstunde für Restaurants und Bars mit Tischservice um 24 Uhr, Lokale ohne Sitzplätze: 18 Uhr
  • Tanzlokale sind zu
  • Schulen in Kampanien geschlossen
  • Private Feiern sind verboten. Nach Zeremonien wie Hochzeiten/Beerdigungen sind maximal 30 Personen erlaubt

Frankreich

Frankreich war eines der ersten grossen europäischen Länder, das in die zweite Welle rutschte. Vor allem die Städte sind hier Hotspots, weshalb dort auch Massnahmen erhöht wurden.

Tägliche Fallzahlen pro 100'000 Einwohner seit dem 1. März

Frankreich pro 100'000

Einige der wichtigsten Regeln

  • Regierung erklärte nationalen Gesundheitsnotstand
  • Maskenpflicht in öffentlichen Innenräumen
  • Discos, Konzertsäle, etc. sind zu
  • Versammlungen von mehr als sechs Personen verboten
  • Neben der Hauptstadt Paris haben Grenoble, Lille, Lyon, Marseille, Montpellier, Rouen, St-Etienne und Toulouse eine nächtliche Ausgangssperre von 21 bis 6 Uhr. Davon sind rund 20 Millionen Einwohner betroffen. Draussen darf man sich in dieser Zeit nur mit triftigem Grund aufhalten.

Österreich

Österreich galt als Musterschüler, da im Frühling schnell harte Massnahmen ergriffen wurden. Die Fallzahlen nehmen aber seit einigen Wochen trotzdem stark zu.

Tägliche Fallzahlen pro 100'000 Einwohner seit dem 1. März

österreich pro 100'000

Einige der wichtigsten Regeln

  • Maskenpflicht in diversen Läden, ÖV und Restaurants
  • Maskenpflicht bei Veranstaltungen drinnen, zB auch an Schulen ausserhalb der eigenen Klasse
  • Private Feiern drinnen mit maximal 10 Personen, draussen mit 100
  • Sperrstunde in einigen Bundesländern um 22 Uhr
  • Mit Kuchl (rund 7000 Einwohner) wurde ein ganzes Dorf unter Quarantäne gestellt

Grossbritannien

Grossbritannien versuchte ganz zu Beginn, die Coronakrise ohne grosse Regeln zu überstehen. Der Schuss ging nach hinten los. Seit einigen Tagen sind die Ansteckungszahlen jetzt allerdings nochmals deutlich höher.

Tägliche Fallzahlen pro 100'000 Einwohner seit dem 1. März

Grossbritannien pro 100'000

Einige der wichtigsten Regeln

  • Maskenpflicht im ÖV, beim Einkaufen und im Restaurant
  • In England gilt eine Art Ampelsystem mit drei Stufen
  • Wales macht einen Lockdown vom 23. Oktober bis 9. November: Pubs und Restaurants zu, nur Lebensmittelläden dürfen offen bleiben
  • Stufe 1: Sperrstunde um 22 Uhr, private Treffen mit maximal 6 Personen
  • Stufe 2: Zusätzlich dürfen sich Mitglieder verschiedener Haushalte nicht mehr drinnen treffen
  • Stufe 3: Auch draussen keine Treffen mehr, Pubs und Bars, Freizeitzentren und Wettbüros müssen schliessen (gilt aktuell in der Region Liverpool/Manchester)

Belgien

Belgien gehört in der zweiten Welle zu den pro 100'000 Einwohnern am härtesten betroffenen Ländern. In den letzten Tagen sanken die Zahlen wieder – womöglich haben die Belgier den Peak also bereits hinter sich.

Tägliche Fallzahlen pro 100'000 Einwohner seit dem 1. März

Belgien pro 100'000

Einige der wichtigsten Regeln

  • Maskenpflicht in Einkaufsläden und auf dem Markt
  • Maskenpflicht in Restaurants
  • Private Treffen bei sich Zuhause oder draussen mit maximal 4 Personen (ohne Kinder unter 12)
  • Discos und Clubs sind zu
  • Teilweise Ausgangssperre von 24 bis 5 Uhr und Restaurants mussten z.B. in Brüssel vier Wochen schliessen

Niederlande

Ähnlich wie Belgien kam auch die Niederlande einigermassen gut durch die erste Welle. Jetzt gehen die Fallzahlen aber steil nach oben.

Tägliche Fallzahlen pro 100'000 Einwohner seit dem 1. März

niederlande pro 100'000

Einige der wichtigsten Regeln

  • In Amsterdam, Rotterdam und Den Haag mussten Notfallstationen zeitweise geschlossen werden, weil die Betten voll waren oder kein Personal verfügbar
  • Teil-Lockdown: Kneipen, Cafés und Restaurants sind zu
  • Verkauf von Alkohol ab 20 Uhr verboten
  • Maximal drei Gäste pro Tag in eigener Wohnung empfangen
  • Bus und Bahn nur in dringenden Fällen nutzen

Israel

Zum Abschluss noch ein Blick nach Israel, wo die zweite Welle am abklingen ist. Das Land verordnete während vier Wochen einen harten zweiten Lockdown. So durften sich Bürger nicht weiter als einen Kilometer von der eigenen Wohnung begeben, die Schulen und Geschäfte waren zu.

Tägliche Fallzahlen pro 100'000 Einwohner seit dem 1. März

Israel pro 100'000

Seit Sonntag sind erste Öffnungen in Kraft. Unter anderem wurden die oben genannten Regelungen aufgehoben. Zudem wurden Strände und Naturparks wieder geöffnet und Restaurants dürfen Take-Away-Service anbieten.

Israel war ein Vorzeigeland. Die ersten Öffnungen im Sommer gingen aber wohl zu schnell, weshalb die zweite Welle früh zuschlug.

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67 Kommentare
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Touché
19.10.2020 20:51registriert Februar 2019
Darum kann ich von den Schweizern das ewige "Mimimi" nicht mehr hören.
Die Wissen gar nicht, wie wenig Beschränkungen wir im Vergleich zu anderen Ländern eigentlich haben! Schaut mal über unsere Landesgrenzen drüberaus.
Danke für diesen Beitrag!

Wir sind nicht privilegiert ... nur weil wir Schweizer sind! Alle haben im Moment das gleiche Problem! Jetzt stellt sich raus, wer bringt es am Besten unter Kontrolle?
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Körschgen
19.10.2020 20:45registriert August 2020
Von den aufgezählten Ländern stehen wohl nur Deutschland und Österreich besser da. Die anderen haben eher bescheidene Resultate. Tauschen möchte ich mit keinem der anderen Länder, auch nicht mit Deutschland. (Diskussionen über Maskenpflicht im Freien und Einsatz der Bundeswehr zur Kontrolle ... irgendwo hört es auf.) Was für micht zeigt, dass die Schweiz (Bund UND Kantone) an der richtigen Stelle ansetzen.
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Paia87
19.10.2020 20:52registriert Februar 2014
Wenn man sieht, welche Massnahmen Länder haben mit halb so vielen Ansteckungen pro 100000 Einwohner muss man sich schon fragen ob wir nicht zu lasch sind?! Ich finde den eingeschlagenen Weg grundsätzlich nicht schlecht, aber gewisse Sachen könnten ruhig etwas mehr eingeschränkt werden
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