Schweiz
Gesundheit

Krankenkasse: Thurgau verweigert Kindern säumiger Prämienzahler den Arzt

palliativ, kind, spital, krank, infusion,
Bild: shutterstock

Thurgauer Kinder dürfen nicht zum Arzt wenn die Eltern die Prämien nicht zahlen

Der Kanton Thurgau setzt Minderjährige auf die schwarze Liste der säumigen Prämienzahler. Die Kinder werden daher nur in Notfällen medizinisch versorgt. Damit verstösst der Kanton gegen die Kinderrechtskonvention.
16.09.2019, 21:44
Mehr «Schweiz»

Das heisst es in der Antwort des Bundesrats auf eine Frage aus der Fragestunde im Nationalrat, die am Montag schriftlich veröffentlicht worden ist. Gemäss Konvention müsse bei allen Massnahmen, die Kinder beträfen, das Wohl des Kindes vorrangig berücksichtigt werden.

Die Zugangsbeschränkung zu medizinischen Leistungen bei Kindern stehe daher im Konflikt zur Kinderrechtskonvention, schreibt der Bundesrat. Betroffene könnten sich vor Gericht darauf berufen.

Wird das Kind krank, nutzen Eltern das Internet allenfalls für die Suche nach "Grossmutters Rezepten" - und gehen zum Kinderarzt. (Symbolbild)
Wird das Kind krank muss es im Thurgau hoffen, dass die Eltern die Krankenkassen-Prämien bezahlt haben. Bild: KEYSTONE

Nach Angaben des Bundesrats führen acht Kantone schwarze Listen säumiger Prämienzahler. Sechs davon setzen nur Erwachsene auf die Liste. Die Krankenkassen zahlen deren Behandlung nur in Notfällen.

Auch der Kanton Solothurn erfasse «in Ausnahmefällen» minderjährige Versicherte, heisst es in der Antwort. Er werde seine Liste aber «voraussichtlich in absehbarer Zeit aufheben». Der Kanton Thurgau ist damit der einzige Kanton, der Kinder grundsätzlich auf die schwarze Liste aufnimmt.

Immer mehr Kinder privat versichert

Wie der Tagesanzeiger heute schreibt, sind in der Schweiz immer mehr Kinder privat versichert. Die Krankenkasse Helsana bestätigt gegenüber der Zeitung, dass in letzter Zeit viele solcher Zusatzversicherungen abgeschlossen würden. Sprich, die Kinder haben bei einem Spitalaufenthalt freie Arztwahl, Betreuung durch den Chefarzt, eine grössere Menüauswahl oder ein Privatzimmer. Gerade letzteres sei aber eher kontraproduktiv, sind sich Fachleute einig. Da bei Kindern der Heilungsprozess grundsätzlich besser verlaufe, wenn sie nicht allein in einem Zimmer sind.

Zudem ist es schon vorgekommen, dass Kliniken aufgrund einer Privatversicherung den Aufenthalt des Kindes verlängerten - obwohl dies gar nicht unbedingt nötig gewesen wäre. Grund für die vermehrt privat versicherten Kinder könnten Eltern sein, die Angst davor haben, dass ihr Kind später nicht mehr zu einer Privatversicherung zugelassen wird. Weil es eine gesundheitliche Beeinträchtigung hat. Somit wollen sie dem Kind diesen Zugang bereits jetzt ermöglichen. Ein anderer möglicher Grund ist die gestiegene Wertschätzung gegenüber den Kindern, so Experten.

(sda/dac)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
31 Spielplätze des Grauens
1 / 36
31 Spielplätze des Grauens
Die Rutsche mit dem gewissen Adrenalin-Kick. Bild: imgur
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Eine Baustelle für Kinder
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
14 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Black Cat in a Sink
16.09.2019 22:29registriert April 2015
es fehlen mir schlicht die Worte! Kinder in Geiselhaft zu nehmen, erinnert mich an Trumpistan, soweit sind wir schon!
Wer namentlich ist dafür verantwortlich und welche Partei gehört diese Person(en) an?
334
Melden
Zum Kommentar
avatar
Exodus
16.09.2019 22:33registriert Februar 2018
In Liechtenstein gibt es anders als in der Schweiz keine KK-Prämien und Franchise (Kostenbeteiligung) für Kinder.
Das Problem wäre somit gelöst.
222
Melden
Zum Kommentar
avatar
Walter Sahli
16.09.2019 22:18registriert März 2014
Was ist jetzt das Thema des Artikels? Dass im Thurgau Kinder nicht behandelt werden, wenn die Eltern die Prämien nicht bezahlen oder dass immer mehr Kinder privat versichert sind?
227
Melden
Zum Kommentar
14
Schwerer Unfall auf der A1: Fünf Personen verletzt – stundenlange Sperrung

Bei einem Verkehrsunfall mit vier beteiligten Autos sind am Donnerstagmittag auf der A1 bei Bertschikon (Gemeinde Wiesendangen) vier Personen leicht bis mittelschwer und eine Person schwer verletzt worden. Die stundenlange Sperrung der Autobahn in Richtung St. Gallen sorgte für Stau.

Zur Story