Die Corona-Infektionen in der Schweiz nehmen wieder zu. In der ersten Juni-Hälfte bewegten sich die täglich gemeldeten Neu-Infektionen noch zwischen drei und 31 Fällen. Am Wochenende gab das Bundesamt für Gesundheit nun zwei Mal hintereinander mehr als 60 neue Infektionen bekannt.
Wie Bundesrat Alain Berset am Montag sagte, gebe es vor allem in den Clubs Probleme mit Ansteckungen. Bisher sind so drei Corona-Hotspots entstanden.
Als erstes wurde der «Superspreader»-Event aus Zürich bekannt. Ein Mann, der im Zürcher Club Flamingo zu Gast war, wurde positiv auf Covid-19 getestet. Fünf weitere Personen, die mit ihm im Club waren, entwickelten daraufhin Symptome.
Auch diese Personen wurden positiv auf das Coronavirus getestet, wie die Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich am Samstagabend mitteilte. Der Fall sei dem Kantonsärztlichen Dienst am Abend des 26. Juni gemeldet worden. Dieser habe daraufhin so rasch wie möglich mit dem Betreiber des Flamingo Clubs Kontakt aufgenommen.
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Der Clubbetreiber konnte den Contact-Tracern des Kantons Zürich eine Liste mit den Kontaktdaten der Besucher des Clubs vom 21. Juni überreichen. Der Kantonsärztliche Dienst ordenete den Gästen und den Angestellten eine zehntägige Quarantäne an.
Allerdings wurde die Arbeit der Contact-Tracer erschwert, weil viele Besucher falsche Adressen angaben. Viele Partygänger beschimpften die Kontaktermittler zudem bei ihrer Nachforschungsarbeit und hinterliessen bei den Clubbetreibern falsche E-Mail-Adressen, wie Regierungsrätin und Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli (SVP) an einer Medienkonferenz in Zürich sagte. Trotzdem wolle die Regierung aktuell keine Clubs schliessen.
Die Gesundheitsdirektorin zeigte sich davon enttäuscht, dass sich die Partygänger nicht an die Hygieneregeln hielten. Dies hätten ausgewertete Nachrichten und Bilder auf den Social-Media-Kanälen gezeigt.
Sie rief die Clubbetreiber dazu auf, die Identitätskarten der Besucher zu kontrollieren, «Fake-Namen reichen nicht.» Werden die Anweisungen nicht befolgt, so Rickli, würden Clubschliessungen in Betracht gezogen.
Auch ID-Kontrollen seien eine Möglichkeit, die in Betracht gezogen werde, sagte Rickli gegenüber der Tagesschau von SRF. Kommende Woche soll es nun zu einem Treffen zwischen dem Kanton und der Clubszene kommen.
Einen weiteren Corona-Ausbrach gab es im Kanton Aargau. Möglicherweise steht er im Zusammenhang mit dem Superspreader-Event in Zürich. Über 20 Menschen haben sich in der Spreitenbacher Tesla-Bar mit dem Coronavirus infiziert.
Insgesamt hätten sich in der Bar etwa 100 Menschen aufgehalten, sagte Kantonsärztin Yvonne Hummel gegenüber dem Regional-TV-Sender Tele M1. Es seien nun Abklärungen im Gang, damit die Kontaktpersonen eruiert und informiert werden könnten. Dort wo nötig, wird Quarantäne angeordnet.
Die Infektionen stehen gemäss bisherigen Erkenntnissen mit dem sogenannten Superspreader-Event im Club Flamingo in Zürich in Verbindung, in dem ein Mann am 21. Juni fünf Personen angesteckt hat.
Abklärungen des Kantonsärztlichen Dienstes hätten ergeben, dass mehrere Personen, die in der Spreitenbacher Bar waren, auch im Club Flamingo waren, sagt Kantonsärztin Hummel gegenüber der Aargauer Zeitung. Von den über 20 infizierten Personen wohnen neun im Kanton Aargau. Die restlichen kommen aus den Kantonen Zürich, Luzern und Solothurn.
Der Barbetreiber aus Spreitenbach habe dem Kantonsärztlichen Dienst die Präsenzliste umgehend zur Verfügung gestellt, sagt Hummel. Diese mache einen guten Eindruck. «Bisher haben wir keine Hinweise auf Falschangaben», sagt sie. Allerdings hätten die Mitarbeitenden auch noch nicht alle Personen kontaktiert. Am besagten Abend hätten sich mehr als 100 Personen in der Spreitenbacher Bar aufgehalten.
Der Kanton könnte strengere Vorschriften erlassen, um einer Ausbreitung des Coronavirus entgegenzuwirken. Kantonsärztin Yvonne Hummel kann sich beispielsweise vorstellen, eine Ausweispflicht einzuführen. «So könnte verhindert werden, dass sich jemand inkognito in einer Bar oder an einer Veranstaltung aufhält.»
Die Tesla-Bar bleibt bis mindestens Ende Woche geschlossen. Der Besitzer habe dies freiwillig getan und nicht auf Anordnung des Kantonsärztlichen Dienstes, sagt Hummel. Aufgrund der vielen Ansteckungen werde nun das Schutzkonzept und dessen Umsetzung überprüft. «Sollten wir dabei auf Hinweise stossen, dass dieses mangelhaft ist, würden wir uns vorbehalten, das Lokal ganz zu schliessen», sagt die Kantonsärztin.
Auch in Graubünden ist ein Corona-Hotspot entdeckt worden. Eine Gruppe junger Männer, die Party in Serbiens Hauptstadt Belgrad machte, kehrte mit dem Virus nach Hause zurück.
Der erste aus der Gruppe der sechs jungen Männer erkrankte drei Tage nach der Rückkehr aus dem Ausland. Er hatte sich beim Arzt testen lassen. Daraufhin griff die Contact-Tracing-Gruppe des Kantons ein. Seither sind die sechs Party-Gänger in Isolation.
Alle Personen, die mit den jungen Männern nach deren Rückkehr aus dem Ausland Kontakt hatten, wurden unter Quarantäne gestellt. Derzeit befinden sich im Kanton Graubünden insgesamt 73 Personen in Quarantäne, die meisten von ihnen wegen des Belgrader Falls.
Die Party-Gänger seien vorletztes Wochenende ins Ausland gegangen, hätten sich dort angesteckt und seien dann zurück in die Schweiz gekommen, sagte die Bündner Kantonsärztin Marina Jamnicki am Montag gegenüber dem Fernsehen der italienischsprachigen Schweiz RSI. Der Grund für die Ansteckungen sei das Party-Leben an sich.
Es spiele keine Rolle, wo Partys stattfänden. Wenn eine Person krank sei, dann bestehe einfach die Gefahr von Ansteckungen. Jamnicki appelliert an die Selbstverantwortung: Die ganze Nacht Party machen Schulter an Schulter, das gehe einfach nicht.
Laut der Kantonsärztin gibt es Handlungsbedarf in Graubünden. Die im Frühjahr wegen der Corona-Pandemie errichteten Führungsstrukturen seien teils reaktiviert worden.
Wie in anderen Schweizer Städten war am Wochenende auch in Chur das Party-Volk unterwegs. Auf der Vergnügungsmeile Welschdörfli wurde gefeiert, was das Zeug hielt. Die Stadtbehörden reagierten am Montag prompt mit einem Massnahmenpaket.
Die Stadt teilte mit, sollten sich auf der Churer Party-Meile wieder grössere Personenansammlungen abzeichnen, werde der Zugang zahlenmässig beschränkt. Weiter sollen Schutzmasken verteilt werden. Oder die Restaurants ausserhalb der Innenstadt sollen eine Stunde länger öffnen dürfen. Damit wollen die Behörden verhindern, dass das Party-Volk zirkuliert.
Die Stadtpolizei soll diese neuen Massnahmen umsetzen. Es gehe nicht um Repression, sondern um eine Sensibilisierung für die nach wie vor nötigen Massnahmen hinsichtlich Hygiene und Abstand, schrieben die Churer Behörden. (cma/sda/chmedia)
Die Clubs müssten zu bleiben und eine Maskenpflicht im ÖV erlassen werden. Mehr bräuchte es im Moment nicht.
Dafür kann der BR nichts sondern das Volk.
Steigen die Zahlen, werden die Menschen wieder vorsichtiger - Psychologie.
Naja solange die Clubs nicht geschlossen sind gibt man den Leuten das Gefühl, das genau dies eben in Ordnung ist.