Schweiz
Gesundheit

Resistente Viren bei HIV-Behandlungen weitgehend gestoppt

Die Schweizerische HIV-Kohortenstudie (SHKS) überwacht seit 1988 die Resistenzentwicklung.
Die Schweizerische HIV-Kohortenstudie (SHKS) überwacht seit 1988 die Resistenzentwicklung.
Bild: KEYSTONE

Good News! Resistente Viren bei HIV-Behandlungen weitgehend gestoppt

Im Kampf gegen die Immunschwächekrankheit Aids sind in den letzten Jahren grosse Fortschritte erzielt worden. Eine neuste Erhebung zeigt, was Wissenschaftler bis vor Kurzem noch für unmöglich gehalten haben. HIV-Infizierte in der Schweiz können mit antiretroviralen Medikamenten so behandelt werden, dass keine resistenten Viren entstehen.
17.03.2016, 15:0817.03.2016, 15:24
Mehr «Schweiz»

Dass HIV-Viren gegen Medikamente resistent werden, ist eine gefürchtete Nebenwirkung einer antiretroviralen Therapie. Geschieht dies, ist der Erfolg der Behandlung gefährdet. Zudem kann die Resistenz auf neu infizierte Personen übertragen werden.

Die Schweizerische HIV-Kohortenstudie (SHKS) überwacht deshalb seit 1988 die Resistenzentwicklung. Darin eingeschlossen sind 72 Prozent der behandelten HIV-Infizierten in der Schweiz. Die jüngste Erhebung zeigt, dass die Resistenzentwicklung praktisch auf null gesunken ist, wie das Universitätsspital Zürich am Donnerstag mitteilte.

Ausgewertet wurden die Daten von 11'084 Patientinnen und Patienten, die zwischen 1999 und 2013 behandelt wurden. Dabei zeigte sich gemäss dem Unispital, dass die Zahl der Patienten mit mindestens einer Resistenzentwicklung in diesem Zeitraum dramatisch von 401 auf 23 gesunken ist.

Die meisten Resistenzen seien bei Patienten aufgetreten, die vor 1999 behandelt wurden, die wenigsten bei den nach 2007 behandelten. Seien resistente Viren aufgetreten, hätten diese mit neuen potenten Medikamenten erfolgreich bekämpft werden können.

Potentere Medikamente

Die positive Entwicklung führt Studienleiterin Alexandra Scherrer vom Universitätsspital Zürich auf mehrere Gründe zurück. Nach 2007 kamen neue Medikamente auf den Markt, welche die Vermehrung und Ausbreitung von Viren effizient unterdrücken. Weil gleichzeitig weniger Nebenwirkungen auftraten, konnte auch früher mit der Behandlung begonnen werden.

Zusätzlich konnten die Ärzte bei Therapieversagen rascher einen Medikamentenwechsel einleiten als früher. «Die meisten Resistenzen gegen eines oder mehrere Medikamente sind ein Relikt aus der Ära vor der Einführung moderner Kombinationstherapien», wird Scherrer in der Mitteilung zitiert.

Laut Huldrych Günthard, Präsident der HIV-Kohortenstudie und Professor für Infektiologie am Universitätsspital Zürich, ist die Situation in der Schweiz jedoch nicht auf andere Länder übertragbar. Weltweit sei die Gefahr einer Übertrag resistenter Viren nicht gebannt. «Will man die HIV-Infektion in den Griff bekommen», so Günthard, «müssen auch ärmere Länder Zugang zum vollen Programm der antiretroviralen Substanzen erhalten». (viw/sda)

Love Life! Wie die Anti-Aids-Kampagnen immer heisser wurden

1 / 25
Love Life! Wie die Anti-Aids-Kampagnen mit den Jahren immer heisser wurden
quelle: bag / bag
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Gesundheit und Ernährung

Alle Storys anzeigen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Gesundheitskosten 2022 erneut stark gestiegen – das sind die 9 wichtigsten Grafiken
Im Jahr 2022 nahmen die Gesundheitskosten gegenüber dem Vorjahr um 2,5 Prozent zu. Dieser Anstieg fällt weniger stark aus als in den letzten fünf Jahren, dennoch betragen die Ausgaben erstmals über 90 Milliarden Franken.

2022 stiegen die Kosten des Gesundheitswesens im Vergleich zum Vorjahr um 2,2 Milliarden auf 91,5 Milliarden Franken an. Der Anteil der Gesundheitskosten am Bruttoinlandprodukt (BIP) zu laufenden Preisen verringerte sich gegenüber 2021 leicht von 12,0 Prozent auf 11,7 Prozent im Jahr 2022. Dies geht aus den neusten Zahlen der Statistik «Kosten und Finanzierung des Gesundheitswesens» des Bundesamtes für Statistik (BFS) hervor.

Zur Story