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Propagandaschlacht? SRF-Chefredaktor kontert Kritik von SVP-Chef Albert Rösti

Albert Roesti, SVP-BE, spricht an der Herbstsession der Eidgenoessischen Raete, am Donnerstag, 27. September 2018 im Nationalrat in Bern. (KEYSTONE/Anthony Anex)
Albert Rösti stänkert gegen das Schweizer Fernsehen. Chefredaktor Tristan Brenn kontert.Bild: KEYSTONE

Propagandaschlacht? SRF-Chefredaktor kontert Kritik von SVP-Chef Albert Rösti

Die SVP hat bei den Wahlen im Kanton Zürich eine empfindliche Niederlage erlitten. Schuld am Debakel sei das SRF, sagt Rösti. TV-Chefredaktor Tristan Brenn weist die Anschuldigung weit von sich.
26.03.2019, 23:49
Doris Kleck / CH Media
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SVP-Parteipräsident Albert Rösti ist nach vielen Niederlagen stark unter Druck geraten. Mitschuld am Wahldebakel in Zürich sei SRF: «Das Staatsfernsehen hat aus dem Klimastreik eine nie dagewesene Propagandaschlacht gemacht», sagte Rösti in einem Interview, das in den Tamedia-Zeitungen erschienen ist.

HANDOUT - Portrait von Tristan Brenn. Der neue Chefredaktor TV von Schweizer Radio und Fernsehen heisst Tristan Brenn, wie das SRF am Donnerstag, 27. Febrauar 2014 mitteilt. Der bisherige Nachrichtenc ...
Tristan BrennBild: SRF

Nun nimmt SRF-Chefredaktor Tristan Brenn Stellung. Er kontert Röstis Kritik: «Der Klimawandel ist schon länger ein grosses gesellschaftliches und politisches Thema. Der Klimawandel gehört denn auch bei Umfragen immer wieder zu den meistgenannten Themen, die die Schweizer Bevölkerung beschäftigen.»

Bedeutung des Klimas nimmt zu

Tatsächlich zeigt ein Blick auf das Wahlbarometer der SRG, dass das Thema Klima in den Fokus der Wählenden rückt. Top-Thema sind zwar nach wie vor die Krankenkassenprämien. Stark an Bedeutung gewonnen hat in den vergangenen Monaten nebst den Beziehungen zu Europa auch der Klimawandel und zwar von 30 auf 38 Prozent Nennungen. Die Klimapolitik verdrängt dabei sogar die Reform der Altersvorsorge. Das einstige Top-Thema Migration liegt derzeit nur noch auf Platz fünf der grössten politischen Herausforderungen.

Beim CS-Sorgenbarometer 2018 hingegen steht die Altersvorsorge an oberster Stelle vor den Gesundheitskosten. Die Umwelt liegt erst auf Platz fünf der grössten Sorgen der Schweizer Stimmberechtigten. Allerdings hat das Thema im letzten Jahr an Bedeutung gewonnen.

Claudio Zanetti, Nationalrat SVP, haelt das Buch "No Billag?" von Roger Schawinski an der Podiumsdiskussion zur "No Billag" zwischen den Gruenen und der SVP, fotografiert am Donner ...
Claudio ZanettiBild: KEYSTONE

Brenn sagt, im Sinne des Service Public sei es selbstverständlich, dass sich auch SRF in seiner Berichterstattung mit diesem drängenden Thema und der jüngsten Entwicklung rund um die Klimastreiks annehme – dies aber stets unabhängig und kritisch. Als Beispiel nennt er die «Arena»: «Die jungen Klimaschützer wurden mit den schärfsten politischen Gegnern und deren Argumenten konfrontiert.» In der Sendung war auch die SVP vertreten und konnte ihren Standpunkt darlegen. In der besagten «Arena» vor knapp zwei Wochen diskutierte der Zürcher SVP-Nationalrat Claudio Zanetti mit.

Europa, nicht Klima

SVP-Exponenten wie Roger Köppel und Christoph Mörgeli kritisierten insbesondere den «Rundschau talk» mit GLP-Fraktionschefin Tiana Angelina Moser, der nur wenige Tage vor den Zürcher Wahlen ausgestrahlt wurde.

GLP-Fraktionspraesidentin Tiana Angelina Moser, spricht mit Journalisten waehrend einer Stellungsnahme zu den Bundesratswahlen, am Dienstag, 27 November 2018 am Rand der Wintersession der Eidgenoessis ...
Tiana Angelina MoserBild: KEYSTONE

Brenn sieht darin kein Problem, wie er sagt: «Frau Moser ist als nationale Politikerin zu nationalen Themen befragt worden – so wie es der «Rundschau talk» als Gesprächsformat zur Session vorsieht. Sie kandidierte nicht bei den Zürcher Wahlen und diese waren in der Sendung auch kein Thema.»

Auch die Klimapolitik sei kein expliziter Themenblock im «Rundschau talk» gewesen. Im Zentrum sei klar die Europapolitik gestanden: «Moser wurde in die Sendung eingeladen, weil sie als Aussenpolitikerin eine wichtige Akteurin beim Rahmenabkommen ist. Im Sinne der Meinungsbildung war es ein bewusster Entscheid, nicht die Bundesrats- und Polparteien zu berücksichtigen, sondern eine Vertreterin der Mitte», sagt Brenn.

Roland Rino Buechel (SVP-SG) spricht im Nationalrat, waehrend der Wintersession der Eidgenoessischen Raete, am Donnerstag, 15. Dezember 2016, in Bern. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
Roland Rino BüchelBild: KEYSTONE

Und er fügt an, dass die Positionen der GLP im «Rundschau talk» kritisch hinterfragt worden seien, wobei auch Vertreterinnen und Vertreter von SP, FDP und SVP zu Wort kamen. Für die SVP sprach Nationalrat Roland Rino Büchel. Mit Kritik an der europapolitischen Haltung von Tiana Angelina Moser hielt er sich aber zurück. Er bezeichnet die GLP-Position als «sehr ehrlich». Die GLP sei, im Gegensatz zu anderen Parteien, seit Beginn der Diskussion klar.

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Die SVP des Kanton Zürich hat sich nach der Wahlschlappe vom Sonntag in versammelt, um ihre Wunden zu lecken. Dabei haben SVP-Bundespräsident Ueli Maurer und Regierungsrat Ernst Stocker Klartext geredet. Video: © CH Media Video Unit
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Mit Zangen-Plakaten gelang es Christoph Blocher und der SVP, am 6. Dezember 1992 den Beitritt zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) zu bodigen.
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61 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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FrancoL
27.03.2019 00:06registriert November 2015
Es ist störend wie die SVP das SRF beschuldigt, geisselt und erst noch deren Einkünfte als Erpressung zu Hilfe nimmt. Erinnert mich immer mehr an die Glanzzeiten von Berlusconi in Italien, aber der hatte wenigstens den Anstand eine eigenes TV auf die Beine zu stellen.
Die SVP zeigt in der Niederlage ihre wirkliche Fratze und es ist eher eine hässliche.
Anstelle sich einmal selbst wenigstens ein bisschen zu hinterfragen wird in bester populistischer Natur den anderen die Schuld in die Schuhe geschoben.
Und das soll nun eine Staats tragende Partei sein?
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Ökonometriker
27.03.2019 06:04registriert Januar 2017
SRF ist zwar tendenziell Links aber wurde in den letzten 20 Jahren allen Statistiken zu folge nicht linker. In derselben Zeitspanne erlebte die SVP sagenhafte Gewinne aber eben auch Verluste.
Der Einfluss des Staatsfernsehens dürfte dabei sehr gering bis inexistent sein. Empirisch belegbar ist er jedenfalls nicht.
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hämpii
27.03.2019 07:42registriert Dezember 2018
Wieso verwundert mich dieses Verhalten seitens der SVP nicht? Tatsachen und Fakten gekonnt ignorieren und dann den anderen die Schuld für die eigene Ignoranz geben...
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