Christoph Blocher bezeichnete man sie einst als «Stosstrupp der Unabhängigkeit und Bollwerk der Neutralität». Für die öffnungswillige Linke ist es ein stockkonservativer Verein – die Aktion für eine unabhängige und neutrale Schweiz (Auns). Unter Blocher erreichte die nationalkonservative Bewegung in den 1990er-Jahren ihren Höhepunkt: Nein zum EWR, Nein zu den Blauhelmen, Nein zu neuen Staatssekretären. Wenn die Auns das Wort erhob, zitterten in Bundesbern die Beamten und Behörden.
Heute zittert niemand mehr, wenn die Auns etwas sagt. Die meisten hören nicht mehr mal hin. Mit dem Abgang von Blocher in den Bundesrat häuften sich die politischen Niederlagen. Hinzu kommen Geldsorgen. Wenn Auns-Präsident Lukas Reimann in zwei Wochen die Mitgliederversammlung eröffnet, legt er ein rekordtiefes Budget vor.
Gerade noch 755'000 Franken plant die Auns, dieses Jahr auszugeben – das ist beinahe 40 Prozent weniger als vergangenes Jahr. Dabei ist es nicht so, dass es der Auns an Aufgaben mangeln würde: Am 19. Mai stimmt die Schweiz über die Waffenrichtlinie der EU ab. Die Konsultation zum Rahmenabkommen mit der EU ging diese Woche zu Ende. Und im Oktober droht die rechtsbürgerliche Mehrheit im Nationalrat verloren zu gehen. Und doch nimmt man die Auns kaum wahr.
Die Zurückhaltung ist vor allem den Finanzen geschuldet. In den vergangenen fünf Jahren reihte sich Verlust an Verlust, inzwischen hat die Organisation fast die Hälfte ihres Vermögens verbrannt. Auns-Präsident Reimann versucht, das Steuer nun mit einem Sparprogramm herumzureissen. Symbolhaft war der Umzug der Geschäftsstelle. Logierte die Auns einst im teuren Botschaftsquartier in Bern, hat sie sich kürzlich ins Berner Oberland nach Lauterbrunnen zurückgezogen.
Reimann sagt: «Wir wollen dieses Jahr unbedingt raus aus den roten Zahlen.» Den Rückgang der Einnahmen führt er darauf zurück, dass viele Unterstützer der ersten Stunde verstorben sind. Der Bestand der Mitglieder sei zwar stabil, beteuert er. «Viele Jungen bezahlen aber einfach ihren jährlichen Mitgliederbeitrag und nicht mehr jeden Monat 1000 Franken wie einige Kämpfer der ersten Stunde.»
Von einem Bedeutungsverlust will Reimann trotzdem nichts hören. «Die Auns ist neben der SVP weiterhin die mit Abstand wichtigste Organisation im rechten Lager», sagt der St. Galler SVP-Nationalrat. In seinen Augen kämpft die Auns «mit voller Kraft» gegen das neue Waffenrecht wie auch den Rahmenvertrag. «Wenn das in der Öffentlichkeit nicht so rüberkommt, hängt das vor allem daran, dass uns die Medien schneiden», sagt Reimann.
Der Niedergang der Auns hat paradoxerweise auch mit dem Erfolg der SVP zu tun. Seit sich die Blocher-Linie national durchgesetzt hat, sind die Differenzen zwischen Auns und SVP verschwunden. Blocher betont zwar emsig die Bedeutung der Auns. Seine Taten sprechen allerdings eine andere Sprache. Für den Kampf gegen das Rahmenabkommen gründete er sein eigenes Komitee «EU No». Um den Widerstand auf eine breitere Basis zu stellen, behauptet Blocher. Weil er nicht mehr an die Auns glaubt, sagen andere.
Auch bei anderen Themen macht Blocher der Auns das Leben schwer. Als die Auns bereits entschieden hatte, eine Initiative gegen das Schengen- Abkommen zu lancieren, gab Blocher ihr den «väterlichen Rat», sich prioritär dem Rahmenabkommen zu widmen. Nur: Genau bei diesem Thema hatte Blocher die Auns mit der Gründung seines Komitees an den Rand gedrängt. Bei der Initiative gegen die Personenfreizügigkeit steht die SVP der Auns ebenfalls vor der Sonne. Und das, obwohl es die Auns war, die als Erste eine Initiative zur Kündigung des Freizügigkeitsabkommens angekündigt hatte.
Braucht es die Auns überhaupt noch neben der SVP? Reimann bejaht vehement. «Wir treiben die SVP an», sagt er. «Beispielsweise gäbe es die Initiative zur Einschränkung der Personenfreizügigkeit nicht ohne uns.» Reimann räumt ein, dass das Verhältnis zur SVP eine stete Herausforderung sei. «Vielleicht waren wir in den vergangenen Jahren in einigen Fällen zu nachgiebig.» Er gibt sich indes unverdrossen positiv: «Wenn es darauf ankommt, wird man von der Auns hören.»
Wie oft liest man so einen Text durch um sicherzustellen, dass nirgends Anus steht?
Wie oft denkt man „einmal kann ich es stehen lassen und die Autokorrektur schuldig sprechen“?
Der Lieblingssündenbock der SVP...
Die "Generation Reduit" stirbt halt weg.