Handelte es sich nicht nur um ein Umfrageergebnis, es wäre die grösste Verschiebung in der politischen Tektonik der Schweiz seit 1999: Die SVP stürzt nach der verlorenen Durchsetzungsinitiative in ein Tief und wird von der wiedererstarkten FDP in der Wählergunst überholt.
Wäre Ende Februar in der Schweiz gewählt worden, hätten die Freisinnigen mit einem Wähleranteil von knapp 25 Prozent am meisten Stimmen gewonnen. Das geht aus einer Umfrage des Forschungsinstituts gfs.bern hervor, über die der «SonntagsBlick» berichtet.
Das Institut stellte 1103 Personen, die am 28. Februar an der Abstimmung über die SVP-Durchsetzungsinitiative teilgenommen hatten, die Frage: «Wenn nächstes Wochenende Wahlen wären, welcher Partei würden Sie Ihre Stimme geben?»
Die Fehlermarge bei der Umfrage beträgt 2,6 Prozent.
Gemäss dem Institut ist der Hauptgrund für die gemessenen Veränderungen nicht das Wechselwählen – dieser Faktor sei «ausgesprochen gering» ausgefallen. Vielmehr seien die Veränderungen «eine Folge der speziellen Mobilisierung».
Tatsächlich gab es bei der Abstimmung zur SVP-Durchsetzungsinitiative mit über 63 Prozent eine Rekordbeteiligung. An den letzten Nationalratswahlen im Herbst hatten dagegen nur 48,5 Prozent der Stimmberechtigten teilgenommen. Von denen, die im Herbst nicht gewählt hatten, aber im Februar zur Abstimmung gingen, würde laut der Umfrage eine klare Mehrheit ihre Stimme der FDP geben.
Dies zeige, sagte Gfs-Leiter Claude Longchamp dem «SonntagsBlick», «dass gerade bei der FDP die Mobilisierung massgeblich ist» und «Spielraum nach oben besteht».
Der abtretende FDP-Chef Philipp Müller gab sich im «SonntagsBlick» vorsichtig: Bei dem Umfrageergebnis handle es sich nur um eine Momentaufnahme. Doch ein grosser Teil der Bevölkerung, sagte Müller, habe «die eigenständige FDP-Position im Bereich der Ausländerpolitik» wahrgenommen und mitgetragen.
Daher sieht der Aargauer Freisinnige Grund zum Optimismus: «Unser Potenzial bei Wahlen ist enorm gross», sagte Müller der Zeitung. Er hoffe, dass die FDP diesen Schwung bis zu den nächsten Wahlen mitnehmen könne. (dhr)