Am Sonntag hat er es doch noch getan. Der Aargauer SVP-Nationalrat Andreas Glarner entschuldigte sich im «Sonntalk» auf Tele Züri bei der jungen Zürcher Lehrerin. Was er getan habe, sei nicht korrekt gewesen.
Am Dienstag hatte er ihre Handynummer auf Facebook veröffentlich und dazu aufgerufen, ihr mitzuteilen, «was man davon hält». Die Lehrerin hatte Eltern darauf hingewiesen, dass für muslimische Kinder am Tag des Fastenbrechens schulfrei ist und sie dafür keinen Jokertag einsetzen müssen. Diese Regelung hatte sich die Lehrerin nicht etwa selbst ausgedacht. Sie steht so im Zürcher Schulgesetz.
Glarner – der Austeiler – musste letzte Woche vor allem selber Kritik einstecken. Der Stadtzürcher Schulvorsteher Filippo Leutenegger (FDP) stellte sich hinter die Lehrerin und äusserte sein Befremden über Glarners Verhalten. Der Angriff sei «nicht nur ungerechtfertigt, sondern auch unhaltbar».
Die Zürcher Bildungsdirektorin Silvia Steiner (CVP) bezeichnete Glarners Verhalten als «inakzeptabel». Er überschreite «jegliche Form von politischem Anstand und Fairness». Die Bildungsdirektion werde die Lehrerin unterstützen falls sie rechtliche Schritte in Erwägung ziehe.
Glarners Entschuldigung findet Steiner «eher halbherzig», wie sie am Montag gegenüber «Radio Top» sagte. Auf Social Media, auch auf seinem eigenen Facebook-Account, wurde Glarner heftig und häufig kritisiert.
Hat die Aktion also dem SVP-Nationalrat geschadet – gerade im Hinblick auf die Wahlen im Herbst? Politologe Mark Balsiger meint, Glarners Aktion sei kalkuliert gewesen, gerade im Hinblick auf die Wahlen im Herbst. «Wir sind in einem Wahljahr. Die Politiker wissen natürlich, dass jene, die in den Schlagzeilen sind, einen Vorteil haben», sagt er zu Tele Züri.
Er beobachte Glarner seit 15 Jahren. «Was er macht, hat eine Systematik. Er polemisiert, provoziert oder stellt jemanden an den Pranger.» Mit der Folge, dass man mehrere Tage über ihn rede. «Ich glaube, er profitiert davon.»
Es gebe schon Einzelne, die in den Strudel der Medien gerieten und sich nicht retten könnten wegen eines einmaligen Vorfalls. Andere wie Glarner lösten einen solchen Strudel selbst aus und wüssten, wie man ihn steuere. «Da ist relativ viel Erfahrung vorhanden.» (nla/pz)
Mehr Publizitât hat er nicht verdient.