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Wer wird Nachfolger von Präsident Albert Rösti?

SVP-Kandidat Mike Egger beantwortet Fragen nach dem Wahlausgang der Staenderatswahlen in St. Gallen am Sonntag, 10. Maerz 2019. KEYSTONE/Walter Bieri)
Jung und ambitioniert: Mike Egger.Bild: KEYSTONE

Wer wird Nachfolger von Präsident Albert Rösti? Ein Jung-SVPler will das «Feuer entfachen»

Er ist erst 27 Jahre alt – und überlegt sich dennoch eine Kandidatur als SVP-Präsident: Mike Egger. Der St. Galler Nationalrat hat auch schon eine Vision für eine SVP der Zukunft.
06.01.2020, 13:20
Othmar von Matt / ch media
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Als klare Favoriten auf die Nachfolge von SVP-Präsident Albert Rösti gelten vor allem zwei Parlamentarier: Nationalrat und Landwirt Marcel Dettling (SZ) und Nationalrat und Banker Thomas Matter (ZH). Viele Parlamentarier hätten gerne Dettling, 38, als Präsidenten, wegen seiner bodenständigen und gewinnenden Art. Der innere Zirkel der Partei hingegen scheint auf Matter, 53, zu setzen, wie die Zeitungen der Tamedia schrieben.

Doch es gibt da auch noch Mike Egger. Mit 27 Jahren ist der Nationalrat und Fleischfachmann - sprich Metzger - der mit Abstand jüngste mögliche Kandidat für das Präsidentenamt der grössten Partei der Schweiz. Chancenlos ist Egger nicht. Immerhin soll auch bei der SVP des Kantons Zürich mit Benjamin Fischer am Dienstag ein erst 28-Jähriger Präsident werden.

«Sag niemals nie», hielt Egger fest, als er nach seinen Ambitionen für das Amt befragt wurde. Den Satz wiederholt Egger auch im Gespräch. Und er fügt hinzu: «Parteipräsident ist eine spannende Aufgabe.»

Der Senkrechtstarter im Parlament

Zwar wurde Egger erst im März 2019 als Nationalrat vereidigt. Er war nachgerutscht als Nachfolger von Toni Brunner, SVP-Präsident von 2008 bis 2016. Egger gilt als Senkrechtstarter im Parlament. Und er hat sich schon intensiv damit auseinandergesetzt, wo ein neuer Präsident ansetzen müsste.

«Ich habe eine klare Vision, was man noch verbessern könnte», sagt Egger. Die behalte er im Moment aber noch für sich. Er habe schon als Nationalrat vieles hinterfragt und intern den entsprechenden Stellen mitgeteilt, was geändert werden könnte. «Nur wer seine eigene Arbeit permanent hinterfragt, kann sich auch verbessern.»

Egger betont, die SVP sei in einem «sehr soliden Zustand». Albert Rösti habe «hervorragende Arbeit» geleistet. Der neue Präsident oder die neue Präsidentin müsse aus seiner Sicht viel Zeit mitbringen «und das Feuer in der Partei und an der Basis noch mehr entfachen», betont er. «Er muss die Begeisterung in den Kantonen wieder wecken.» Es sei zudem sehr wichtig, «dass wir alle am gleichen Strick ziehen, Partei und Land gemeinsam vorwärts bringen». Egger: «Wir sollten wieder stärker als Verbund arbeiten. Wir sind ein Team und nicht Einzelspieler.»

Das Gipfeltreffen an der Viehschau

Vor kurzem hatte sich Egger am Rande einer Viehschau mit dem Schwyzer Nationalrat Marcel Dettling, mit Nationalrätin Esther Friedli und mit Ex-Präsident Toni Brunner getroffen, Friedlis Lebenspartner. «Dabei witzelten wir auch über die Präsidenten-Wahl bei der SVP», sagt Egger - und lacht. Brunner kennt er, seit er 14 Jahre alt ist.

«Wir witzelten auch über die Präsidenten-Wahl»: Die Nationalräte Marcel Dettling, Esther Friedli und Mike Egger (von links) an einer Viehschau.
«Wir witzelten auch über die Präsidenten-Wahl»: Die Nationalräte Marcel Dettling, Esther Friedli und Mike Egger (von links) an einer Viehschau. bild: ch media

Er werde nun noch Gespräche mit verschiedenen möglichen Kandidaten führen, sagt Egger. «Damit wir uns zuerst intern besprechen können.» Es sei wichtig, dass es eine gute Auswahl an Kandidaturen gebe. «Die SVP hat viele Leute, die es machen wollen», sagt Egger. «Entscheidend ist aber letztlich: Wer ist heiss? Wer brennt für dieses Amt?»

Egger äussert sich, im Gegensatz zu allen anderen potenziellen Kandidierenden, erstaunlich offensiv. Bis zur Kadertagung der SVP in Bad Horn dürfte sich kein Kandidat und keine Kandidatin explizit outen. Der Anlass findet am Freitag und Samstag statt. Geladen sind auch sämtliche Parlamentarier. Er werde «sicher nicht» vor Bad Horn entscheiden, betont etwa Marcel Dettling, Mitglied des Parteileitungsausschusses.

«Noch am Verdauen des Rücktritts von Albert Rösti»

Auch Thomas Matter, ebenfalls Mitglied des Parteileitungsausschusses, wartet Bad Horn ab. «Ich bin noch immer am Verdauen des Rücktritts von Albert Rösti», sagt er. «Es widerstrebt mir fast ein bisschen, mir schon Gedanken zu machen über seine Nachfolge.»

Persönlich finde er, hält Matter fest: «Je länger Albert Rösti im Amt war, desto besser machte er seinen Job. Jeder Präsident braucht seine Anlaufzeit. Und Präsident der grössten Partei zu sein ist ein unglaublich harter Job.» In Bad Horn gehe es nun darum, «eine Auslegeordnung zu machen».

Wie das Evaluationsverfahren aussieht, entscheidet die SVP an der Sitzung des Parteileitungsausschusses vom 10. Januar. Danach können die Kantonalparteien Kandidierende bis am 1. Februar melden. Die Wahl des Präsidenten findet an der Delegiertenversammlung vom 28. März statt.

Oder der neuen Präsidentin. Denn zurzeit ist auch noch eine Frau im Rennen: Nationalrätin Sandra Sollberger (46, BL), Mitglied des Parteileitungsausschusses. Und dazu natürlich noch verschiedene weitere Männer - wie etwa Ständerat Werner Salzmann (57, BE) und Nationalrat Franz Ruppen (48, VS). (aargauerzeitung.ch)

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28 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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FITO
07.01.2020 00:34registriert April 2019
Mit "Feuer entfachen" haben sie ja reichlich Erfahrung in der rechten Ecke.
Nach dem Röster Ölbert will jetzt der Wurster Michu seine braunen Würstchen grillen und vermehrt gegen Ausländer Hetzen, so wie sein geschmackloses Wahlvideo von 2015 zeigt.
Bleibt zu hoffen dass es uns zuletzt nicht wie Australien geht, von wegen der Ignoranz dieser Sekte gegenüber den wichtigen Themen unserer Zeit.
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domin272
06.01.2020 15:17registriert Juli 2016
Ich hoffe, dass es Matter wird, denn ich denke nicht, dass sonst irgendeine Hoffnung besteht, dass zumindest einem Teil der SVP-Wähler klar wird wer da eigentlich im Hintergrund die Strippen zieht und was deren Motive wirklich sind, nämlich die Gesellschaft in Arm und Reich, Mächtig und Machtlos zu spalten und eine neue Art des Sozialdarwinismus zu etablieren. Die SVP sagt immer sie wolle den Mittelstand schützen, in Tat und Wahrheit will sie nur das die Reichen gar nichts mehr zahlen und dem Mittelstand seine miesen Löhne geradeso reichen weil man alles Soziale zusammenzustreichen gedenkt...
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Wendy Testaburger
06.01.2020 13:46registriert November 2018
Schadet sicher nicht den Toni als Freund zu haben wenn man scharf auf dieses Amt ist.
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