Der WM-Final der Frauen in Frankreich war der Abschluss intensiver Wochen für den Frauenfussball: Ob politische Statements von Spielerinnen, mediale Diskussionen und Analysen zum weiblichen Fussball oder Tweets von US-Präsident Trump – die Frauen-WM hat den Nerv der Zeit getroffen.
Auch wenn die Schweiz nicht von der Partie war, sorgte das Turnier auch hierzulande für Debatten. Noch bevor die WM begann, lancierte die Winterthurer Fussballerin und SP-Kantonsrätin Sarah Akanji mit Parteikollegen eine Petition. Sie forderte, dass das Schweizer Fernsehen nicht nur einzelne, sondern alle Spiele live zeigt.
Am Tag des WM-Finals verschickte sie bereits die nächste Forderung. In einem Brief an den Schweizer Fussballverband (SFV) stellte sie vier Forderungen für die Förderung des Frauenfussballs. Akanji fordert:
Akanji verfolgte den WM-Final live in Lyon, jetzt will sie weiterkämpfen: «Der Frauenfussball hat durch die WM einen grossen medialen Aufschwung erlebt. Aber jetzt müssen wir weitermachen und den Boom nicht abflachen lassen», sagt die Fussballerin und Schwester vom Profi-Fussballer Manuel Akanji. «Wir wollen mit dem Brief dem SFV Druck machen, damit der Frauenfussball den Platz und Respekt bekommt, den wir verdienen.» Und das hänge auch mit den finanziellen Mitteln zusammen. «Der SFV muss mehr in den Frauenfussball investieren», fordert Akanji.
Hier sieht sich der Schweizer Fussballverband (SFV) bereits an seinem Limit. «Wir investieren bereits jährlich über vier Millionen Franken in den Frauenfussball», sagt SFV-Sprecher Marco von Ah. Der Frauenfussball sei auf dem Werbemarkt einfach zu wenig lukrativ und dieser erkenne das Potential des Sports noch nicht. «Deshalb sind wir seit Längerem auf der Suche nach einem grossen Presenting-Sponsor für die Schweizer Meisterschaft.»
Doch auch wenn das Schweizer Nationalteam an der Weltmeisterschaft mitgespielt hätte, bis zur Schlussphase hätten sie es nicht geschafft. «Da herrscht ein anderes Leistungsniveau. Die USA ist eine Profitruppe, sie trainieren fast wie ein Klubteam», sagt von Ah. Hier sieht Sarah Akanji das Problem: «Für die Schweizerinnen ist es gar nicht möglich, an ein solches Niveau heranzukommen, denn Profi-Fussballspielerinnen müssen neben täglichen Trainings normal arbeiten.» Vom Zeit-Leistungs-Problem berichtet auch Tatjana Haenni, Frauenfussball-Ressortleiterin beim SFV. In einem Interview mit der Sonntagszeitung sagt sie: «Viele hören mit 22 Jahren auf, weil sie müde sind. Beruf, Karriere, Schule...und siebenmal pro Woche Training. Nach ein paar Jahren setzen sie ihre Prioritäten auf das private und berufliche Leben.»
Deshalb fordert Akanji in ihrem Brief auch mehr Lohn für Spitzen-Fussballerinnen. Diese Forderung will der SFV nicht kommentieren und verweist auf die einzelen Klubs.
Trotz allem: Die Anzahl Spielerinnen hat in den letzten zehn Jahren stetig zugenommen. Bereits vor der Frauen-WM stieg die Zahl steil an.
Als nächstes wolle man sich mit dem SFV an einen Tisch setzen und die Forderungen besprechen. Ob es zu einem Streik bei den Frauenfussballerinnen kommt? «So etwas ist nicht geplant. Noch nicht», sagt Akanji.
Anmerkung: In einer früheren Version dieses Artikels wurde die Grafik zur Anzahl der Fussballerinnen anders dargestellt. Mittlerweile wurde der Ausschnitt angepasst. Wir entschuldigen uns für allfällige Missverständnisse!