Die Altstadt von Zürich sieht aus wie ein Kiffer-Paradies. In gefühlt jedem zweiten Schaufenster wird Werbung für Hanf gemacht. Schweizer Hanf. Das selbe Bild auch in Genf, Basel, Bern und an vielen Orten mehr. Sogar die ersten Schweizer Coffee-Shops haben ihre Tore geöffnet. Und neuerdings gibt es Hanf auch ganz legal im Denner und im Spar zu kaufen.
In der einen oder anderen Schweizer Fussgängerzone wähnt man sich schon fast im legendären Sündenviertel rund um den Amsterdamer Hauptbahnhof.
Doch nur auf den ersten Blick. Auf Touristen-Horden, die komplett «high» durch die Gassen ziehen und sich in den Strassenecken ihren Space Cakes entledigen, die sie nicht vertragen, trifft man hier nicht. Denn offiziell gehandelt wird in der Schweiz lediglich Gras mit einem THC-Gehalt von unter einem Prozent. Was in den hiesigen Shops erhältlich ist, ist Gras, das zwar Cannabidiol (CBD), aber kaum psychoaktives Tetrahydrocannabinol (THC) enthält.
Etwas über ein Jahr ist es her, seit in der Schweiz der Markt für CBD-Gras so richtig anzog. Auslöser war ein Merkblatt des Bundesamtes für Gesundheit (BAG), das die rechtlichen Bedenken der Vertreiber und Produzenten aus dem Weg räumte. Es war der Startschuss zu einem regelrechten Boom, zu einer Marktöffnung, wie sie in der Schweiz nur selten vorkommt.
Vom Run auf die CBD-Produkte sind sogar die Kenner der Szene überrascht. «Das hat so wohl niemand erwartet», sagt Sven Schendekehl vom Verein «Legalize it», der seit über 25 Jahren für eine Hanf-Legalisierung kämpft.
Eine aussergewöhnliche Situation, für die es sich lohnt, etwas genauer hinzuschauen. Wir haben einen Blick hinter die Schaufenster mit den Hanfblättern geworfen; eine CBD-Plantage besucht und einen Händler interviewt. Wir erhielten einen Einblick in eine Welt, die überraschend normal ist.
Der Herbst zeigt sich von seiner schönsten Seite, als wir unser Auto durch den Naturpark Thal lenken. Die Sonne am wolkenlosen Himmel lässt die Farben des Waldes auflodern. Gold, rot, orange. Immer wieder taucht ein Bauernhaus auf, sonst prägen die hügeligen Ausläufer des Juras die Szenerie. Die Gegend ist dünn besiedelt.
Nach einer kurvenreichen Fahrt über den Passwang erreichen wir eine Gemeinde im Grenzgebiet zwischen den Kantonen Jura, Solothurn und Basel-Landschaft. Hier entsteht gerade eine der modernsten CBD-Plantagen der Schweiz. «Sieht alles noch so aus wie auf einer Baustelle», entschuldigt sich Mischa Gribi, als er uns begrüsst. «Wir sind noch nicht lange hier.»
Bereits seit rund zwei Jahren pflanzt Gribi Cannabis an, dessen THC-Gehalt weniger als ein Prozent beträgt, und verkauft es über seine Firma «Marry Jane». Momentan befinden sich die Produktionsstätten an fünf verschiedenen Standorten in der Schweiz. Das soll sich nun ändern, erklärt Gribi. «In den nächsten Monaten wollen wir alle Anlagen hier hinholen.»
Zehn Container sollen es am Ende sein, in denen CBD-Gras produziert wird. Fünf in einer Lagerhalle, fünf im Untergeschoss.
Als wir einen der zwei Container betreten, die bereits in Betrieb sind, laufen wir in eine Wand. Eine Wand aus süssem Duft. Es ist der bekannte Geruch von Cannabis. Die Nase kann keinen Unterschied zwischen stark THC-haltigem und legalem Gras feststellen.
Vor uns strecken sich rund 1000 Pflanzen der künstlichen Beleuchtung entgegen. So viele passen etwa in einen Container. «In einer Woche können wir ernten», freut sich Gribi. Der Hanf trägt bereits jetzt dicke Blüten, sieht kräftig und gesund aus. Dennoch braucht er noch sieben Mal zwölf Stunden Licht, um sich maximal zu entfalten.
Drei, vier Leute werden sich dann um die Ernte kümmern. Mit dabei sind jeweils auch Gribi und sein Geschäftspartner Saliu. «Ich und mein Geschäftspartner haben bereits drei Personen eingestellt», erklärt der junge Unternehmer, «wir packen aber überall mit an, wir sind uns für nichts zu schade.»
Sind einmal alle zehn Container in Betrieb, rechnet Gribi mit einer Ernte von 350 Kilogramm alle zwei Monate. Bei einem Preis von zehn Franken für ein Gramm ergibt dies einen Marktwert von rund 3,5 Millionen Franken. Etwa ein Drittel davon geht in die Kasse des Produzenten. «Wir gehören vermutlich zu den zehn grössten in der Schweiz», schätzt Gribi. Der grösste Profiteur des CBD-Handels ist indes der Bund, wie folgende Grafik zeigt:
An der Decke des Containers sind in regelmässigen Abständen Beleuchtungen montiert. «Ich kann sie elektronisch nach oben und unten verschieben», sagt Gribi. «Je nach Grösse der Pflanze.» Auch bei der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit wird nichts dem Zufall überlassen, an mehreren Orten hängen Anzeigen. Es herrschen 25,2 Grad in der High-Tech-Anlage und eine Luftfeuchtigkeit von 60 Prozent.
«Manchmal vergisst man total, wo man ist, wenn man hier drinnen beschäftigt ist», scherzt Gribi. «Ob draussen die Sonne scheint, oder ob es regnet, hier drinnen ist es immer gleich.»
Ganz egal ist es dann aber doch nicht, wie das Wetter draussen ist. Denn an einem sonnigen Tag wie heute werden die Plantagen fast ausschliesslich mit Solar-Strom betrieben. Die Photovoltaik-Anlagen seien schon auf dem Dach gewesen, als er sich für dieses Gebäude entschieden habe, erklärt Gribi. «Das war mir wichtig. Denn die Plantagen brauchen extrem viel Strom, was ziemlich teuer ist.»
Doch Gribi suchte nicht nur der Kosten wegen eine Produktionshalle mit Photovoltaik-Anlage. Er möchte gerne so nachhaltig wie möglich produzieren. «Das ist mir wichtig und die Kunden schätzen das.» Auch das Wasser, mit dem die Pflanzen bewässert werden, wird wiederverwendet. «Der Container ist absolut dicht, wir können also das ganze Wasser, das verdunstet, auffangen und nochmals gebrauchen.»
«Wir haben einen Industrieboden einbauen lassen, wir achten ganz genau auf die Hygiene in den Containern», sagt Gribi. Die Qualität ihrer Produkte habe höchste Priorität, da könne man sich keinen Pilzbefall oder dergleichen leisten. Man merkt schnell: Hier sind absolute Profis am Werk.
Gribi lädt uns zu einem Espresso ein, in einem Meeting-Raum, der so in jedem durchschnittlichen Schweizer KMU stehen könnte. «Im Grunde bin ich nichts anderes als ein Gärtner», meint er und gönnt sich einen Schluck Kaffee. «Ich habe sogar eine Versicherung abgeschlossen für meine Plantagen, das ist jetzt bei den grossen Schweizer Versicherern möglich.»
Rund eine Million Franken haben Gribi und sein Partner bisher in die Anlagen investiert. Man habe unter den CBD-Produzenten ein gutes Verhältnis. «Die anderen kommen manchmal vorbei und machen Fotos von meinen Anlagen. Ich habe keine Geheimnisse.» Bei illegalen Anlagen kommt es hingegen immer wieder vor, dass sich verfeindete Konkurrenten gegenseitig gewaltsam die Produktionsmittel streitig machen.
Mit blutigen Banden-Kriegen, wie wir sie etwa in der Netflix-Serie «Narcos» zu sehen bekommen, hat die CBD-Plantage von Gribi etwa so wenig zu tun wie Pablo Escobar mit Johann Schneider-Ammann.
Als wir jedoch das Labor im Keller der Halle betreten, müssen wir unwillkürlich an eine andere Erfolgs-Serie denken. Mehrere hochmoderne Maschinen stehen hier, die Szenerie erinnert stark an «Breaking Bad». Nur steht an den Labor-Geräten nicht der bemitleidenswerte Walter White und produziert Crystal Meth, sondern zwei ausgebildete Chemiker, die an neuen CBD-Ölen tüfteln.
Die Öle sollen vor allem jene Kunden bedienen, die das CBD nicht rauchen wollen, aber dennoch nicht auf den Effekt verzichten möchten. «In unseren Shops kommen vermehrt auch ältere Personen vorbei», sagt Gribi. Am Anfang seien wegen den Hanf-Bildern in den Schaufenstern noch viele etwas skeptisch gewesen, doch das habe sich mittlerweile gelegt.
Personen, die vorher noch nie gekifft hätten, seien plötzlich zu Stammkunden geworden, erzählt Gribi, denn das CBD habe vielen Leuten helfen können. Er berichtet von Kunden, die kein Schlafmittel mehr benötigen, von Personen, die CBD erfolgreich im Kampf gegen den Krebs eingesetzt haben oder von MS-Patienten, die begeisterte CBD-Konsumenten geworden sind. «Wir machen hier etwas Gutes», sagt Gribi nicht ohne Stolz.
Studien über die langfristigen Auswirkungen des CBD-Konsums gibt es noch keine, doch die positiven Feedbacks der Kunden spornen Gribi an. Seit drei Jahren habe er keine Ferien gemacht, erzählt er uns. Er arbeite meistens sieben Tage die Woche, manchmal 15 Stunden am Tag. «Ja, es herrscht eine Goldgräberstimmung.»
Bis jetzt hat Gribi den grössten Teil des Gewinnes gleich wieder reinvestiert, «wir wollen realistisch bleiben, nicht abheben, Schritt für Schritt wachsen.»
Ob er keine Angst vor einer Gesetzesänderung habe, die das CBD wieder verbieten würde, wollen wir von Gribi wissen. Ja klar, diese Furcht sei schon da, allerdings glaube er nicht wirklich daran. Viel eher sei es wohl so, meint der Basler, dass in einigen Jahren auch THC-haltiges Cannabis legalisiert würde. Die positiven Erfahrungen, die man derzeit mit der CBD-Legalisierung mache, würden diesen Trend wohl zusätzlich beschleunigen.
CBD würde er wohl auch dann noch anpflanzen, wenn THC-haltiges Cannabis legal würde, mutmasst Gribi, vermutlich würde er dann beides anbieten. Die Infrastruktur wäre jedenfalls schon da.
Doch soweit ist es noch nicht, vorerst konzentriert er sich ganz auf die Produktion von CBD – und liebäugelt bereits mit neuen Märkten im nahen Ausland. Österreich, Italien, Deutschland, Frankreich; sie alle dürften über kurz oder lang nachziehen und das CBD ebenfalls legalisieren, wenn es nach Gribi geht. Mit einem Lächeln fügt er hinzu: «Wir sind auf jeden Fall bereit.»
Szenenwechsel. Wir treffen Jeff in einem Cafe in der Zürcher Innenstadt. Die Sonne senkt sich gerade hinter den Büros der Grossbanken, ein weiterer Herbsttag mit Postkarten-Wetter neigt sich dem Ende zu. Unser Gesprächspartner ist das, was man im Drogen-Business wohl als «Dealer» bezeichnen würde, weil er aber im CBD-Geschäft tätig ist, nennt er sich einfach «Zwischenhändler».
Jeff*, du hast seit kurzem einen neuen Nebenjob. Was machst du genau?
Eigentlich ist es momentan mehr als nur ein Nebenjob, ich habe gerade meine eigene Firma gegründet und das Studium für ein halbes Jahr ausgesetzt.
Du verkaufst CBD-Cannabis, richtig?
Ich bin der Zwischenhändler, der Distributor. Ich bekomme das CBD vom Produzenten und versuche es dann an den Endverkäufer zu bringen.
Wer konsumiert euer Produkt?
Zum einen sind das sicher Kiffer, die nicht mehr nach jedem Joint gestoned sein möchten. Dank des CBDs müssen sie nicht auf den Cannabis-Geschmack verzichten, können aber trotzdem einen klaren Kopf behalten. Der grösste Teil unserer Kunden ist zwischen 25 – 35 Jahre alt.
Und zum anderen?
Wir haben auch viele Leute, die CBD konsumieren um besser entspannen zu können. Viele konsumieren es zum Beispiel auch vor dem Schlafen. Ob diese vorher schon gekifft haben, kann ich nicht sagen, wahrscheinlich aber schon. Die älteren Leute haben halt oft auch nicht mehr die Kontakte, um sich illegales Cannabis zu organisieren. Da ist es natürlich toll für sie, wenn sie es nun legal an einem Kiosk kaufen können.
Wie viel verdienst du als Zwischenhändler auf ein Päckchen?
Für ein Päckchen, das zwei Gramm beinhaltet, bezahle ich 15 Franken und kann es für 18 Franken weiterverkaufen.
Das lohnt sich eigentlich nur, wenn du in grossen Massen verkaufen kannst. Zahlt sich das aus für dich?
Ja, mittlerweile kann ich sogar davon leben. In den Sommermonaten lief das Geschäft sehr gut, ich konnte da viele Shops akquirieren. Das war eigentlich der Grossteil der Arbeit. Jetzt rufen die mich einfach an, wenn sie neues Material brauchen. Dann muss ich nur noch auf die Post gehen und das CBD verschicken. In den ersten zwei Oktober-Wochen habe ich bereits 2000 Franken verdient.
Und das versteuerst du alles?
Ja klar. Zusätzlich wird auf jedes Päckchen Mehrwert- und Tabaksteuer erhoben. Kostet ein Säckchen 24 Franken, verdient der Staat etwa acht Franken daran. Deutlich mehr als ich. Ich glaube deswegen auch nicht, dass das CBD plötzlich wieder verboten wird.
Wie reagieren eigentlich die Kiosks auf dein Produkt? Auf den ersten Blick sieht das ja aus wie illegales Cannabis.
Am Anfang reagierten einige schon ziemlich verdutzt, als sie das Cannabis sahen. Mittlerweile kennen das Produkt aber die meisten. Letzte Woche war ich in Genf. Dort bietet quasi jeder Kiosk CBD-Gras an. Die haben meistens schon zwei, drei verschiedene CBD-Sorten im Regal. Das war vor ein paar Monaten definitiv noch anders.
Hast du das Gefühl, dass der Preis gedrückt wird, weil immer mehr Player auf den Markt drängen?
Bis jetzt ist das noch nicht passiert, aber diese Gefahr besteht natürlich.
Ist denn der Markt schon gesättigt?
Eigentlich waren schon von Anfang viele Produkte auf dem Markt, viele importierten das CBD-Gras zunächst vom Ausland. In einigen US-Bundesstaaten ist das ja schon länger legal. Nun kommen aber auch immer mehr Schweizer Cannabis-Sorten auf den Markt. Ja, ich glaube langsam ist der Markt gesättigt. Vor allem in den Sommermonaten ist da sehr viel passiert.
Ist der CBD-Boom Fluch oder Segen für eine komplette Hanf-Legalisierung?
Eher ein Segen. Ich glaube, die eher konservative Bevölkerung akzeptiert Hanf immer mehr. Cannabis-Produkte gibt es plötzlich an gewöhnlichen Kiosks oder im Denner zu kaufen. Hanf wird nicht mehr unbedingt mit etwas Illegalem in Verbindung gebracht.
Hoffen die Produzenten denn auf eine komplette Legalisierung? Und würde man dann die Produktion sofort auf THC-haltiges Gras umstellen?
Ja, wahrscheinlich wünschen sich viele eine komplette Legalisierung, zumal sie schon Hallen besitzen und sofort mit der Produktion starten könnten. Die Grower, mit denen ich zusammen arbeite, haben schon mal weitere Hallen reserviert, falls es zu einer Legalisierung käme. Dann könnten sie die Produktion gleich verdreifachen. Dennoch glaube ich nicht, dass alle ganz umstellen würden. Wie man zum Beispiel in den USA sieht, ist die Nachfrage nach CBD bestehen geblieben, auch nach der kompletten Legalisierung.
Bist du eigentlich noch nie von der Polizei angehalten worden mit dem Auto voller CBD-Gras?
Wenn die Päckchen noch verschlossen sind, ist das sowieso kein Problem. Aber einmal bin ich in der Nähe von Schaffhausen aus Versehen in Richtung Deutschland abgebogen und konnte nicht mehr umdrehen. Am Zoll kam ich dann ziemlich ins Schwitzen, da die Handhabung mit CBD-Gras in Deutschland anders ist als in der Schweiz. Ich habe der Grenzwache dann aber erklärt, dass ich mich verfahren habe. Sie haben das akzeptiert und ich konnte ohne Kontrolle wieder in die Schweiz umkehren.
Was sagen eigentlich die Leute in deinem Umfeld zu deinem neuen Job?
Unter den Jungen ist das kein Problem, die finden das meistens interessant. Meine Eltern haben da schon eher skeptisch reagiert. Mittlerweile verstehen sie es aber auch besser.
Wie weiter also mit der Hanf-Politik in der Schweiz? Soll die aktuelle Regelung Bestand haben? Oder soll auch THC-haltiges Gras legalisiert werden?
Rechtsanwalt Stephan Schlegel, der sich auf das Betäubungsmittelgesetz spezialisiert hat, muss die Euphorie der Legalisierungs-Turbos etwas bremsen.
«Zuerst müssen wohl noch einige Fragen geklärt werden, sonst wird wohl kaum ein mehrheitsfähiger Kompromiss gefunden», sagt Schlegel gegenüber watson. Diese wären gemäss des Rechtsanwaltes:
Eher mittelfristig denkt auch Sven Schendekehl vom Verein «Legalize it». Seit 1991 kämpft er nun bereits für eine Entkriminalisierung des Hanf-Geschäftes, viel geschehen sei seit da noch nicht. «Die Repressionen sind sogar stärker geworden», sagt er.
Dennoch glaubt man bei «Legalize it» weiterhin an eine Legalisierung: Im Frühling dieses Jahres reichte man einen neuen Initiativ-Text dafür ein. Dieser liegt momentan bei der Bundeskanzlei zur Vorprüfung. Sollte alles aufgehen, wird es also frühestens Ende 2019, aber wohl eher 2020 oder später zu einer Volksabstimmung kommen.
Die CBD-Legalisierung findet Schendekehl eine «lustige Sache», eine Lösung sei das jedoch nicht. «Der Schwarzmarkt besteht trotzdem», warnt er. Gemäss Schätzungen der Eidgenössischen Zollverwaltung ist der illegale Handel mit THC-Gras nach wie vor um ein Vielfaches grösser:
Woher nehmen Schendekehl und seine Kollegen die Ausdauer für ihren jahrelangen Kampf? Bei gesellschaftspolitischen Fragen brauche es immer mehrere Anläufe, bis sie Unterstützung beim Volk fänden, erklärt er, «das ist wie damals mit dem Frauenstimmrecht.» Irgendwann klappe es dann schon.
Allerdings sei es mit einer Initiative alleine noch lange nicht getan, führt Schendekehl aus, «wichtig ist dann vor allem auch, wie das Parlament den Verfassungsartikel auslegt und welche Gesetze eingeführt werden».
Doch nicht nur der Vorstoss von «Legalize it» steckt in der Pipeline. Die Grünen haben vor kurzem eine parlamentarische Initiative zur Hanf-Legalisierung eingereicht. Doch darauf setzt Schendekehl keine grossen Hoffnungen. «In der jetzigen Zusammensetzung des Parlamentes hat eine Hanf-Legalisierung wohl nicht allzu viel Chance.» Der Rechtsrutsch bei den letzten Wahlen stimmt ihn skeptisch.
Doch ganz so eindeutig ist die Sache nicht, denn auch viele Politiker der Mitte und auf bürgerlicher Seite sprechen sich für eine Hanf-Legalisierung aus. Einer davon ist Andrea Caroni. «Der Trend geht klar in die Richtung einer Legalisierung», sagt der Appenzeller FDP-Ständerat gegenüber watson. Das würden auch viele seiner Parteikollegen so sehen, nicht zuletzt Neo-Bundesrat Ignazio Cassis.
Die CBD-Legalisierung habe keine Probleme verursacht, so Caroni, «es ist jetzt an der Zeit, dass auch das THC-haltige Gras legalisiert wird».
Tatsächlich: Caroni und Cassis sind nicht die einzigen beiden Politiker, die sich von den bürgerlichen Parteien für eine komplette Legalisierung ausgesprochen haben.
Selbst bei der SVP, die in Drogenfragen sonst eine repressive Linie führt, gibt es Exponenten, die straffreies Kiffen durchaus begrüssen würden. Dazu zählen etwa Natalie Rickli und Lukas Reimann. Beide geben auf Smartvote an, eine Legalisierung «eher» zu befürworten.
Sieht ganz danach aus, als ob es in der Legalisierungs-Frage in den nächsten Jahren zu grösseren Bewegungen kommen könnte. «Immerhin», so freut sich Schendekehl von «Legalize it», «haben wir mit der CBD-Legalisierung jetzt einen Showcase, dass es funktionieren kann.»
...... Hab's.....vergessen!.....