Gestrecktes Gras sorgt seit 2020 wieder vermehrt für Besorgnis. Der Leiter der Suchthilfe-Stelle Contact Nightlife in Bern, Alexandre Brodard, hat es wöchentlich mit Konsumenten zu tun, die sich mit dem synthetisch gestrecktem Cannabis an ihn wenden. «Pro Woche werden uns ein bis zwei Vorfälle gemeldet», sagt er gegenüber dem SRF.
Die neuartige Droge hat vielerlei Nebenwirkungen: Es kann zu Erbrechen, Ohnmacht, Wahnvorstellungen oder in Extremfällen zu Psychosen kommen. Immer wieder sind auch Herzinfarkte aufgetreten. Seit 2016 sind 61 Menschen an den Folgen des Konsums gestorben – laut Experten dürfte die Dunkelziffer um einiges höher sein.
Die Herstellung sei kinderleicht – man brauche nur einen Zerstäuber, um das chemische Gemisch auf die Pflanze aufzusprühen. Das Perfide: Der Unterschied kann nur im Labor festgestellt werden. Die genutzten Substanzen seien bekannt: Sie hätten eine ähnliche psychoaktive Wirkung wie das THC, das naturgemäss im Hanf enthalten sei. Dies sagt Christian Bissig, Chemiker beim Forensischen Institut Zürich, gegenüber dem SRF.
Mit nur einem Kilogramm Wirkstoff können 10 Millionen Joints gedreht werden. Dabei erfolgt die Auftragung nie homogen. Soll heissen: Die Konzentration ist je nach Behandlung unterschiedlich und kann dabei so stark sein, dass eine Überdosis die Folge ist.
In der Schweiz ist Cannabis ohne Rauschwirkung – das sogenannte CBD Gras – legal erhältlich. Weil in den letzten Jahren ein Überangebot entstanden ist, sanken die Preise in den Keller. Durch das Aufsprühen des Synthetik-Mixes kann die Droge für den fünffachen Preis im Schwarzmarkt wieder verkauft werden. Für die Hersteller also ein lukratives Geschäft.
Nicht so für die Konsumenten: Das Rauchen kann tödlich enden. Brodard rät deshalb, den Konsum vorsichtig angehen zu lassen: «Wenn Ihr konsumiert, lasst es langsam angehen. Ein, zwei Züge – dann warten. Nach zehn bis 15 Minuten müsste klar sein, ob es ein gefährlicher Trip wird». (cki)