Schweiz
Digital

Neuer Streit um Handy-Strahlung: 5G-Skeptiker beklagen Bubentrick

ZUR AUFRUESTUNG EINER SWISSCOM MOBILFUNKANTENNE MIT 5G STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES NEUES BILDMATERIAL ZUR VERFUEGUNG --- Markus Bandi, above, and Benjamin Wasem, installation specialist on behalf of S ...
Arbeiter bei der Montage einer 5G-Antenne in Bern.Bild: KEYSTONE

Neuer Streit um Handy-Strahlung: 5G-Skeptiker beklagen Bubentrick

Der Bundesrat lockere den Schutz vor Handystrahlen durch die Hintertüre, kritisieren Antennengegner.
25.04.2019, 08:21
Roger Braun / ch media
Mehr «Schweiz»

Schnell ist es, das Mobilfunknetz der fünften Generation. In zwei Sekunden lässt sich ein Film herunterladen. Doch wird 5G auch bald in der Schweiz verfügbar sein? Seit der Ständerat zweimal Nein gesagt hat zur Lockerung des Strahlenschutzes, sehen die Telekomanbieter den Ausbau des 5G-Netzes gefährdet. Derzeit macht sich eine Arbeitsgruppe Gedanken, wie das ultraschnelle Internet künftig flächendeckend verbreitet werden kann.

Um was geht es? Sendeanlagen der neusten Generation strahlen anders als herkömmliche Antennen. Sie richten die gesteigerte Leistung gezielt auf den aktiven Mobilfunknutzer, während das restliche Umfeld der Antenne deutlich weniger belastet wird.

Der Bundesrat hat deshalb entschieden, für diese «adaptiven Antennen» eine spezielle Rechtsgrundlage zu erstellen. Dürfen herkömmliche Antennen den maximalen Grenzwert für den Strahlenschutz zu keinem Zeitpunkt überschreiten, soll bei adaptiven Antennen «die Variabilität der Senderichtungen und der Antennendiagramme berücksichtigt werden», wie es in der Verordnung heisst, die ab 1. Juni gilt.

Wie die variable Belastung konkret gemessen wird, muss das Bundesamt für Umwelt noch in einer Vollzugshilfe an die Kantone regeln. Klar ist, dass adaptive Antennen mit grösseren maximalen Strahlungen werden operieren können. Die Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz sehen hier ähnlich wie der Verein «Schutz vor Strahlung» ein Einfallstor für die Schwächung des Strahlenschutzes: Markus N. Durrer, der die Umweltschutzorganisation in der Arbeitsgruppe des Bundes vertritt, spricht von einem «Bubentrick» des Bundesrats. Er warnt davor, dass die Verordnungsänderung den Weg frei macht für eine Erhöhung der effektiven Sendeleistung um den Faktor 10 bis 40.

Misstrauen auch im Parlament

Auch Mitglieder des Parlaments sind aufgeschreckt. «Hier wird das Potenzial geschaffen, um den Strahlenschutz empfindlich zu schwächen», sagt der Zürcher SP-Nationalrat Thomas Hardegger. Er befürchtet, dass das Bundesamt für Umwelt unter Druck geraten wird, eine telekomfreundliche Vollzugshilfe zu formulieren. Unverständlich ist für ihn der Zeitpunkt des Entscheids.

«Ich verstehe nicht, wieso der Bundesrat vorprescht, bevor die Arbeitsgruppe im Sommer ihre Ergebnisse präsentiert hat», sagt Hardegger. Für ihn herrscht keine Eile, so komme die 5G-Technologie in der Schweiz ja noch gar nicht zur Anwendung. Eigenartig mutet ihm auch die Art der Kommunikation an. «Kurz vor Ostern, verpackt mit fünf anderen Verordnungen – das lässt vermuten, dass der Bundesrat möglichst wenig Aufsehen erregen wollte», sagt Hardegger.

Neue Messmethoden notwendig

Ganz anders sieht das Peter Grütter, der Präsident des Verbands der Telekomanbieter Asut. «Das ist keine Lockerung durch die Hintertüre, sondern die Anwendung des Vorsorgeprinzips auf eine neue Antennentechnologie», sagt er. Für ihn ist es logisch, dass adaptive Sendeanlagen anders behandelt werden als die herkömmlichen. «Wenn Antennen nicht mehr strahlen wie Giessekannen, muss man die Belastung auch anders messen», sagt Grütter. Es gehe um nichts anderes, als eine angemessene Messmethodik zu finden.

Die Befürchtungen des Vereins «Schutz vor Strahlung» hält er für überzogen. Der Bundesrat habe ja erst entschieden, dass es neue Messmethoden für eine neue Technologie brauche, sagt er. Welche das sein werden, sei Gegenstand von Diskussionen in der Arbeitsgruppe, wo auch Vertreter von Umwelt- und Gesundheitsorganisationen vertreten seien. «Das Klagen auf Vorrat ist unangebracht», sagt Grütter. (bzbasel.ch)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die turbulente Geschichte des Schweizer Mobilfunks
1 / 40
Die turbulente Geschichte des Schweizer Mobilfunks
«Wo biiisch!?» watson präsentiert Meilensteine der Schweizer Mobilfunk-Geschichte.
quelle: keystone / martin ruetschi
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Hier stehen die ersten 5G-Antennen der Schweiz
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
11 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Ökonometriker
25.04.2019 08:57registriert Januar 2017
Sie könnten ja einfach auf 5G-Handys verzichten, da die Feldstärke in unmittelbarer Nähe zum Gerät am stärksten ist (ausser man hat eine Antenne in der Wohnung).
8834
Melden
Zum Kommentar
avatar
Eldroid
25.04.2019 12:56registriert April 2017
5G kann Beam-Forming (Richtstrahl) verwenden. Eine Antenne bestehen aus einer Matrix von vielen Mini-Antennen, z.B. 8x8 Elementen. Diese Matrix-Antenne wird pro Zeit-Schlitz auf einen Teilnehmer gerichtet.

Diese kurzzeitig hohe Leistung wird über die Zeit gemittelt nicht höher sein, als konstant radial ausgestrahlte Leistung.

Elektromagnetische Strahlung hat auf Gewebe erwärmende Wirkung - Gemittelt wird der Mensch der gleichen Erwärmung ausgesetzt sein.


Die "5G-Skeptiker" werden in einem Blindtest keinen Unterschied bemerken.
3613
Melden
Zum Kommentar
avatar
Nik G.
25.04.2019 11:33registriert Januar 2017
Vermultich haben alle diese Skeptiker ihr Smartphone in der Hosentasche oder 10 cm am Gürtel (weil diese 10 cm alle Welt ausmacht) zusätzlich liegt ihr stärker strahlendes Smartphone die ganze Nacht neben dem Bett.......
2715
Melden
Zum Kommentar
11
Schwuler Lehrer musste Primarschule in Pfäffikon ZH verlassen – die Chronologie
Ein 40-jähriger Lehrer unterrichtete seit 2019 als Quereinsteiger an der Primarschule in Pfäffikon ZH. Im Schuljahr 2023/24 kam es zur Eskalation.

Sexualkunde-Unterricht auf Primarstufe ist im Kanton Zürich seit sechs Jahren Pflicht. Dass dies nicht allen gefällt, musste ein Lehrer auf die harte Tour lernen, wie der Zürcher Oberländer / Zueriost aufdeckte.

Zur Story