Spinning-Klassen, Aerial-Yoga, Crossfit oder ganz klassisch Gewichte stemmen: Das alles geht momentan nicht. Denn die Fitness- und Yogastudios der Schweiz sind geschlossen. Der Bewegungsdrang der Bevölkerung dürfte ob der eingeschränkten Bewegungsfreiheit aber grösser sein denn je.
Das haben auch die geschlossenen Betriebe erkannt und erfinden sich deswegen gerade neu. Auf Instagram werden Online-Workouts aller Art für zuhause angeboten. Doch reicht das, um die Coronakrise zu überstehen?
«Wir machen Verluste momentan, klar. Aber auf lange Sicht denke ich, dass wir einen Vorteil daraus ziehen werden», sagt Damien Dupond. Er ist Geschäftsführer des Booster Studios in Zürich. Normalerweise bietet Booster Gruppenlektionen in Intensiv-Pilates, Barre (ein Ganzkörper-Workout, das sich an Figuren und Bewegungen aus dem klassischen Ballett anlehnt) und Stretching an.
Das macht Booster nun immer noch, einfach online. «Wir streamen momentan vier bis fünf Mal pro Woche Workouts über Instagram. Kostenlos.» Die Motivation dahinter sei, mit den Leuten in Kontakt zu bleiben. Bestehende Kunden machen auch einen Grossteil der 30 bis 100 Trainierenden pro Stream aus.
Die Fitnessinstruktoren arbeiten auf freiwilliger Basis, kriegen aber Kurzarbeitsgelder. «Sie machen das gern und schätzen es, mit den Kunden in Kontakt zu bleiben während dieser Krise», sagt Dupond.
Bei der Umsetzung ist Kreativität gefragt, da viele nicht das nötige Equipment, das in den Studios normalerweise bereitsteht, zuhause haben. Also kommen Handtücher, Stühle und sonstige Haushaltsgegenstände zum Einsatz.
«Die Leute sind sehr froh um diese Live-Workouts, wir kriegen unglaublich viel positives Feedback», sagt Damien Dupond. Von positivem Feedback alleine lässt sich eine Firma jedoch nicht aufrechterhalten. Auch Booster nicht. Deswegen würde man in den nächsten Tagen damit anfangen, den Leuten die Möglichkeit zu geben, für die Workouts zu spenden.
Am meisten Sorgen macht Dupond jedoch die Zeit nach dem Lockdown. Booster setze auf Klassen mit einer gewissen Anzahl Personen. Müsse man die Klassen nun aufgrund von Social-Distancing-Regeln um die Hälfte schrumpfen, «dann wäre das verheerend für uns.»
Eine andere Strategie verfolgt Claire Dalloz. Die diplomierte Yogalehrerin bietet ihre Klassen auch online an, jedoch nicht umsonst. Die Yogis zuhause müssen weiterhin für die Klassen bezahlen, allerdings weniger als üblich. Überweisen kann man die Kosten per Twint oder E-Banking.
Die Videos für die Klassen nimmt Dalloz in ihrer Himalaya-Höhle auf. «So nenne ich meinen umfunktionierten Keller», sagt sie lachend. Online-Klassen bergen aber auch ein Risiko. Sie könne ihre Schüler nicht so kontrollieren, wie sie es im Präsenzunterricht machen würde. «Online bleibt mir nichts anderes übrig, als die Übungen einfach vorzuzeigen und möglichst gut zu erklären.» Im Studio laufe sie herum, kontrolliere die Personen und korrigiere gegebenenfalls. Über Zoom funktioniere das nicht.
Trotzdem schätzen ihre Kunden das Online-Angebot. «Ich habe unzählige E-Mails erhalten, die Leute sind sehr dankbar. Es gibt ihnen einen Halt im momentan schweren Alltag.»
Finanziell muss sich Dalloz trotz verminderter Einnahmen keine Sorgen machen. Sie kann der Coronakrise sogar etwas Positives abgewinnen: «Einige Kunden werden weiterhin online ihre Klassen abhalten wollen. Ich habe sogar einen Yogi aus den USA, der bleiben will. Ich glaube, es wird sich einiges ändern in der Yoga-Szene.»