Schweiz
Digital

Swisscom-Chef Urs Schaeppi: «Pannen wird es immer geben»

Swisscom-Chef Urs Schaeppi: «Pannen wird es immer geben»

31.05.2020, 15:4102.06.2020, 08:33
Mehr «Schweiz»
Urs Schaeppi, CEO Swisscom, spricht an der Bilanzmedienkonferenz zum Jahresabschluss 2019, aufgenommen am Donnerstag, 6. Februar 2020 in Zuerich. (KEYSTONE/Ennio Leanza)
Swisscom-CEO Urs Schaeppi.Bild: KEYSTONE

Swisscom-Chef Urs Schaeppi hat nach der vierten Telefonpanne in fünf Monaten keine gemeinsame Ursache für die Störungen ausgemacht. Er begründete die Probleme gegenüber dem «SonntagsBlick» unter anderem mit der Komplexität des Netzes. «Pannen wird es immer geben.»

«Die Ursachen sind unterschiedlich, gemeinsam sind jedoch die Eingriffe in die Netze», sagte der 60-jährige Manager. Diese Eingriffe seien zwingend nötig, weil das Datenvolumen «extrem» wachse und die Anforderungen täglich steigen würden, etwa in Bezug auf die Sicherheit.

Die Eingriffe könnten «mit einem Radwechsel in voller Fahrt» verglichen werden, sagte der Telekomchef. «Wir müssen permanent bei laufendem Betrieb in die Netze eingreifen.» Jeder dieser wöchentlich rund 4000 Eingriffe sei ein Risiko. «Wir müssen jetzt schauen, dass wir das Fuder nicht überladen.»

Bei der jüngsten Panne am Dienstag waren das Telefonieren über Mobilfunk sowie teilweise Anrufe auf Geschäftsnummern bei Swisscom landesweit über Stunden ausgefallen. Gemäss Schaeppi funktionierten allerdings unter anderem Notrufe, Internet und der Nachrichtendienst WhatsApp. Die Blaulicht-Organisationen hätten bestätigt, dass es keine Ausfälle gegeben habe. «Den Grundversorgungsauftrag haben wir nicht verletzt.»

Als Grund für die jüngste Panne nannte die Swisscom Erneuerungsarbeiten im Mobilfunksystem. Dabei führte dem Unternehmen zufolge ein «unerwartetes Software-Verhalten» von Netzwerkkomponenten zu einer Überlast. «Wir haben sehr aufwendig getestet. In diesem Fall trat ein Fehler auf, der beim Testen nicht entdeckt werden konnte», sagte Schaeppi. Live-Situationen könne man nicht vollständig testen, man sehe die Totalität der Effekte erst unter Volllast.

«Gesellschaft muss lernen»

Es handelte sich um die bereits vierte grössere Panne im Swisscom-Netz im laufenden Jahr. Allein im Januar und Februar hatte es drei Unterbrüche innerhalb weniger Wochen gegeben. Dabei waren in den ersten beiden Fällen auch die Notrufnummern nicht mehr erreichbar gewesen. Als Gründe für die Pannen nannte Swisscom unter anderem Hardware-Fehler oder menschliches Versagen.

Swisscom-Kunden müssen auch weiterhin mit Ausfällen rechnen. Wer in solchen Fällen die Swisscom schlechtmache, ziele letztlich an der Realität vorbei, denn denn die Qualität sei «sehr gut», sagte Schaeppi. «Unsere Gesellschaft muss lernen, dass unsere Kommunikationssysteme immer mehr können, Störungen aber nicht auszuschliessen sind.» Swisscom müsse darauf schauen, dass Fehler so wenig wie möglich passierten und die Auswirkungen gering seien.

Bei der Swisscom wurde laut dem CEO nach der letzten Panne eine Taskforce eingesetzt, die sich ausschliesslich um das Thema Netzstabilität kümmern soll. Das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) untersucht die Pannenserie ebenfalls und will später allenfalls Massnahmen ergreifen. Die zuständige Nationalratskommission will die Swisscom-Spitze Ende Juni anhören. (sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die turbulente Geschichte des Schweizer Mobilfunks
1 / 40
Die turbulente Geschichte des Schweizer Mobilfunks
«Wo biiisch!?» watson präsentiert Meilensteine der Schweizer Mobilfunk-Geschichte.
quelle: keystone / martin ruetschi
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Auf Wiederhören! Oder auch nicht
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
28 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
der_Gallier
31.05.2020 09:35registriert Januar 2020
Grundsätzlich ist das was Herr Schäppi sagt sicherlich gerechtfertig.
Die Swisscom hat auch einen grossen Druck die Anforderungen zu erfüllen.
Jedoch beurteile ich als Laie die Kosten und die Nutzbarkeit bei einem Abo und ich hatte bei Sunrise die letzten 2 Jahren keine Probleme mit der Verbindung.
Preis Leistung muss letzlich stimmen.
14510
Melden
Zum Kommentar
avatar
fireboltfrog
31.05.2020 10:17registriert Januar 2018
Bei andern Anbieter im In- und Ausland kommt so was so gut wie nie vor. Im Gegensatz zu gross Städten mit Millionen von Leuten auf engstem Raum, hat es die Swisscom - was Kapazität angeht - eher einfach. Das wir in den Alpen schwierige Bedingungen haben und fast das ganze Land abdecken, hat nichts damit zu tun, dass man im Flachland kein zuverlässiges Netz hin bekommt.
10416
Melden
Zum Kommentar
avatar
Dr. Bender
31.05.2020 12:16registriert Dezember 2019
Was labert der?
Die Gesellschaft muss lernen blablabla?
Soll ich also lernen die notfalldienste per Gedankenübertragung zu erreichen oder was? Gehts nicht noch etwas arroganter, Herr überbezahlter Swisscom chef?
Dann zieht ihr halt wieder kupferleitungen. Wenn ihr nicht mehr wisst wie das geht dann geht bei euren pensionären rat holen.
Ein Saftladen par excellence
7410
Melden
Zum Kommentar
28
9 km Stau vor dem Gotthard ++ Einfahrt auf A2 in Höhe Wassen und Göschenen gesperrt

Bereits eine Woche vor den Osterfeiertagen gab es am Gotthard fast zehn Kilometer Stau. Wie ein Blick in die Vergangenheit zeigt, gehören die Blechlawinen gen Süden und wieder zurück bereits seit mindestens 1987 zur Schweizer Ostertradition.

Zur Story