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Junge CVPler wollen das C weghaben – jetzt nimmt Diskussion Fahrt auf

Junge CVPler wollen das C weghaben – jetzt nimmt die Diskussion Fahrt auf

CVP-Präsident Gerhard Pfister stiess eine öffentliche Diskussion an zum C im Namen der Partei. Vor allem die Jungen wollen es weghaben. Die CVP hiesse dann «Demokratische Partei», sagen sie.
04.01.2020, 08:35
Othmar von Matt / CH Media
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Gerhard Pfister und die Gedanken zum Parteinamen.Bild: KEYSTONE

Es war CVP-Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter, die 2016 vorschlug, das C der CVP solle nicht mehr für «Christlichdemokratisch» stehen, sondern für «Centrum». Aus der «Christlichdemokratischen Volkspartei» wäre damit die «Centrumsvolkspartei» geworden.

Dafür konnte sich Gerhard Pfister, eben zum neuen CVP-Präsidenten gewählt, gar nicht erwärmen. «Ich werde als Präsident alles unternehmen, damit der Name nicht geändert wird», sagte er. «Das C ist eine Chance für uns.»

Dreieinhalb Jahre später ist es nun Pfister höchstpersönlich, der die C-Diskussion lanciert. Wie kam es zu dieser spektakulären Kehrtwende?

«Im Wahlkampf hatte ich viele Reaktionen von Leuten, die unsere konsens- und lösungsorientierte Politik zwar unterstützen, die aber auch sagten, sie könnten keine katholische Partei wählen», antwortet CVP-Präsident Pfister auf die Frage. Und betont: «Auf diese Aussenwahrnehmung unserer Partei, die durchaus christliche Werte wie Solidarität vertritt, deswegen aber nicht konfessionell ausgerichtet ist, müssen wir eine Antwort finden.»

«Als CVPler oder JCVPler kommt man immer wieder in die Situation, dass man das C im Namen erklären muss»

Doch wie wurde sein Vorpreschen in Sachen C aufgenommen? «Ungelogen: Neun von zehn Reaktionen sind positiv», sagt Pfister dazu.

Die Jungen wollen das C nicht mehr im Namen

Es sind vor allem die Jungen, die darauf drängen, dass das C wegfällt. Überraschenderweise gerade die Jungen aus den Stammlanden wie Obwalden und Uri. Vertreter der Jungen CVP Obwalden machten das C zum Thema, als Gerhard Pfister am 12. Oktober im Hotel Kreuz in Sachseln das 100-Jahr-Jubiläum der CVP Obwalden mitfeierte. Die Partei müsse ihren Namen angehen, sie werde zu sehr mit Gott und Kirche in Verbindung gebracht, sagte JCVP-Vertreter Jonas Wolfisberg. Das war eine Woche vor den Wahlen.

«Als CVPler oder JCVPler kommt man immer wieder in die Situation, dass man das C im Namen erklären muss», sagt Cyrill Ettlin, Präsident der Jungen CVP Obwalden. Umso mehr, als er «nicht unbedingt als wöchentlicher Kirchgänger» bekannt sei. «Für mich persönlich steht das C viel mehr für die christlichen Werte, mit denen die meisten von uns aufgewachsen sind.» Viele brächten das C mit der katholischen Kirche in Verbindung, hält auch Tobias Schilter fest, Präsident der Jungen CVP Uri. «In Uri sorgt das besonders bei jungen Leuten immer wieder für Verwirrung.»

Kleber mit dem Parteilogo liegen auf an der Delegiertenversammlung der CVP Schweiz in Langenthal am Samstag, 9. November 2019. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)
Bild: KEYSTONE

Interessant ist, dass Ettlin wie Schilter in ihren schriftlichen Antworten aufs Wort die deckungsgleichen Antworten liefern, wenn es um einen allfälligen neuen Namen der CVP geht. «Ohne das C würden wir nur noch die demokratische Volkspartei heissen, was die CVP aber auch sehr gut beschreiben würde, da bei uns Abstimmungen oft nicht einstimmig ausfallen», halten Ettlin wie Schilter fest. «Die Entscheide werden dann aber trotzdem ganz demokratisch von der ganzen Partei getragen.»

Demokratische Volkspartei? Das ist derselbe Name, den schon CVP-Bundesrätin Viola Amherd in der «Schweiz am Wochenende» nannte. Im Tessin habe die CVP den Buchstaben C «schon lange nicht mehr» im Namen, sagte Amherd. «Sie heisst dort PPD, Partito Popolare Democratico.» Oder, auf Deutsch: Demokratische Volkspartei. Ob das C im Parteinamen stehe oder nicht, spiele für sie keine Rolle. Entscheidend seien die christlichen Werte. «Sie sollen Bestand haben.»

Hinter den Kulissen werden auch Namen wie «Die Mitte – CVP» oder «CVP – die Mitte» diskutiert, in Anlehnung an das Konstrukt «FDP.Die Liberalen». Eine Regionalpartei – die CVP Toggenburg – stieg schon vor vier Jahren mit dem Namen «Die Mitte» in die Kantonsratswahlen. Und die CVP Oberbaselbiet tritt mit einer Mitte-Liste auf, mit BDP und GLP.

Soll die CVP das C streichen?

Nicht alle sehen die Namensdiskussion so locker wie die JCVP-Vertreter oder Viola Amherd. Bündner und Walliser CVP-Vertreter gelten als konservativer. «Ich bin offen für diese Diskussion», sagt der Bündner Nationalrat Martin Candinas. «Bei mir hat das C aber nach wie vor einen hohen Stellenwert.»

Die CVP rang immer mit dem Namen. Die Katholisch-Konservativen, wie CVPler im 19. Jahrhundert hiessen, gründeten 1912 die Schweizerische Konservative Volkspartei (SKV). Sie wurde 1957 in «Konservativ-Christlichsoziale Volkspartei» (KCV) und 1970 in «Christlichdemokratische Volkspartei» (CVP) umbenannt.

Als Müller-Altermatt «Die.Mitte» schützen liess

In der jüngsten Vergangenheit tauchten immer wieder neue Ideen auf für einen Namen ohne C. Nationalrat Stefan Müller-Altermatt liess 2012 die Bezeichnung «Die.Mitte» für die Solothurner CVP vorübergehend markenrechtlich schützen. Und nach den Wahlen 2015 schlug er in einem Gastbeitrag eine neue Partei vor mit dem Namen «Die Moderaten», in der CVP, BDP und GLP ihre Kräfte bündeln sollten.

Wie geht es weiter? «Die zweite Etappe des Strategieprozesses CVP 2025, die das Parteipräsidium aktuell diskutiert, umfasst neben der Professionalisierung und Dynamisierung der Parteistrukturen auch eine ergebnisoffene Analyse der Marke CVP», sagt Präsident Pfister. Dafür will er extern Analysen des C und der Marke «Mitte» durchführen lassen. «Dafür sind wir mit verschiedenen Stakeholdern im Gespräch.»

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132 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Judge Dredd
04.01.2020 09:31registriert April 2016
Ich bin überzeugt, diese Partei würde Unter dem Strich Zuwachs erhalten nach einem Namenswechsel. Ich selbst als agnostischer Atheist habe mich auch schon dabei erwischt, wie ich nach der Auswertung meines Smartspiders und einer hohen Übereinstimmung mit Vertretern dieser Partei dann doch daran gezweifelt habe, ob eine Kandidatin der Partei mit dem C im Namen für mich die richtige Wahl ist.

Das, was die meisten unter den sogenannten „christlichen Werten“ verstehen sind sowieso nichts anderes als moralisch und ethische Grundhaltungen die losgelöst von Religion ihre Berechtigung haben.
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wasylon
04.01.2020 09:23registriert August 2015
Die CVP ganz nach dem Motto "Raider heisst jetzt Twix .... sonst ändert sich nix"
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FrancoL
04.01.2020 09:44registriert November 2015
Es geht doch nicht darum, ob das "C" passt oder nicht, es geht um Inhalte und wenn ich in den letzten Jahren dem Präsidenten etwas genauerer zugehört habe, ist immer wieder das "christliche" Element von ihm betont worden.
Also kann man das "C" belassen, weil es dem Inhalt entspricht.
Um das "C" wegzulassen müsste die Partei sich zuerst richtig neu aufstellen und orientieren, sonst ist das weglassen der "C"s ein Etiquettenschwindel.
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