Was wurde in den letzten Wochen alles über die Beschattungs-Affäre um (seit heute) UBS-Mann Iqbal Khan geschrieben? Und um dessen Streit mit CS-Chef Tidjane Thiam. Von Bäumen, die der eine vor der Villa des anderen pflanzen liess, war die Rede. Von Streit an einer Cocktail-Party und schliesslich von einem Selbstmord des Mannes, der die Überwachung Khans in Auftrag gegeben haben soll.
Jetzt meldet sich also CS-Präsident Urs Rohner zum Thema. In einem Interview mit dem Tagesanzeiger spricht er von «Fehlern, die gemacht wurden». Er hoffe, dass mit der Veröffentlichung der internen Untersuchung jetzt Klarheit über die wichtigsten Punkte herrsche und es wieder ruhiger um die CS werde. Aber er sei auch nicht naiv: «Es wird nicht so schnell ruhig werden», so Rohner.
Auf die Grösse des Rufschadens der CS angesprochen, meint Rohner, dass dies schwer abzuschätzen sei. Natürlich sei ein Rufschaden entstanden.
«Keine Bank will öffentlich am Pranger stehen, schon gar nicht mit einer solchen Geschichte. Es war für mich fast unerträglich einzugestehen, dass wir unseren eigenen Mitarbeiter bespitzelt haben», so Rohner im Tagesanzeiger-Interview. Die Bank würde das nicht gutheissen, es handle sich aber um einen Einzelfall.
Laut der internen Untersuchung sollen nur zwei Personen der CS von der Überwachung Khans gewusst haben: Der operative Chef Pierre-Olivier Bouée und Sicherheitschef Remo Boccali. Da Bouée als die rechte Hand von CS-Chef Thiam gilt, liegt die Vermutung natürlich nahe, dass Thiam selber über die Überwachung informiert war.
Dies verneint Rohner. Thiam habe ihm bestätigt, dass er nichts von dem Auftrag wusste und er sähe «keinen Grund daran zu zweifeln.» Dass es bei einem Unternehmen von der Grösse der CS passiere, dass eine kleine Gruppe ohne das Wissen des Chefs handelt, davor sei niemand gefeit. Da nützten auch die besten Prozesse nichts, meint Rohner.
Er glaube auch nicht, dass Thiam als Bankenchef jetzt geschwächt sei. «Ich habe mit allen Geschäftsleitungsmitgliedern gesprochen – sie stehen alle hinter Thiam.»
Thiam hätte mit der Bank in den letzten Jahren viel erreicht und würde auch noch lange Chef der Bank bleiben. Für Bouée werde das Arbeitsverhältnis «unter Beachtung der üblichen Kündigungsfrist beendet.»
Laut Urs Rohner, CS-Präsident, keine. «Die Beziehung zwischen Iqbal Khan und Tidjane Thiam war für diese Untersuchung nicht relevant.» Beide hätten ihm Anfang Jahr (nach dem die Situation in Thiams Villa anscheinend eskalierte, Anm. d. Red.) versichert, dass sie weiter vernünftig zusammenarbeiten würden. Und beide hätten auch gute Ergebnisse geliefert.
Zum Vorfall in Thiams Villa äussert sich Rohner sehr zurückhaltend, da er nicht dabei gewesen sei. Der Umgang der beiden in der Geschäftsleitung sei jedoch auch nach diesem Vorfall absolut professionell gewesen. Auch wenn die beiden die Vorfälle gegenüber Rohner verschieden geschildert haben. Dies sei jedoch mehr «in der Bewertung des Falls und der Tonalität» gewesen, so Rohner. Und auch mit der Austrittsvereinbarung von Khan sollen alle Mitglieder der Geschäftsleitung zufrieden gewesen sein.
Zu den Gerüchten, dass Khan sich nach der Auseinandersetzung mit Thiam bedroht gefühlt haben soll, will Rohner keine Stellung nehmen.
Fakt sei, dass die Untersuchung des Vorfalls genau prüfte, «ob es andere Motive für den (Überwachungs)Auftrag gab, als zu prüfen, ob Iqbal Khan Kunden und Mitarbeiter abwerben will.» Und das sei nicht der Fall gewesen. Rohner sagt weiter im Tagi-Interview: «Der Auftrag zur Überwachung wurde erst erteilt, als klar wurde, dass Khan zur UBS wechselt. Diese Schlussfolgerung des Berichts ist eindeutig.»
Mitarbeiter und Kunden der Bank würden sich nach dieser ganzen Affäre nicht abwenden, so Rohner. Im Gegenteil, viele Kunden hätten der Bank den Rücken gestärkt. Einige Aktionäre hätten sich gar schon öffentlich für die CS ausgesprochen. «Ich kriege von Kunden recht viel Post. Und es gibt immer ein paar Leute, die auch mal einen nicht so freundlichen Brief schreiben.» Letzte Woche seien es aber weniger als zehn von diesen gewesen.
Der Selbstmord des Mittelmannes mache auch ihn persönlich betroffen, betont der CS-Präsident Rohner. Ob untersucht werde, wer den Namen des Mittelmannes an die Medien weitergab, kann er im Moment noch nicht sagen. «Sofern es Aspekte geben sollte, die für unsere Bank relevant sind, werden wir diese selbstverständlich aufnehmen.» (dac)
...tönt ein bisschen wie bei einem Sportverein: "Der Trainer steht bei uns nicht zur Diskussion "
...wir wissen ja zur Genüge, wie die Geschichte dann oft weitergeht.