Schweiz
Coronavirus

SRG-Umfrage zu Cornavirus: Lockdown-Stimmung bei der Bevölkerung kippt

Federal Councillor Guy Parmelin, centre, discusses with Federal President Simonetta Sommaruga, right, and Federal Councillor Alain Berset before the Federal Council's media conference in the Bund ...
Das Vertrauen in den Bundesrat bleibt mit 63 Prozent hoch. Bild: KEYSTONE

Lockdown-Stimmung kippt: Schrecken vor Pandemie nimmt ab, Angst vor Krise zu

Eine neue Umfrage der SRG zur Coronakrise zeigt: Die Stimmung bei den Menschen kippt. Die Angst vor den wirtschaftlichen Konsequenzen wächst.
07.05.2020, 18:32
Mehr «Schweiz»

Die Stimmung in der Bevölkerung kippt offenbar nach sieben Wochen Corona-Notrechtsregierung durch den Bundesrat, wie eine Umfrage der SRG zeigt:

  • Nur noch 15 Prozent der Befragten bezeichneten ihre Stimmung während der Notstand-Regierung als gut
  • Die wirtschaftliche Lage beurteilten erstmals mehr als die Hälfte (57 Prozent) als schlecht bis sehr schlecht.
  • Eine Wirtschaftskrise (48 Prozent) und der langfristige Verlust der persönlichen Freiheiten (22 Prozent) sind die am stärksten befürchteten Folgen der Coronavirus-Krise.
  • Einen Zusammenbruch des Gesundheitssystems schätzen hingegen nur 6 Prozent als Risiko ein.
Bild
grafik: srf

Kaum Angst vor Corona-Erkrankung

Die Angst vor einer Covid-19-Erkrankung ist seit der ersten Befragung am 22. März markant zurückgegangen von 51 auf 34 Prozent. Die Angst vor finanziellen Einbussen hielt sich konstant bei 33 Prozent. Die Angst vor Einsamkeit und Isolation allerdings nahm von 26 auf 32 Prozent zu.

Lockerungen werden begrüsst

Die für den kommenden Montag (11. Mai) angekündigten Lockerungen begrüsst landesweit gesehen eine Mehrheit - allerdings mit unterschiedlichen Akzenten: Ältere Menschen (über 75 Jahre) befürworten diese am stärksten, junge Menschen weniger deutlich.

Nach Sprachregionen aufgeteilt, leben die eifrigsten Befürworter in der Deutschschweiz, weniger eindeutig im französischsprachigen Landesteil, und im Tessin findet gar eine deutliche Mehrheit (62 Prozent) die Lockerung «viel zu überhastet» oder «eher überhastet».

Sinkendes Vertrauen in Landesregierung

Die Akzeptanz der politischen Massnahmen des Bundesrates hat mit jeder Umfrage abgenommen. So beurteilten zuletzt 23 Prozent der Teilnehmer die Einschränkung der Bewegungsfreiheit als «viel zu weitgehend» oder «zu weitgehend» im Gegensatz zu 10 Prozent, die das genau umgekehrt einstuften, 67 Prozent gaben sich unentschieden.

29 Prozent fanden zudem zuletzt die Schliessung von Geschäften und Dienstleistungen als «viel zu weitgehend» oder «zu weitgehend», während dies nur 10 Prozent gegenteilig beurteilten, 61 Prozent zeigten sich unentschieden. Dennoch gaben 62 Prozent an, grosses oder sehr grosses Vertrauen in den Bundesrat zu haben.

Die Zahl der vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) gemeldeten Neuansteckungen mit dem Coronavirus sank denn auch in den vergangenen Tagen markant und verharrte unter 100, während die Zahlen Mitte April noch weit über 300 gelegen hatten. Allerdings sind die Zahlen nicht sehr aussagekräftig, da flächendeckende Test für die ganze Schweiz fehlen und die Dunkelziffer von Experten auf ein Mehrfaches geschätzt wird.

«Wer Angst hat, ist eher bereit, sich einzuschränken. Fällt das weg, treten andere Fragen in der Vordergrund.»
Michael Hermann, Demoskope

Die dritte SRG-Befragung wurde am Wochenende vom 3. Mai durch die Forschungsstelle Sotomo unter Leitung des Politgeografen Michael Hermann von der Universität Zürich durchgeführt. Die Datenerhebung im Auftrag der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) erfolgte sechs Wochen nach der ersten Befragung am Wochenende vom 22. März und vier Wochen nach der zweiten vom 5. April.

Für die aktuelle Ausgabe des SRG Monitors zur Corona-Pandemie wurden 32'485 Personen aus der gesamten Schweiz befragt. An der ersten Befragungswelle hatten 30'460 Personen teilgenommen, an der zweiten 29'891. (sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Leute lassen sich jetzt Corona-Tattoos stechen
1 / 24
Leute lassen sich jetzt Corona-Tattoos stechen
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Nach Lockdown: Mädchen darf endlich wieder zu ihren Grosseltern
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
4 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
4
Eklat in der SVP: Christian Imark stellt pikante Forderung an Magdalena Martullo-Blocher
Das ist höchst ungewöhnlich. Energiespezialist Imark greift SVP-Vizepräsidentin Martullo-Blocher offen an. Sein Vorwurf: Mit ihrem Nein zum Stromgesetz gefährde sie langfristige Parteiinteressen.

Auf der einen Seite steht Christian Imark. Der SVP-Nationalrat aus Solothurn brachte am 2021 das CO₂-Gesetz praktisch im Alleingang zum Absturz. Im Februar 2024 reichte er als Mitglied des Initiativkomitees die Blackoutinitiative ein, die neue AKW wieder erlauben will. Und 2023 war er als Vertreter der Energiekommission (Urek) verantwortlich dafür, dass die SVP-Fraktion das Stromgesetz von SVP-Bundesrat Albert Rösti mit 36:18 Stimmen absegnete. Die Volksabstimmung findet am 9. Juni statt.

Zur Story