Der Kinderarzt trug seit Monaten eine Maske im Spital. Und wie man damit korrekt umging hatte er verinnerlicht. Nur während der Pausen drinnen zum Essen und Trinken zog er sie jeweils ab. Und erkrankte prompt an Covid-19. Er hatte sein Freizeitleben stark eingeschränkt, in den letzten Wochen war er kaum mit anderen Leuten in Kontakt gekommen. Verschiedene Arbeitskollegen wurden aber ebenfalls positiv getestet.
Hat es gereicht, die Maske im Pausenraum nicht zu tragen? Vermutlich. Doch in den meisten der Ansteckungsfällen ist nicht klar, wo die Übertragung stattfand. Dabei wäre es gerade jetzt besonders wichtig zu wissen, wo es – trotz Masken – noch zu Ansteckungen mit Sars Cov-2 kommt. Von den Contact-Tracern ist keine Hilfe zu erwarten. Ob St. Gallen, Luzern, Basel oder im Aargau – in allen Kantonen heisst es, man habe wirklich keine Kapazitäten, um Auskunft zu geben.
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Die Kantone listen höchstens die generellen Übertragungsorte auf. So konnten in Basel-Stadt im Oktober nur in 27 Prozent der Neuinfektionen eine bekannte oder vermutete Ansteckungsquelle ermittelt werden. Von denen haben sich 25 Prozent in der Familie angesteckt, 6 Prozent bei Treffen mit Freunden oder Verwandten, 24 Prozent in der Freizeit, 20 Prozent auf der Arbeit und 7 Prozent im Flugzeug oder auf Reisen.
Die Gefahr ist, dass man sich während der allgemeinen Maskentragepflicht in falscher Sicherheit wähnt. Denn Community-Masken schützen nicht in allen Situationen genügend, besonders die nicht zertifizierten.
Daraufhin deutet ein Modell zur Berechnung von Covid-19-Aerosol-Übertragungssituationen, welches Forscher im Team von José Luis Jiménez von der Universität Colorado in Amerika entwickelt haben. Das Modell wurde von anderen Wissenschaftern geprüft. Die Forscher gingen jeweils fix von laut sprechenden, infizierten Personen aus, dass alle die Abstände einhielten und niemand immun war. Auch bezüglich Virenlast gingen sie nur von einer Grösse aus. Das Modell berücksichtigt also nicht, dass die Faktoren, die eine Infektion durch die Luft beeinflussen, auch anders verteilt sein können.
Doch unter den angenommen Umständen zeigen die Ergebnisse eine erstaunlich geringe Wirkung von Community-Masken auf lange Dauer. Die spanische Zeitung El Pais schilderte die berechneten Szenarien.
Privat: Sechs Personen halten sich während vier Stunden in einem Zimmer auf, eine Person ist ansteckend. Ohne Maske und Lüftung infizieren sich alle anderen. Mit Maske wird in der selben Situation laut der Berechnung nur eine Person nicht infiziert. Die Ansteckungen sinken erst deutlich, wenn die Lüftung aktiviert wird (oder regelmässig stossgelüftet wird) und sich die Aufenthaltsdauer auf zwei Stunden reduziert. Dann steckt sich durchschnittlich weniger als eine Person an.
Schule: In einem Schulzimmer halten sich während zwei Stunden 24 Schüler auf, die Lehrerin ist infiziert. Ohne Maske und Lüftung infizieren sich 12 Schüler. Tragen alle im Zimmer eine Maske, sind es noch fünf angesteckte Schülerinnen oder Schüler. Erst wenn der Raum auch belüftet (durch regelmässiges Fenster öffnen oder eine Lüftung) und nach einer Stunde zudem komplett durchgelüftet wird, sinkt die Ansteckungsrate gemäss dem Model ebenfalls unter 1.
Der Schweizer Aerosol-Experte Michael Riediker sagt dazu: «Wenn ich sehe, wie Leute nur mit ein- oder zweilagigen Baumwolltüchern vor dem Gesicht herumlaufen, dann kann die Berechnung durchaus korrekt sein. Mit meinem Modell komme ich auf ähnliche Ergebnisse.»
(Hier findest du den Download für Berechnungen von Ansteckungswahrscheinlichkeiten in Räumen: https://scoeh.ch/en/tools-en/)
Ernest Weingartner, Partikel-Experte bei der Fachhochschule Nordwestschweiz, gibt zu bedenken, dass es auch bei den Community-Masken gute Produkte gebe. «Die Prüfzertifikate dazu müssen beim Kauf studiert werden. Aber sogar schlechte Masken, oder schlecht sitzende, helfen mit, die Übertragung des Virus einzudämmen.»
Hält sich aber eine infizierte Person mit einer Community-Maske während Stunden in einem schlecht belüfteten Raum auf, reichert sich die Luft dennoch mit virenhaltigen Aerosolen an. Weingartner sagt:
Sein Team an der Fachhochschule Nordwestschweiz will nun im Auftrag des Bundes untersuchen, wie man schlaue Lüftungen an neuralgischen Orten zum Beispiel in einem Lift anbringen könnte.
Es wären tausende von Leuten in Kurzarbeit und zur Zeit unterbeschäftigt und wären sicher froh, wenn Sie auf Zeit sich nützlich machen könnten. Man benötigt sicher auch keine Monatelange Einführung um die Grundkenntnisse dafür zu haben und diese zu Unterstützen.
Raclette- und Fonduepflicht. Denn danach (währenddessen?) müssen Sie die Bude sowieso stark lüften.