Die Resultate lassen aufhorchen: Der Kanton Graubünden veröffentlichte am Dienstag Daten zu den Flächen- und Nachtests, welche vom 11. bis 18. Dezember durchgeführt wurden. Zusammen mit dem Gastro-Lockdown reduzierte sich die Anzahl Neuinfizierter im Vergleich zur Vorwoche um 73 Prozent. Die Teststrategie habe eine «deutliche Wirkung» gezeigt, schreibt der Kanton.
Insgesamt wurden 17'242 Tests durchgeführt, wobei 192 Infizierte identifiziert und isoliert werden konnten. In den Flächentests vom 11. bis zum 13. Dezember zeigte sich zudem, dass in sechs Gemeinden in Südbünden eine überdurchschnittliche Positivitätsrate herrschte. Deshalb wurden dort Nachtestungen organisiert, wobei weitere positive Fälle gefunden wurden.
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Durch die grossangelegten Tests konnten also zahlreiche Personen gefunden und isoliert werden, die das Virus unerkannt in sich trugen. Die Tests fanden alle auf freiwilliger Basis statt – insgesamt liessen sich 51,5 Prozent der Bewohner der betroffenen Gemeinden testen.
Die Reaktionen auf die Ergebnisse der Flächen- und Nachtests fielen äusserst positiv aus.
Super Idee mit Nachteste in besonders betroffenen Regionen. Könnte gut schweizweit ausgebaut werden!
— Patronus (@Patronus1983) December 22, 2020
👏👏👏👏Super! @kanton_bern können wir auch Massentest machen?
— emilia giammaria ⭐️ (@egiammaria) December 22, 2020
macht absolut sinn, weltklasse - und weiter so
— Remco Livain (@rlivain) December 22, 2020
Auch beim Kanton Graubünden ist man mit den Resultaten zufrieden. Das Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag stimmt. «Die Flächentest-Strategie ist, insbesondere was die Logistik betrifft, ein grosser und auch teurer Aufwand», schreibt der Kanton auf Anfrage von watson. «Ein Lockdown ist allerdings um ein Vielfaches teurer.» Man sei deshalb davon überzeugt, dass man mit diesem Vorgehen «einen sehr relevanten Beitrag zur Pandemieeindämmung» leisten könne.
Doch wie geht es weiter? Gibt es weitere Flächentests? Ab Anfang Januar werden in Graubünden neun regionale Testzentren in Betrieb genommen. Das Ziel sei es, «möglichst viele Personen zu testen», schreibt der Kanton. Weitere Flächentests bleiben ebenfalls eine Option: «Parallel zum Betrieb der Zentren können – je nach Lageentwicklung – weitere Flächentests sowie Nach- und Kontrolltestungen durchgeführt und auch das Ausbruchsmanagement erweitert werden.»
Nach den guten Erfahrungen mit den Flächentests in Graubünden stellt sich die Frage, ob diese auch in anderen Regionen der Schweiz durchgeführt werden sollten. Das BAG habe den Prozess «interessiert begleitet», schreibt der Kanton Graubünden. Auch von anderen Kantonen sei Interesse signalisiert worden.
Das BAG sagt gegenüber watson, dass man im Austausch mit dem Kanton Graubünden stand und das Pilot-Projekt «beratend begleitet» habe. Man sei an den Ergebnissen der Tests in Graubünden «interessiert» und werde das mit dem Kanton «noch näher analysieren». Allerdings liege die Durchführung von Massentestungen in der Kompetenz der Kantone.
Konkrete Pläne für weitere Flächentests scheinen zumindest in der Deutschschweiz jedoch noch nicht vorhanden zu sein. Zahlreiche von watson angeschriebene Kantone haben seit gestern noch nicht geantwortet. St. Gallen sagt derweil, man habe die Flächentests zur Kenntnis genommen. «Derzeit planen wir aber keine bei uns.»
Auch der Kanton Aargau hat die Flächentests in Graubünden auf dem Radar. Ob der Kanton ebenfalls Massentests plant, lässt er indes offen. Es heisst lediglich: «Der Kanton Aargau prüft laufend Massnahmen.» (cma)