Es ist noch keine zwei Wochen her, da schien die Skisaison gerettet. Der Bundesrat verzichtete am 4. Dezember nach grossem Druck der bürgerlichen Parteien auf eine Kapazitätsbeschränkung in den Skigebieten.
Nun, elf Tage später, sieht die Situation anders aus. Die Skisaison steht plötzlich auf wackligen Beinen. Die Corona-Zahlen gehen nicht zurück, die Spitäler arbeiten vielerorts am oder über dem Limit. Die Konsequenz: Die Corona-Taskforce fordert einen schweizweiten Lockdown, was wohl auch die Skigebiete betreffen würde. Ob der Bundesrat der Empfehlung der Taskforce folgt, ist allerdings eine andere Frage.
Selbst wenn es nicht zu einem schweizweiten Lockdown kommt, ist es wahrscheinlich, dass über die Festtage einige Skigebiete geschlossen werden, da die Kantonsregierungen einschreiten. Wintersport ist in der aktuellen epidemiologischen Lage nicht nur heikel, da sich die Kontakte erhöhen, sondern auch wegen der Anzahl Unfälle.
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Gemäss der aktuellsten BFU-Hochrechnung verletzen sich im Jahr 2017 12'220 Personen schwer oder mittelschwer mit dem Snowboard oder den Skis. Hinzu kamen 46'550 Leichtverletzte. Viele von ihnen benötigten Spitalpflege. Dieses Jahr würde eine solche Belastung die Spitäler in den Ferienregionen zusätzlich unter Druck setzen, dem sie womöglich nicht mehr standhalten könnten.
Der Kanton darf die Bewilligung für die Skigebiete deshalb nur erteilen, wenn es die Kapazität der Spitäler erlaubt. Dies scheint nun nicht mehr überall der Fall zu sein. Besonders kritisch ist die Lage im Kanton St.Gallen. Eine Übersicht nach Regionen.
Flumserberg, Pizol, Wildhaus-Gamserrug: Der Kanton St.Gallen wartet insgesamt mit 237 Pistenkilometern auf. Doch es sieht düster aus für die Festtage. Gut möglich, dass die Skigebiete ab dem 22. Dezember schliessen müssen. Dies liess der Regierungsrat am Dienstag bei seiner Pressekonferenz durchblicken.
Regierungspräsident Bruno Damann (CVP) sagte, dass man auf die hohen Zahlen reagieren müsse. «Es wird sicher relativ strenge Massnahmen geben müssen.» Wenn sich die Lage nicht verbessere, werde der Kanton am 22. Dezember den Skigebieten keine Bewilligung erteilen. Damann machte am Dienstag deutlich, dass davon ausgeht, dass die Skigebiete schliessen müssen. Er würde es sogar begrüssen, wenn die Skigebiete schweizweit geschlossen würden, um die Spitäler nicht noch stärker zu belasten.
Ausnahmezustand herrscht auch in den Spitälern im Berner Oberland. Am Dienstag verkündeten sie «weitere einschneidende Massnahmen», um eine Überlastung zu verhindern. So werden weitere planbare Eingriffe verschoben. Die Spitäler weisen zudem darauf hin, «dass bei einer Verschlimmerung der COVID-19-Situation über die Festtage und vielen zusätzlichen Wintersportunfällen die Gefahr droht, dass alle Betten belegt sind.»
Bisher hat der Kanton Bern aber noch keine Schliessungen der Skigebiete beschlossen. Am Montag reichten die Skigebiete fristgerecht ihre Konzepte für die Bewilligung des Kantons ein. Der Kanton beurteile die epidemiologische Lage im Hinblick auf den Wintersportbetrieb laufend, betonte Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg (SVP) vor den Medien. Es gebe allerdings «absolut keine Garantie», dass die Skisaison bis Ende April laufen werde.
Der R-Wert liegt im Kanton Bern derzeit bei 1,16 Prozent. Es scheint also möglich, dass die Skiferien auch im Berner Oberland über Weihnachten abgesagt werden müssen.
Der R-Wert im Kanton Wallis liegt derzeit knapp unter 1. Die Auslastung der Intensivbetten im Kanton ist ebenfalls unter dem Schweizer Schnitt. Der Kanton Wallis verhängte bereits im Monat November weitreichende Massnahmen und konnte somit die Situation etwas entschärfen. Seit Montag dürfen die Restaurants im Wallis deshalb wieder bis um 22 Uhr geöffnet haben. Auch die Skigebiete dürfen ihren Betrieb vorerst aufrecht erhalten.
Deutlich über 1 liegt der R-Wert im Kanton Uri, wo das Skigebiet Andermatt liegt. Auch in Nidwalden zeigten die Zahlen zuletzt nach oben. Bisher sehen die kantonalen Behörden jedoch von einer Schliessung der Skigebiete ab.
Gegenüber dem Tages Anzeiger sagte der Urner Gesundheitsdirektor Christian Arnold (SVP): «Stand jetzt, können unsere Skigebiete, allen voran Andermatt, geöffnet sein.» Die Spitäler hätten genügend Platz und das Contact-Tracing funktioniere sehr gut.
Äusserst wichtig ist der Winter-Tourismus im Kanton Graubünden. Eine Schliessung der Skigebiete ist momentan nicht vorgesehen, wie Regierungsrat Peter Peyer (SP) am Dienstag vor den Medien sagte.
Nachdem die Fallzahlen in Graubünden zu Beginn des Dezembers nach oben zeigten, beschloss die Regierung harte kantonale Massnahmen und schloss unter anderem alle Restaurants. Die Skigebiete blieben indes offen. Diese Regeln wurden am Dienstag verlängert bis zum 22. Dezember. Die Regierung von Graubünden hofft, dass die Fallzahlen weiter sinken, sodass die Restaurants über die Festtage bis 23 Uhr geöffnet werden können.
Volkswirtschaftsdirektor Marcus Caduff (CVP) meinte am Dienstag vor den Medien: «Geschlossene Skigebiete lösen die Probleme der Intensivstationen nicht.» Er fürchtet sogar, dass es eine Schliessung der Skigebiete zu mehr Tourenskifahrer führen würde, wobei es ebenfalls Unfälle gebe.
Nun verzichtet man aber auf notwendige OP um die Skigebiete offen zu halten.
Das ist irgendwie
Dumm
Egoistisch
...
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