Der Druck auf den Bundesrat ist den vergangenen Tagen merklich angestiegen. Vor allem aus bürgerlichen Kreisen wurden vehement Lockerungen gefordert. Im Zentrum der Kritik stand immer wieder Gesundheitsminister Alain Berset. SVP-Übervater Christoph Blocher bezeichnete den SP-Bundesrat sogar als «Diktator». Ähnlich äusserte sich wenige Tage zuvor auch Tochter Magdalena Martullo-Blocher. «Der Bund hat eine Diktatur eingeführt. Er hat die Demokratie ausgeschaltet», sagte sie in einem NZZ-Interview. Auch SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi pöbelt regelmässig gegen Alain Berset, wie ein Blick auf seine Twitter-Timeline beweist.
>>> Coronavirus: Alle News im Liveticker
Die beiden SVP-Bundesräte, Guy Parmelin und Ueli Maurer, halten indes wenig von Angriffen an die Adresse Bersets. An der Pressekonferenz von Mittwoch nahmen sie ihren Bundesratskollegen in Schutz. Sie sprachen sich für das Kollegialitätsprinzip aus, wonach die Entscheide immer als Team getroffen werden.
Ein Journalist wollte von Bundespräsident Parmelin wissen, was er davon halte, dass Berset als Diktator bezeichnet werde. «Sieht so ein Diktator aus?», fragte Parmelin scherzend zurück und lieferte die Antwort gleich selber. «Diesen Eindruck habe ich nicht. Nein, Spass beiseite, denn die Situation ist seriös.» Die einzelnen Bundesratsmitglieder hätten während der Krise immer wieder untendurch müssen und sich der Kritik stellen müssen. «Teilweise werden Einzelpersonen kritisiert, aber wir arbeiten immer als Team. Die Entscheide treffen wir immer als Kollegium.»
BR Ueli Maurer doppelt nach: "Wir stehen voll als Gremium hinter den Beschlüssen." #CoronaInfoCH pic.twitter.com/lMtA4ANoGJ
— Remo Zuberbühler (@JupiterKallisto) February 17, 2021
Unaufgefordert äusserte sich darauf auch noch Ueli Maurer zu dieser Frage. Auch er ergriff für das Kollegialitätsprinzip das Wort. Maurer betonte: «Wir stehen voll als Gremium hinter den Beschlüssen. Es ist nicht der Berset, der entscheidet, sondern der Bundesrat. Und es ist nicht der Mauer, der das Portemonnaie öffnet, sondern der Bundesrat.» Die Entscheide würden immer gemeinsam getroffen, so Maurer. Die Situation sei sehr schwierig. «Es hilft nicht, wenn man jetzt den Bundesrat gegeneinander ausspielt. Wir haben gar nichts gegen Alain Berset. Ganz im Gegenteil. Es funktioniert hervorragend.»
Die Worte der beiden Magistraten scheinen jedoch nicht bei allen SVP-Exponenten angekommen zu sein. Nur wenige Minuten nach der Bundesrats-Pressekonferenz veröffentlichte die SVP Schweiz auf ihrem Twitter-Kanal ihre Reaktion zu den Bundesrats-Plänen. Dort wurde aber nicht der Bundesrat als Ganzes attackiert, sondern wieder auf den Mann gespielt.
Dass die schädliche Corona-Politik weitergeführt werden solle, sei «inakzeptabel», schreibt die grösste Partei der Schweiz und forderte die Kantone auf, der mutlosen «Berset-Strategie» eine Absage zu erteilen. (cma)
Dass die willkürliche und schädliche Corona-Politik weitergeführt werden soll, ist inakzeptabel. Mit uns fordern 300'000 Menschen, dass am 1. März alle mit Schutzkonzepten öffnen können. Die Kantone müssen dieser mutlosen Berset-Strategie eine Absage erteilen. #CoronaInfoCH
— SVP Schweiz (@SVPch) February 17, 2021
Wie sich die SVP mittlerweile den Verschwörungsideologen und Kritikern anbiedert um neue Wähler zu generieren ist ja frendschämen in Reinform!!!