Der Bundesrat zündet den Öffnungsturbo: Die Landesregierung hat heute Mittwoch beschlosssen, ab Montag, 19. April, den nächsten Öffnungsschritt zu vollziehen.
Dieser sieht weitgehende Lockerungen vor, unter anderem dürfen Restaurants ihre Terrassen wieder öffnen, Veranstaltungen mit Publikum sind wieder erlaubt und auch ins Fitnessstudio darf man wieder gehen.
Um 16:30 Uhr trat Innenminister Berset vor die Medien und präsentierte die neue Verordnung. Das sind die wichtigsten Aussagen:
Laut Gesundheitsminister Alain Berset ist der nächste Öffnungsschritt auch deshalb angezeigt, weil sich der Grossteil der Bevölkerung immer noch vorsichtig verhält. Die zurückliegenden Öffnungsschritte hätten zu keiner Explosion der Corona-Fallzahlen geführt.
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«Wir können ein gewisses Risiko in Kauf nehmen», sagte Berset am Mittwoch vor den Medien in Bern. Vor einem Monat habe der Bundesrat noch auf einen solchen Schritt verzichtet. Mittlerweile sei aber die Test- und Impfoffensive fortgeschritten.
Es gelte aber, weiterhin vorsichtig zu sein. «Wir müssen die Schutzkonzepte und Grundregeln weiterhin einhalten», so Berset.
Obwohl derzeit vier von fünf Kriterien für weitere Öffnungen nicht erfüllt sind, könne man einen weiteren Schritt wagen. Dies ist die Einschätzung von Gesundheitsminister Alain Berset. «Wir sind nicht allzu weit von diesen Werten entfernt», sagte er am Mittwoch vor den Medien in Bern.
Der Schritt sei auch angezeigt, weil die Kantone bereits vor Monatsfrist die vom Bundesrat zur Diskussion gestellten Massnahmen für einen zweiten grösseren Öffnungsschritt weitgehend gutgeheissen hätten. Es gebe keinen Automatismus, wonach man sich exakt an den definierten Werten orientiere, so Berset.
Ein weiteres Element, das den Bundesrat zum Öffnungsschritt veranlasst habe, sei der gute Fortschritt bei den Impfungen. Es kämen immer mehr Dosen ins Land. Alles Bestellte sei bisher wie vereinbart geliefert worden. Die Hälfte der Risikopatienten sei bereits vollständig geschützt. Allerdings bedeuteten die Öffnungsschritte nun nicht, dass man die Zügel schleifen lassen könne.
Gesundheitsminister Alain Berset appelliert an die Bevölkerung, trotz neuen Lockerungen nicht nachlässig zu werden. «Wir müssen weiterhin vorsichtig sein», sagte Berset. Der Bundesrat wolle aber vielen Betroffenen neue Perspektiven geben.
Dennoch sei ab Montag nicht alles wieder möglich, mahnte Berset am Mittwoch vor den Medien in Bern. Die Situation müsse unter Kontrolle bleiben. Empfohlen würden deshalb vorerst Aktivitäten im Freien. Draussen sei das Ansteckungsrisiko deutlich geringer.
Berset machte klar, dass die Gastrobetriebe ihre Terrassen nicht öffnen müssten, wenn sie dies nicht wollten oder dies nicht wirtschaftlich sei. Für solche Unternehmen bestehe immer noch die Möglichkeit, Härtefallgelder zu erhalten. (sda)
Wenn man die Schutzmassnahmen konsequent umsetze und einhalte, sei es möglich, trotz steigenden Fallzahlen Öffnungen vorzusehen. Wenn man die Situation deshalb aber als «halb so wild» interpretiere und die Zügel fahren lasse, «wird es nicht gut gehen», warnte Gesundheitsminister Alain Berset in Bern vor den Medien.
Die Situation sei nach wie vor ziemlich fragil und längst nicht bewältigt, das zeige der Blick ins Ausland und in einzelne Schweizer Kantone. Jeder Öffnungsschritt stelle auch ein Risiko dar. Aber auch dank den Fortschritten beim Impfen und beim Testen sollte eine gute Entwicklung ohne Jojo-Effekt möglich sein.
Vom nächsten Öffnungsschritt nicht betroffen ist die Homeoffice-Pflicht. Der Bundesrat wolle zu viel Mobilität verhindern, begründete Gesundheitsminister Alain Berset am Mittwoch vor den Medien in Bern. Die Aufhebung der Massnahme werde aber «sehr bald» wieder ein Thema sein.
Schon heute hätten die Unternehmer und Arbeitnehmenden aber eine gewisse Flexibilität, sagte Berset. Die Aufhebung der Homeoffice-Pflicht sei auch noch nicht entschieden worden, weil der Bundesrat schrittweise vorgehen wolle. (sda)
Berset spricht auch den Widerspruch der steigenden Zahlen an:«Die Fallzahlen steigen. Aber wir öffnen trotzdem, das kann funktionieren.» Man müsse sich weiterhin an die Schutzvorkehrungen halten. Die Situation bleibe aber fragil, warnt Berset. «Die Öffnungen bringen eine Perspektive. Aber uns ist klar, dass diese Situation sehr fragil ist. Das sieht man auch in den umliegenden Ländern.»Die Öffnungen soll auch der jungen Bevölkerung entgegenkommen. Zudem sollen sich auch bald jüngeren Menschen in der Bevölkerung impfen können.
Warum öffnet man bei schlechteren Zahlen als noch Mitte März, will ein Journalist wissen. «Wir sind einen Monat weiter und die Impfung zeigt eine positive Wirkung bei den Gruppen, die schon geimpft sind», antwortet Berset. Ein zweiter Punkt sei auch, dass bald noch mehr Menschen geimpft seien.
Berset spürt Ermüdung in der Bevölkerung.
Eine Journalistin will wissen, ob der Bundesrat öffne, weil man sich davor fürchtete, dass die Bevölkerung keine Geduld mehr hat. Berset antwortet mit Vehemenz: «Wir arbeiten im gesamten Bundesrat immer daran, die Schäden zu verhindern – für die Wirtschaft und für die Bevölkerung. Es ist uns allen klar, dass wir heute, nach 14 Monaten an einem Punkt sind, wo wir nicht mehr können.» Eine überwiegende Mehrheit der Bevölkerung halte sich aber an die Massnahmen und setze diese sehr gut um. «Wir gehen aber auch ein grosses Risiko ein. Es ist aber ein vertretbares Risiko, wenn die Leute die nötigen Massnahmen und Schutzkonzepte gut umsetzen.»
(bal/sda)