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Alters- und Pflegeheime kritisieren Behörden wegen Corona-Politik

Alters- und Pflegeheime kritisieren Behörden wegen Corona-Politik

06.04.2021, 05:3606.04.2021, 14:14
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Die 89-jaherige Agatha Baumann wird als erste Aagauerin anlaesslich der Impfkampagne vom Kanton Aargau gegen das Covid-19 Coronavirus im Alters- und Pflegeheim Auhof geimpft, aufgenommen am Dienstag,  ...
Bild: keystone

Führungskräfte von Alters- und Pflegeheimen kritisieren die Schweizer Behörden scharf. Die Heime hätten sich in der Corona-Krise ignoriert, zum Teil sogar schikaniert gefühlt, heisst es in einer Umfrage der Tamedia-Zeitungen (Dienstagausgabe).

Insgesamt 42 Prozent der befragten Personen hätten angegeben, dass sie von den Behörden gar nicht oder zu wenig unterstützt worden seien. «Man hat uns im Regen stehen gelassen», so der Tenor. So habe etwa die Armee ihren Assistenzeinsatz auf Spitäler begrenzt.

Viele Befragte beklagten ferner die mangelhafte Test-Strategie des Bundesrates. Man hätte Tote vermeiden können, wenn alle Personen im Heim regelmässig getestet worden wären, um asymptotische Fälle aufzudecken, sagte die Pflegeleitung im Sonnhalden in Arbon TG.

Für besonders grossen Ärger sorgten unter befragten Kadern in den Heimen die oft widersprüchlichen Verordnungen mit viel zu kurzen Fristen, fehlende Schutzeinrichtungen sowie die unfaire Behandlung in den Medien. So sei etwa der Begriff «Todesfalle» aufgetaucht.

Viele Heimleiterinnen und -leiter störten sich laut Umfrage daran, das die Verwaltung in einzelnen Fällen versucht habe, die gesamte Verantwortung auf sie abzuschieben. Es habe keine Rückendeckung gegeben. Der Schwarze Peter sei an die Heime weitergereicht worden.

Vergessen worden seien viele Heime auch bei der Hilfe für die zusätzlichen Kosten. Die Behörden hätten zwar Schutzausrüstung vorgeschrieben. Die Anschaffung sei aber nicht von den Kantonen finanziert worden. Auch Tests hätten vorerst selbst bezahlt werden müssen. Erst ab Dezember 2020 sei der Bund eingesprungen.

Das Recherchedesk der Tamedia hat rund 1400 Alters- und Pflegeheime befragt, in denen mehr als 160'000 Menschen leben. Über ein Viertel der angefragten Personen haben die über 40 Fragen beantwortet. Die Heimleitungen schrieben dazu rund 300 Seiten Kommentare. (sda)

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16 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Rethinking
06.04.2021 06:07registriert Oktober 2018
Ist den Medien eigentlich bewusst, dass sie durch all diese Negativmeldungen die Stimmung in der Bevölkerung anheizen und dadurch eine Mitverantwortung an der aktuellen Negativspirale haben?

Wie wäre es mal mit mehr Verantwortung?
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emptynetter
06.04.2021 07:27registriert April 2014
Dass nur 1/4 der angefragten die umfrage beantwortet hat, sagt ja schon ziemlich viel. Und das soll representativ sein? Die Medien gehören mit ihrem Sensationsjournalismus zu den grössten Problemen der Pandemie.
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Rethinking
06.04.2021 06:05registriert Oktober 2018
Kritisieren scheint zum Volkssport zu verkommen...

Keine Bevölkerungsgruppe die nicht das Gefühl hat, dass sie zu kurz kommt...
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