Die Hoffnung auf normale Weihnachten scheinen sich bereits jetzt zu zerschlagen. Gesundheitsminister Alain Berset rechnet nicht damit, dass die Corona-Massnahmen über die Festtage wesentlich gelockert werden können.
Auch der Walliser Regierungspräsident Christophe Darbellay ist nicht sehr optimistisch: «Erst wenn es uns gelingt, die Fälle deutlich zu senken, werden wir gewisse Massnahmen langsam und schrittweise lockern.» Dabei dürfe man sich keine Illusionen machen. «Weihnachten wird dieses Jahr etwas anders.» Der Berner Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg findet, dass man heuer «auf grosse Familienfeste eher verzichten muss».
Ganz verzichten muss man jedoch nicht auf Weihnachten. Ein bisschen Kreativität ist aber gefragt. Deswegen jetzt hier der ultimative Guide, wie ihr Weihnachten dieses Jahr feiern könnt.
Rechtlich gesehen, ja. «Veranstaltungen und Versammlungen», selbst im Familien- und Freundeskreis zuhause, bleiben aber nach wie vor auf zehn Personen beschränkt. Das Bundesamt für Gesundheit betont bei diesem Punkt, dass bei der Anzahl von zehn Personen auch die Kinder mitgezählt werden müssen.
Und wie sieht es epidemiologisch aus? Wir haben an der Fach-Pressekonferenz nachgefragt. Rudolf Hauri, der oberste Kantonsarzt der Schweiz, gibt da auch grünes Licht: «Grundsätzlich kann man Weihnachten im Familienkreis feiern.» Es käme aber auf die Details an (zu den Grosseltern, siehe unten).
Ähnlich äussern sich zwei angefragte Experten dazu. «Aber klar, Sie können gut mit den Personen feiern, die mit Ihnen zusammen wohnen und leben», sagt der Infektiologe Jan Fehr. Er würde aber jedes längere Treffen in Innenräumen einschränken. Auch der Aerosolexperte Michael Riediker sagt, dass man auf den Teilnehmerkreis achten muss. Es komme auch darauf an, wie gross die Wohnung sei und was man bei den Festlichkeiten so tue. «Singen tut man am besten draussen», so Riediker.
Ist die eigene Wohnung zu klein, könnte es durchaus Sinn ergeben, sich in eine Hütte einzumieten. Das aber nur, «wenn die Räumlichkeiten dafür sprechen und man sonst keinen anderen ‹sicheren› Weg findet», sagt Infektiologe Jan Fehr.
Eine Hütte nur der Hütte wegen zu mieten, mache jedoch keinen Sinn. «Das würde nicht viel ändern», sagt Riediker. Er spricht hier mit einer ironischen Bemerkung auch die Verhältnismässigkeit an: «Das würde allenfalls etwas bringen, wenn man eine Sporthalle mietet und alle Gäste die Distanz haltet.»
Die rechtlichen Punkte sind klar:
Die Experten empfehlen ungeachtet der rechtlichen Möglichkeit eine möglichst kleine Feier. So sagt Riediker, dass man möglichst niemanden einladen solle, der nicht im selben Haushalt wohnt. Wer trotzdem Freundinnen oder Verwandte einladen wolle, könne das auch an der freien Luft, mit Distanz und Maske tun.
Geht es um die Einladung der Grosseltern am gemeinsamen Familienfest an Weihnachten, so läuten bei allen angefragten Fachleuten die Alarmglocken.
Aerosol-Experte Riediker sagt, dass man Grosi und Grosspapi «erst recht nicht» einladen solle. «Wenn Sie die Grosseltern wirklich gern haben, dann machen Sie dort besser nur einen kurzen Besuch. Alle sollten eine gute Maske tragen und weder Getränke noch Gebäck etc. konsumieren – weil das nur ohne Maske geht.» Er rät bei all diesen einschränkenden Verhaltensempfehlungen, kreativ zu sein. «Guetsli kann man auch in einer hübschen Verpackung zum späteren Konsum schenken. Und Weihnachtslieder können auch vor dem Haus oder im Garten gesungen werden, wenn die Distanz eingehalten wird.»
Infektiologe Jan Fehr zeigt Verständnis dafür, die Grosseltern einladen zu wollen. «Die gehören in irgendeiner Art und Weise natürlich dazu.» Er empfiehlt jedoch auch, dieses Jahr ein bisschen kreativer zu sein. Seine Vorschläge: «Waldweihnacht, Balkonweihnacht, oder sich selbst als Vorbereitung auf eine Feier mit den Grosseltern in die Selbstquarantäne zu begeben.»
Das wäre auch eine Möglichkeit. Aufgebracht hat sie der deutsche Virologe Christian Drosten in einem Interview mit der «Zeit»: «Ich halte das Prinzip der Vorquarantäne für eine gute Idee. Also dass Menschen einige Tage, optimalerweise eine Woche, vor dem Familienbesuch mit Oma und Opa soziale Kontakte so gut es geht vermeiden.»
Natürlich ist eine solche Vorquarantäne nicht für alle umsetzbar. Schliesslich können nicht alle im Homeoffice arbeiten und sich einfach eine ganze Woche isolieren. Trotzdem: Wem es möglich ist und wer auf die absolut sichere Seite will, dem sei eine freiwillige Quarantäne empfohlen.
Das sagt auch Infektiologe Jan Fehr. Die Selbstquarantäne sei nicht für alle eine Option. «Für Leute, welche mit Personen mit erhöhtem Risiko feiern wollen, kann das sinnvoll sein», sagt er. Sinnvoll sei zudem, sich nach dem fünften Tag in der Quarantäne auf eine Corona-Infektion zu testen.
Dass man nun so tut, als ob alle SeniorInnen Grosseltern und nur das wären, ohne eigene Familienbeziehungen und einfach optional einzuladen, finde ich schräg.
Da werden Grosseltern grosse Freude dran haben. Es ist ihnen bestimmt sehr wichtig mega alleine mega alt zu werden.