Dank dem Lockdown konnten die täglichen Neuinfektionen im April und Mai stetig heruntergedrückt werden. Anfangs Juni erreichten sie den bisherigen Tiefststand. Doch seit letztem Mittwoch, dem 24. Juni, sind die Zahlen wieder deutlich angestiegen. Am Samstag kamen 69 Neuinfizierte hinzu, zuletzt erreichte man solche Werte anfangs Mai.
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Verglichen mit der ersten Welle in der Schweiz, bewegen sich die Zahlen allerdings noch in einem bescheidenen Rahmen. Zu Spitzenzeiten steckten sich in der Schweiz täglich über 1200 Menschen mit dem Coronavirus an.
Interessant dürfte hier auch der Vergleich zu unserem Nachbarstaat und «europäischen Corona-Vorzeigeland» Österreich sein: Das einwohnermässig gleich grosse Land wie die Schweiz hat das Coronavirus seit Mitte April im Griff, die intensivste Zeit war also rund zwei Wochen früher vorüber als bei uns. Trotz Lockerungen einiger Massnahmen bewegen sich die Zahlen in Österreich seither ohne Ausnahme im ein- oder zweistelligen Bereich.
Dass die Fallzahlen in der Schweiz nach den Lockerungen wieder etwas steigen, war zu erwarten – schliesslich liegt der letzte grosse Lockerungsschritt vom 6. Juni erst rund drei Wochen zurück. Stagnieren die täglichen Neuinfektionen im aktuellen Bereich, können die wieder dazugewonnenen Freiheiten aber wohl beibehalten werden – so macht es zumindest Nachbar Österreich vor.
Seit dem 22. April können und sollen sich alle Personen mit Symptomen auf das Coronavirus testen lassen. Und seit dem 25. Juni übernimmt der Bund auch die Kosten sowohl für Tests auf Infektion mit dem Coronavirus, wie auch die serologischen Tests zum Nachweis von Antikörpern.
Entsprechend ist auch das Testvolumen in letzter Zeit angestiegen. Während im April und Mai an Höchsttagen rund 6000 Tests durchgeführt wurden, waren es letzte Woche teilweise über 10'000 Tests pro Tag. Das ist deutlich mehr als in der kritischen Phase Mitte März.
Der grosse Unterschied ist allerdings: Der Anteil der positiv ausgefallenen Tests liegt heute bei unter einem Prozent, während er Mitte März zeitweise bei über 20 Prozent lag.
Das BAG gibt regelmässig die Altersstruktur der positiv Getesteten in der Schweiz bekannt. Vergleicht man die aktuelle Verteilung mit der von anfangs April, fällt auf: Heute werden vermehrt Jüngere positiv auf das Coronavirus getestet. In sämtlichen Altersklassen unter 40 Jahren ist der Anteil gewachsen.
Dieses Phänomen ist nicht nur in der Schweiz zu beobachten und es gibt dafür mehrere Erklärungen, die die US-amerikanische Biostatistikerin Natalie E. Dean in einem Tweet beschreibt. Am wahrscheinlichsten scheint eine Kombination aus den drei Erklärungen.
In der kritischen Phase im März waren Ärzte und Spitäler bestrebt, vor allem Risikopatienten mit Vorerkrankungen und eben auch speziell ältere Personen zu testen. Inzwischen gilt die Testempfehlung bei Symptomen bekanntlich für alle Alterskategorien. Junge – mit oftmals milderen Symptomen – werden jetzt entsprechend auch in der Statistik erfasst.
Gerade für Alters- und Pflegezentren war und ist das Coronavirus eine besondere Bedrohung. Inzwischen hat man sich auf die Situation eingestellt und die nötigen Hygiene-Massnahmen getroffen, sodass Risikopatienten besser geschützt sind.
Die letzte ist zugleich die ungünstigste Erklärung: Jüngere Menschen haben genug von den Restriktionen und gehen allmählich in den früheren Alltag über. Sie treffen mehr Leute und vernachlässigen die Hygieneempfehlungen. Auch wenn jüngere Menschen vermutlich oft verschont bleiben, endet die Infektion doch für einige mit teilweise heftigen Symptomen – und sie ziehen den Altersschnitt der Coronapatienten in der Schweiz nach unten.
Zu Beginn der Pandemie war die grösste Sorge, dass unser Gesundheitssystem überlastet wird und die Spitäler den Ansturm nicht mehr bewältigen könnten. Derzeit ist die Lage erfreulich ruhig: Die Zahl der Patienten, die wegen Covid-19 hospitalisiert sind, bleibt konstant. Seit anfangs Juni ist die Zahl der Hospitalisierten schweizweit auf unter 300 Personen gefallen, in den letzten zwei Wochen hat sich die Anzahl rund um 200 eingependelt.
Obwohl die Zahl der täglich positiv Gemeldeten in den letzten Tagen wieder angestiegen ist, wurden also nicht mehr Personen ins Spital eingeliefert. Steigen die Hospitalisierungen wieder an, würden erneute Verschärfungen der Massnahmen wohl unumgänglich sein.
Ebenfalls beruhigt hat sich die Situation in Bezug auf Todesfälle in Zusammenhang mit dem Coronavirus. Letzten Mittwoch hat das Bundesamt für Gesundheit zwei neue Todesfälle gemeldet, seither sind zu den 1682 Todesopfern keine Neuen mehr dazu gekommen. Im Juni wurden bisher neun Todesopfer registriert.
Allerdings gilt es, die Situation weiter aufmerksam zu verfolgen. Das oben erwähnte erhöhte Testvolumen mag nämlich zu einem Teil für den Anstieg der täglichen Fallzahlen mitverantwortlich sein – allerdings nicht ausschliesslich. Wie sich die jüngsten Lockerungsmassnahmen auf die täglichen Infektionszahlen und die Hospitalisierung auswirken, wird man erst mit einer zeitlichen Verzögerung von rund 10 Tagen sehen.
Seit Monaten nur Panik und Angst...
Die eher jüngeren wie ich bewegen sich wieder mehr, da ist klar dass einige Fälle dazu kommen werden. Erst recht seit man sich gratis testen kann und es nicht mehr heisst wir testen nur Personen aus der Risikogruppe.
Aber nicht zu verwechseln mit der aussage von jemanden nur weil wir mehr testen haben wir mehr Fälle.. wichtig ist, wie hier auch gut beschrieben, dass die Anzahl hospitalisierte klein bleibt.
Aber trotzdem wedd eich nicht ganz verstehen wieso man die Clubs direkt öffnen musste.. diese werde ich wohl noch eine weile meiden, egal was die Zahlen sagen.