Schweiz
Coronavirus

Parmelin gesteht Fehler bei Corona-Massnahmen ein

Bundespraesident Guy Parmelin in seinem Buero im Bundeshaus Ost, vor der Aufzeichnung der Neujahrsansprache fuer das Jahr 2021, am Mittwoch, 30. Dezember 2020, in Bern. (KEYSTONE/Marcel Bieri)
«Wir dachten, wir könnten das Virus meistern. Gedanklich war es weit weg», sagt Bundespräsident Guy Parmelin. Bild: keystone

«Wir haben die Lage unterschätzt»: Parmelin gesteht Fehler bei Corona-Massnahmen ein

03.01.2021, 06:1003.01.2021, 13:00
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Bundespräsident und SVP-Bundesrat Guy Parmelin hat Fehler im Umgang mit der Coronavirus-Krise eingestanden. «Zwischen Juli und September haben wir die Lage unterschätzt», sagte er in einem Interview mit dem «SonntagsBlick».

«Wir dachten, wir könnten das Virus meistern. Gedanklich war es weit weg», führte er aus. Neben der Politik seien aber auch viele Spezialisten überrascht gewesen, als die Coronavirus-Fälle plötzlich wieder derart schnell gestiegen seien, hiess es weiter.

Besserer Dialog und bessere Koordination

Zudem sei die Koordination zwischen dem Bund und den Kantonen nicht perfekt, sagte der 61-Jährige. Die Absprache mit und zwischen den Kantonen sei nicht immer optimal. «Es war und ist nicht immer einfach. Und manchmal musste der Bundesrat mit den Kantonsregierungen auch Klartext reden», so der Bundespräsident weiter. «Die Westschweizer Kantone haben mehrfach bewiesen, dass dies möglich ist.» Dazu ist laut Parmelin viel Dialog nötig. «Sowohl die Koordination wie den Dialog können wir sicher noch verbessern», betonte der aktuelle Bundespräsident.

In dieser Coronavirus-Krise lerne man fast jede Woche etwas Neues. «Niemand, nicht einmal die Wissenschaft, kann der Politik sagen, mit welchen Massnahmen die Probleme innert drei, vier Wochen gelöst wären», sagte er weiter. Nun sei die Schweiz mit einer Mutation des Coronavirus konfrontiert, mahnte Parmelin weiter.

Politik entscheidet

Die Massnahmen und die Schliessungen zerstörten unter Umständen Existenzen und kosteten viel Geld. «Darum spricht der Bundesrat stets mit den Kantonen und mit den Sozialpartnern», hiess es weiter. «Die Massnahmen, die wir getroffen haben, waren immer eine Güterabwägung zwischen Gesundheit, Wirtschaftlichkeit und der Psyche der Menschen. Es ist nicht alles schwarz-weiss», betonte der SVP-Politiker.

Der Bundesrat habe obendrein die jüngsten Warnungen der Wissenschaft zum Coronavirus zur Kenntnis genommen, sagte er. «Diese Analysen gehören zu den Aufgaben der Wissenschaftler und der Spezialisten. Und es ist die Rolle der Politik zu entscheiden», führte Parmelin weiter aus. (sda)

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149 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Max Dick
03.01.2021 06:58registriert Januar 2017
Die Lage bis September unterschätzt. Soweit so gut. Aber warum hat man dann von September bis Mitte Dezember noch weiter gepennt? Brauchte der Bundesrat ganze zwei Monate, um aus dieser Schockstarre zu erwachen?
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Special K
03.01.2021 07:23registriert August 2016
„Zwischen Juli und September haben wir die Lage unterschätzt“. Danach nicht mehr?

Er findet die UK-Variante besorgniserregend, aber morgen gehen die meisten Schulen wieder auf?

Das werden noch ein paar ganz bittere Monate, bevor es besser wird.
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Fairness
03.01.2021 07:04registriert Dezember 2018
Die Politik hat verschlafen. Ich glaube der Grossteil der Experten war von der Schnelligkeit des Virus nicht überrascht. Höchstens davon, dass es anfangs Herbst früh relativ kühl wurde. Alle haben wohl einen unendlich langen, sonnigen Herbst erwartet oder erhofft. Aber das in Bern und den Kantonen oft übliche Prinzip Hoffnung funktioniert selten. Wer zu lange wartet und beobachtet, hat gegen das Virus verloren. Diese Nachlässigkeit nach den tiefen Zahlen des Sommers kostet jetzt ein Vielfaches als was ein Shutdown gleich zu Beginn steigender Zahlen gekostet hätte. Nun sinken sie kaum mehr.
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