Ob in St.Gallen, Appenzell Innerrhoden oder Glarus: Im Gegensatz zu weiten Teilen der Schweiz denken die Ostschweizer Kantone derzeit nicht daran, eine Maskenpflicht in Läden oder öffentlichen Räumen einzuführen. Dies, obschon die Fallzahlen auch in diesen Gebieten teils drastisch steigen.
Warum schwimmt die Ostschweiz gegen den Strom? Die Fäden laufen bei der Gesundheitsdirektorenkonferenz der Ostschweizer Kantone (GDK-Ost) zusammen. Deren Präsident ist der Glarner Regierungsrat Rolf Widmer (CVP). «Wir können keine Massnahme anordnen, von der wir wissen, dass sie wahrscheinlich gar nichts oder nur bedingt etwas bringt», sagt Widmer zu Radio SRF.
Auf Nachfrage von watson führt Widmer seine Vorbehalte zur Maskenpflicht aus. In den letzten Tagen seien in der Schweiz mit über acht Millionen Einwohnern rund 15'000 Corona-Fälle verzeichnet worden. «Da müssen sie schon sehr Pech haben, wenn sie beim Einkaufen an eine mit Corona infizierte Person geraten.» Eine Maskenpflicht sei ein Schuss ins Blaue. Es gelte vielmehr, die grundlegenden Regeln wie Abstand halten und Händewaschen strikt einzuhalten. Diese seien erwiesenermassen wirksamer als eine Maskenpflicht.
Anders sieht es die Science Taskforce des Bundes: In einem Bericht schreibt sie, dass Hygienemasken die Übertragungsraten in der Öffentlichkeit um bis zu 80 Prozent senken können.
Widmer beunruhigen die steigenden Corona-Fallzahlen jedoch nur bedingt. Entscheidend sei die Situation in den Spitälern. Stiegen die Zahl der Hospitalisierungen, müsse man reagieren. «Wir müssen unbedingt verhindern, dass es zu Szenen wie im Frühling in Bergamo kommt.»
Derzeit werden schweizweit täglich rund 20 Personen wegen Corona ins Spital eingeliefert. Tendenz steigend. So wurden am Dienstag 39 neue Hospitalisationen gemeldet.
Auch der Kanton St.Gallen spricht sich derzeit gegen eine Maskenpflicht aus: «In Geschäften verzeichnen wir derzeit praktisch keine Ansteckungen», schreibt der Medienbeauftragte des Kantons St.Gallen. Die Regierung werde aber wegen den steigenden Fallzahlen weitergehende Massnahmen beschliessen und diese nächsten Dienstag kommunizieren.
Im Gegensatz zu den Ostschweizer Kantonen hat der Kanton Bern am Montag eine knallharte Maskenpflicht eingeführt. Die Menschen müssen etwa in Bahnhöfen oder allen öffentlichen Räumen eine Maske tragen. Der Berner Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg von der SVP begründete die Maskenpflicht auch mit einem «erzieherischen Effekt». Die Maske sei auch ein Zeichen, dass das Virus nach wie vor unter uns sei. «Bleiben sie wachsam», appellierte Schnegg an die Bevölkerung.
Die Maskenstrategie der Ostschweizer Kantone widerspricht den Empfehlungen der nationalen Gesundheitsdirektorenkonferenz, die eine Maskenpflicht in Läden empfiehlt. Der Glarner CVP-Regierungsrat Widmer geht trotzdem nicht davon aus, dass alle Ostschweizer Kantone ihre Strategie über Bord werfen – trotz steigendem Druck. «Ohne gegenteiligen Bundesratsentscheid werden wir kaum flächendeckend eine Maskenpflicht einführen, sondern verhältnismässigere Massnahmen prüfen.» Wenn sich ein Ostschweizer Kanton trotzdem anders entscheide, habe man in der Ostschweiz Solidarität signalisiert. «Wir möchten einen föderalistischen Flickenteppich vermeiden und möglichst homogene Corona-Massnahmen haben.»
Ob mit oder ohne Masken: Das Coronavirus werde sich in der Schweiz weiter ausbreiten, sagt Widmer: «Eine kontrollierte Durchseuchung der Bevölkerung halte ich für unvermeidlich».
Der Präsident der GDK Schweiz, Lukas Engelberger, appelliert derweil an die Kantonsbehörden: «Die Kantone sind jetzt aufgerufen zu prüfen, ob sie bei den Massnahmen nachschärfen müssen», sagt er zu SRF. Am Schluss müsse jedoch die Bevölkerung mitmachen. «Die Menschen müssen die Massnahmen leben und umsetzen.»
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Toll....
Das wurde auch schon tausendmal gesagt von glaubwürdigeren Personen als mir, einem zufälligen Internetkommentar.