Die Geschichte wiederholt sich. Schon bei der ersten Corona-Welle gehörten die Westschweizer Kantone - allen voran Genf und die Waadt - zu den Schweizer Hotspots. Ein Corona-Graben spaltete das Land. Und auch jetzt ist die Pandemie-Karte im französischsprachigen Teil der Schweiz am rotesten.
Doch dabei hat es sich nicht. Die Westschweizer Kantone gehören neu sogar zu den zehn am stärksten betroffenen Regionen in ganz Europa. Dies zeigt eine täglich aktualisierte Karte von «RTS» gestützt auf Daten der WHO. Diese beziehen sich auf die durchschnittlichen Fallzahlen pro 100'000 Einwohner in den letzten zwei Wochen. An oberster Stelle rangiert Genf mit knapp 2800 Fällen, gefolgt vom Wallis (2752) und Freiburg (2605).
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Auf Rang vier liegt Wallonien in Belgien. Auf den Rängen fünf, sieben und neun folgen Jura, die Waadt und Neuenburg, dazwischen liegen Regionen in Tschechien. Den erste Deutschschweizer Kanton findet man erst auf Rang 31: Appenzell Innerrhoden mit 1233 Fällen. Zur Erinnerung: Die Schweiz definierte im Sommer jene Regionen als «Risikozonen», welche mehr als 60 Fälle pro 100'000 Einwohner aufwiesen.
Antoine Flahault, Direktor des Institute of Global Health an der Universität Genf, hat keine schlüssige Erklärung für den erneuten Corona-Graben in der Schweiz und die überdurchschnittlich schlechte Bilanz der Romandie im Europa-Vergleich. «Weshalb Genf so viel mehr Fälle hat als zum Beispiel Basel, ist schwer zu sagen», sagt Flahault. «Ganz ehrlich, ich weiss es nicht.» Ein Faktor könnten laut Flahault die vielen internationalen Organisationen sein, die in der Rhone-Stadt ihren Sitz haben. «Die internationale Reisetätigkeit dürfte hier somit höher sein.»
Fakt sei hingegen, dass man im Ausland vielerorts mit stärkeren Massnahmen auf die zweite Welle reagiert habe, wie zum Beispiel in Frankreich, wo der Lockdown schon vor einigen Wochen ausgerufen wurde. Dies hatte allerdings zur Folge - so wird unter Genfern vermutet - dass viele Franzosen in Grenznähe für Restaurant-, Bar- und Bordellbesuche in die Westschweiz fuhren. Ein entsprechender Effekt auf die Fallzahlen lässt sich jedoch nicht ausmachen. Bedeutender dürfte sein, dass Genf die grösste Bevölkerungsdichte aller Schweizer Städte aufweist. Nirgendwo sonst leben hierzulande so viele Menschen pro Quadratmeter.
Auch viele asiatische Länder hätten strengere Regeln definiert, wie China, Japan, Korea und Taiwan, sagt Flahault. «Sie haben Anhäufungen, so genannte Cluster, strikt abgeriegelt und waren damit erfolgreich.» Dennoch überrascht das schlechte Abschneiden der Romands, insbesondere jenes von Genf. Der Kanton hatte frühere als andere Kantone harte Massnahmen ergriffen, schloss die Diskotheken im Juli und führte im August die Grenze von 100 Personen für Versammlungen ein. Weitere Verschärfungen folgten stetig - doch genützt hat es offensichtlich zu wenig.
Braucht also auch in der Romandie solche Cluster-Abriegelungen? «Abwarten», sagt Flahault. «In den nächsten Tagen wird sich zeigen, ob der Teil-Lockdown die gewünschte Wirkung zeigt und die Kurve abflacht.» Ansonsten müsse man sich auch über andere Massnahmen Gedanken machen, wie die erneute Schliessung der Schulen.
Im Spitzenreiter-Kanton Genf steigt die Hospitalisierungsrate von Covid-Patienten derweil weiter an. 27 Patienten befanden sich zuletzt gar auf der Intensivstation des Universitätsspitals. Am Montag gab dieses bekannt, 250 zusätzliche Spitalbetten in Betrieb zu nehmen. Auch private Genfer Spitalbetriebe bauen ihr Bettenangebot laut einem Communiqué der Kantonsregierung aus, um sich für mehr Covid-Patienten zu wappnen. (aargauerzeitung.ch)
Die Menschen dort sind viel herzlicher, auch bei Fremden, mehr Umarmungen, Küsschen hier und da, mehr ubd grössere private Feiern.
Ist aber bloss eine Theorie.