Das Coronavirus ist mutiert. Vor einigen Wochen wurden der Weltgesundheitsorganisation neue Varianten in Grossbritannien, später auch in Südafrika gemeldet. Wo diese ihren Ursprung haben, ist nicht klar. Sicher ist dagegen: Die beiden Varianten verbreiten sich in verschiedenen Ländern. Auch die Schweiz ist schon betoffen.
Das britische Virus wurde im Dezember bekannt. London verhängte daraufhin einen Shutdown, in allen Landesteilen wurden die Massnahmen ergänzt. Trotzdem steigen die Neuinfektionen weiterhin an. Nach bisherigen Informationen ist die neue Variante ansteckender, aber nicht gefährlicher. Auch dass Kinder sich vermehrt damit anstecken würden, wurde widerlegt.
Neben der britischen Variante (B.1.1.7) wurde in Südafrika ebenfalls eine mutierte Version entdeckt (501.V2), diese habe sich unabhängig von B.1.1.7 entwickelt. Es soll noch ansteckender sein. Viel ist noch nicht bekannt. Das ist der Stand der Dinge:
>> Coronavirus: Alle News im Liveticker
«Mutationen der südafrikanischen Version weisen wesentliche Veränderungen in der Struktur auf», sagte Immunologe Sir John Bell von der Oxford University gegenüber der «Times». Für ihn ist die Südafrika-Variante besorgniserregender als die britische.
Auch der britische Gesundheitsminister Matthew Hancock erklärte: «Diese neue Variante ist höchst besorgniserregend, weil sie noch übertragbarer ist und anscheinend weiter mutiert ist als die (erste) neue Variante.» Die amerikanische Gesundheitsbehörde fasst den aktuellen Wissensstand auf ihrer Seite zusammen.
Erstmals wurde die Virus-Variante am 18. Dezember in Südafrika in Nelson Mandela Bay (Port Elizabeth) entdeckt. Sie wurde in einer Probe von Anfang Oktober gefunden.
Festgestellt haben die Experten dies gemäss Wolfgang Preiser von der Stellenbosch-Universität durch Proben aus dem ganzen Land: «Wir haben ein Netzwerk von Forschern gebildet, die Routineproben von Patienten aus dem ganzen Land erhalten, diese dann sequenzieren, also das Erbgut des Virus genau definieren und vergleichen.»
Wie verbreitet die Virus-Variante in Südafrika ist, lässt sich nicht genau sagen. Klar ist: Die Neuinfektionen nahmen im Land am Kap in den letzten Tagen deutlich zu und haben die erste Welle vom Juli (rund 13'000 tägliche Fälle) mit zuletzt rund 20'000 täglichen Fällen übertroffen. Als erstes Land Afrikas zählt Südafrika über eine Million Infektionen und fast 30'000 Todesfälle.
Der südafrikanische Infektiologe Richard Lessells bestätigte der Nachrichtenagentur AP, dass die neue Variante sich schnell ausbreitet und in einigen Regionen Südafrikas bereits dominant ist.
Die Lage in Südafrika spitzt sich zu. Das Land wurde am 29. Dezember wieder auf Alert-Level 3 gesetzt. Das bedeutet unter anderem Maskenpflicht, Ausgangssperre von 21 bis 6 Uhr und ein Verkaufsverbot für Alkohol. Südafrika hat fünf verschiedene Alert-Levels. Im südafrikanischen Herbst galt für rund einen Monat Level 5 – damals einer der härtesten Lockdowns der Welt.
Die Spitäler stossen jetzt an ihre Grenzen. Gesundheitsminister Zweli Mkhize erklärte noch während den Festtagen, dass private Spitäler voll seien und Patienten in (deutlich schlechtere) öffentliche Krankenhäuser verlegt werden müssen.
Die Virus-Variante aus Südafrika hatte die Schweiz schon am 27. Dezember mit zwei Fällen erreicht. Eine Person hielt sich zum Zeitpunkt des Testergebnisses in Schwyz auf, die andere bereits in Frankreich. Am 1. Januar wurde ein dritter Fall im Tessin bestätigt.
Wie bei der britischen Variante gilt auch hier: Vermutlich sind es schon mehr Fälle in der Schweiz. Aufgehalten wird die Variante durch die Landesgrenze nicht.
Die Liste der Länder mit der nachgewiesenen südafrikanischen Variante wird länger. Unter anderem wurden schon Fälle in Grossbritannien, Frankreich, Finnland, Japan, Südkorea und Australien gefunden.
Die Mutation aus Südafrika ist gemäss aktuellen Erkenntnissen noch ansteckender als diejenige aus Grossbritannien.
Am 24. Dezember konnte der Virologe John Nkengasong, Direktor der Afrika-Zentren für die Kontrolle und Prävention von Krankheiten, keine definitive Antwort geben: «Was absolut klar ist, ist, dass es sich schnell überträgt und gerade eine grosse Anzahl von Menschen infiziert ist. Das wissen wir sicher. Ob es dabei schwerere Verläufe gibt, das wissen wir noch nicht.» Das ist noch immer der Wissensstand.
Aus Südafrika gab es Berichte, dass sich mehr Junge mit der neuen Variante ansteckten und sie schwerere Verläufe hätten. Ein klarer Trend zu Jüngeren ist aber noch nicht zu erkennen.
Zuletzt gab es Meldungen aus Südafrika mit jüngeren Todesopfern. Erst starben zwei Schwestern innert weniger Tage, dann eine junge Frau, die ihre Hochzeit kurz vor Weihnachten wegen der Krankheit hatte absagen müssen und wenig später – genauso wie ihre Eltern – an Covid-19 verstarb.
Ob die aktuelle Impfung auch gegen die Variante aus Südafrika nützt, ist noch nicht bestätigt. John Bell von der Oxford University erklärte gegenüber der Times lediglich, dass man das abwarten müsse. Er geht nicht davon aus, dass die aktuelle Impfung keine Wirkung zeige. Falls dem trotzdem so wäre, könnte es vier bis sechs Wochen dauern, bis eine neue Impfung bereit wäre.
Schliesslich sind diese Mutationen (sowohl jene aus SA wie jene aus UK) leider sehr wohl gefährlicher, eben gerade durch die leichtere & schnellere Ausbreitung.
Sind zwar zum Glück wohl nicht tödlicher, aber bei einer Pandemie geht es ja nicht nur darum. SARS-CoV-1 war wesentlich tödlicher pro Fall, aber wurde im Gegensatz zum ansteckenderen SARS-CoV-2 nicht zu einer globalen Krise.
Sorry, falls das sehr spitzfindig klingt, aber ist doch ein wesentlicher Unterschied.
Wir müssen keine weitere Massnahmen beschliessen.