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Falsche Polizisten treiben wieder ihr Unwesen

Frau übergibt 50'000 Franken: Falsche Polizisten treiben wieder ihr Unwesen

Nach einem vorübergehenden Rückgang kam es zu weiteren Fällen von falschen Polizisten. Gestern Freitag meldeten sich rund ein Dutzend Personen beim Notruf der Kantonspolizei Basel-Stadt, weil sie von «Kriminalpolizisten» bzw. «Polizeibeamten» aufgefordert wurden, ihnen aus Gründen der Sicherheit Geld und Wertsachen auszuhändigen.
13.10.2018, 16:34
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Ein Aktenkoffer gefuellt Tausendernoten und Zweihundert-Franken-Noten fotografiert in einem Safe einer Bank in Lugano am Mittwoch, 30 November 2016. (KEYSTONE/TI-PRESS/Gabriele Putzu)

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In einem der jüngsten Betrugsfälle übergab eine Frau einem falschen «Kriminalbeamten» rund 50'000 Franken.Bild: KEYSTONE

In mindestens einem Fall waren die Täter erfolgreich. Eine 59-jährige Frau wurde am Abend des 12. Oktober 2018 von einem Hochdeutsch, mit ostdeutschem Dialekt, sprechenden Mann telefonisch kontaktiert, welcher sich als Kriminalpolizist ausgab. Er teilte der Frau mit, dass eine bewaffnete Einbrecherbande im Quartier unterwegs sei und es auch auf sie abgesehen habe.

In einem längeren Telefongespräch insistierte der Mann, dass sie unbedingt und sofort ihre Wertsachen in Sicherheit bringen solle. Zu diesem Zweck werde ein «Kriminalbeamter» vorbeikommen. Kurze Zeit später erschien dann der angekündigte «Kriminalbeamte» und die Frau übergab ihm eine Tasche mit rund 50'000 Franken. 

Die Kantonspolizei Basel-Stadt sucht in diesem Zusammenhang einen unbekannten Mann, 38 bis 42 Jahre alt, ca. 170 cm gross, oval-rundliches Gesicht, blaue Augen, schütteres Haar, auffällig dicke Wangen, Dreitagebart. Der Mann war dunkel gekleidet, trug eine Lederjacke und sprach Hochdeutsch.

Allgemeines Vorgehen der Täter

Die Täter, ein Mann bzw. eine Frau, welche oft Hochdeutsch sprechen, nehmen über einegefälschte Rufnummer (siehe nachfolgende Box) auch Text eine Verbindung mit den potentiellen Opfern auf. Auf dem Telefondisplay erscheint eine offizielle Amtsnummer, so z.B. die einer Polizeiwache oder einer Behörde.

«Call ID-Spoofing»
Es handelt sich dabei um einen «Diebstahl» einer fremden Telefonnummer. Dabei sendet der Anrufer – meist über die Internettelefonie (Voice Over IP) – nebst dem Telefonsignal auch noch die falsche Telefonnummer mit. Dadurch wird die wahre Identität des Anrufers beim Angerufenen verschleiert. Die meisten Anrufe stammen aus dem Ausland.

In der Folge teilen die Betrüger mit, dass die auf Banken deponierten Vermögen nicht mehr sicher seien und man deshalb das Geld abheben und zu sich nach Hause nehmen soll. Anschliessend werden Polizeibeamte bzw. Kriminalpolizisten am Wohnort vorbeikommen und das Bargeld, Schmuck sowie weitere Wertsachen in Verwahrung nehmen und sicher deponieren.

Die Täter kontaktieren ihre potentiellen Opfer auch in anderen Kantonen mit der Aufforderung, das Geld aus Gründen der Sicherheit persönlich nach Basel zu bringen und dort einem «Polizisten» zu übergeben. Auch werden Personen in Basel angewiesen, in eine andere Stadt zu fahren, um dort das Geld auszuhändigen.

Zudem werden neu auch Personen von falschen Polizisten in Angst und Schrecken versetzt, weil angeblich bewaffnete Einbrecher unterwegs seien, um das zuhause aufbewahrte Geld zu stehlen.

Hinweise der Staatsanwaltschaft:

  • Die Polizei fordert nicht auf, Geld bei einer Bank bzw. einem Finanzinstitut abzuheben
  • Ebenso wenig fordert die Polizei auf, Geld aus Gründen der Sicherheit in einen anderen Kanton zu bringen
  • Die Polizei verlangt nicht, dass Sie Ihren Schmuck bzw. weitere Wertgegenstände aushändigen sollen
  • Haben Sie geringste Zweifel, ob es sich um echte Polizisten handelt, nehmen Sie unverzüglich über Notruf 117 mit der Einsatzzentrale der Kantonspolizei Kontakt auf

Empfehlungen der Staatsanwaltschaft:

  • Seien Sie misstrauisch gegenüber unbekannten Anrufern
  • Geben Sie keinerlei Auskünfte über Ihre Vermögenssituation bzw. über vorhandenes Geld, Schmuck und Wertsachen
  • Geben Sie keine Auskünfte über Ihr Alter, Zivilstand, Beruf und Gesundheitszustand
  • Geben Sie keine Auskunft, ob Sie alleine wohnen Gewähren Sie keinen fremden Personen Zutritt zu Ihrer Wohnung bzw. zu Ihrem Haus
  • Geben Sie keine Kreditkartennummern, Pin Code, Passwörter und Bankkartennummern bekannt
  • Werden Sie von verdächtigen Personen kontaktiert, so informieren Sie unverzüglich die Polizei über die Notrufnummer 117.

(basellandschaftlichezeitung.ch)

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9 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Garp
13.10.2018 17:14registriert August 2018
Ich wundere mich wie man mit 59 an sowas glauben kann und warum man so viel Geld zu Hause hat und noch nie etwas von dieser Masche gehört hat. Bei einer 85-jährigen, ohne Internet, die die Zeitung nicht mehr lesen kann, kann ich ja noch nachvollziehen, dass sie keine Ahnung von solchen Betrügereien hat.
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mike2s
13.10.2018 18:07registriert September 2016
Für solche Fälle ist es gut solche wertvolle Kunstwerke "Rostiger Motorblock" oder "Migrossack gefühlt mit rostigen Nägeln" im Keller zu haben, die man dem Polizisten übergeben kann.
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