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Streit auf der Schulreise: Geht es bei der Händedruck-Affäre von Therwil gar nicht um Frauen?

Streit auf der Schulreise: Geht es bei der Händedruck-Affäre von Therwil gar nicht um Frauen?

07.04.2016, 04:1007.04.2016, 06:28
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Sogar Bundesrätin Simonetta Sommaruga hatte sich in der Affäre zu Wort gemeldet: Zwei syrische Schüler weigern sich an der Sekundarschule Therwil BL, ihrer Lehrerin die Hand zu schütteln. Jetzt gibt es in der Geschichte eine neue Wendung.

Bislang hatte es geheissen, die Schulleitung habe mit den zwei muslimischen Schülern, «welche aus religiösen Gründen Frauen nicht berühren wollen», vereinbart, dass sie auf den in dieser Schule üblichen Handschlag mit den Lehrpersonen verzichten können. Diese Praxis löste eine grosse Debatte in den Medien aus. So stelle sie sich Integration nicht vor, sagte Justizministerin Sommaruga zum Fall.

Sommaruga sagte in der Sendung «10vor10» von Fernsehen SRF, «dass ein Kind der Lehrperson die Hand nicht gibt, das geht nicht». Der Handschlag gehöre zu unserer Kultur.
Sommaruga sagte in der Sendung «10vor10» von Fernsehen SRF, «dass ein Kind der Lehrperson die Hand nicht gibt, das geht nicht». Der Handschlag gehöre zu unserer Kultur.
Bild: Ronald Zak/AP/KEYSTONE

Doch was ist der wirkliche Hintergrund der Körperkontakt-Verweigerung? Wie der «Blick» am Donnerstag unter Berufung auf einen Bekannten der Familie der Brüder berichtet, könnte es dabei weniger um religiöse Reinheitsregeln gehen, als vielmehr um einen Streit.

So zumindest schildert Peter Ziegler gegenüber der Zeitung die Umstände. Der Journalist kennt die Familie der beiden Brüder, deren Vater als Imam in einer Moschee predigt. «Die Ursache war ein Streit auf einer Schulreise», sagte Ziegler. Dabei sei es um den Islam gegangen. Ein Lehrer habe die beiden «massiv angegriffen und ist ausfällig geworden», die Lehrerin habe dem Kollegen den Rücken gestärkt.

«Daraufhin haben die Brüder gesagt, dass sie beiden Lehrpersonen nicht mehr die Hand schütteln wollen», sagt Ziegler. Es sei nie um alle weiblichen Pädagogen gegangen, sondern nur um die beiden Lehrer. Die Schulleitung war laut der Zeitung für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. (kad)

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50 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Raffaele Merminod
07.04.2016 07:07registriert Februar 2014
Wenn die Geschichte so stimmt, wäre das natürlich eine ganz andere Diskussionsbasis.
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Pipapo
07.04.2016 06:54registriert September 2015
Nun könnte man fragen, wie dieser 'massive Angriff' denn genau ausgesehen hat und ob Kritik am Islam ganz generell nicht erlaubt ist, ohne dass zumindest (und im besten Fall) beleidigte Leberwürste daraus resultieren.
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Sapere Aude
07.04.2016 07:36registriert April 2015
Genau solche Vorverurteilungen ohne die konkrete Situation zu kennen sind problematisch. Ohne auch nur ansatzweise Bescheid zu Wissen war allen klar, die Jugendlichen würden den Handschlag aus Respektlosigkeit gegenüber Frauen verweigern. Hier sehe ich auch die Medien in der Pflicht, nicht jedes wilde Gerücht zu verbreiten. Lehrpersonen aufgrund des Geschlechts nicht zu respektieren ist widerlich, keine Frage. Doch scheint genau dies in diesem Fall nicht zuzutreffen. Was wenn hier das Unrecht einmal gar nicht durch den Islam ausgelöst worden ist, sondern durch ganz profane Gründe?
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