Nur noch drei Ladys sind im Spiel. Joel entführt nun alle einzeln einen ganzen Tag irgendwohin und knutscht mit jeder enorm viel. Das kann nur eines bedeuten:
Und weil diese ausgedehnten Zweisamkeiten so selbstgefällig Dreamdates heissen, wollen wir sie auch als solche behandeln – als wären sie wirkliche Träume.
Ja, wir machen Traumanalyse! Und wenn man das macht, kommt man nicht drumrum, den Sigmund Freud ein bisschen aufzuwärmen. Schliesslich war er der Begründer der modernen Traumdeutung. Auch wenn er natürlich dazu neigte, alles sofort Hochsexuell auszudeuten.
Der Traum offenbart nach Freud alles Verdrängte. Nur leider versteht man dessen Sprache nicht auf Anhieb. Er gibt sich Mühe, seine Inhalte zu entstellen, er drängt alles in Symbolen und Bildern zusammen, sodass es der Zensor – das wachende Bewusstsein – nicht lesen kann. Denn das Bewusstsein will nicht, dass dieses Zeug an die Oberfläche gelangt.
Aber wir wollen das! Wir mögen keine Zensoren, wir wollen den ganzen unterbewussten Schmutz!
Darum schauen wir uns jetzt diese Dreamdates ein bisschen genauer an und schauen, welche Sauereien sie vor uns zu verbergen versuchen.
Was sie tun:
Eine Ballonfahrt über die Wüste.
Was sie sagen:
Joel: «Wunderschön, d'Ussicht do obe, gell?»
Julia: «Absolut, es ist mega romantisch. Wirklich sehr schön.»
Was eigentlich gemeint ist:
Nichts gegen Marokkos Wüste, aber seien wir ehrlich: Von ihrem Ballonkörbchen aus schauen Julia und Joel durch hochgradig dunstige, staubtrockene Luft auf die unspektakulärste Landschaft der Welt. Eine hügellose Fläche mit Sand.
Die beiden fliegen im Ballon, um sich einen besseren Überblick über ihre Situation zu verschaffen. Nur ist da leider nicht allzu viel zu sehen ausser der besagten, gähnenden Leere. Eine Ballonfahrt deutet ausserdem an, dass man sich von erreichbaren Zielen entfernt, den Boden unter den Füssen verliert – sprich, völlig unrealistischen Träumen nachhängt. Man soll eben nicht zu hoch hinaus wollen, schon gar nicht mit so viel heisser Luft wie sie Julia ständig von sich gibt.
Was sie tun:
Joel massiert Julia ein bisschen (hart).
Was sie sagen:
Joel: «Ich lang sie natürlich au gern mol ah. Es isch schön, d'Julia z'massiere, sie hät e schöni, sanfti Huut und es fühlt sich grad richtig ah.»
Julia: «Die Massage von Joel ist wirklich sehr angenehm, ich mag's ja ein bisschen fester, es macht Lust auf mehr.»
Was eigentlich gemeint ist:
Der Massagetraum sagt aber noch mehr – zumindest laut traumdeuter.ch: «Wer sich massieren lässt, will in der Liebe den bequemsten Weg gehen». Julia will sich also sozusagen in die Liebe hineinmassieren lassen. Das passt. In dieser Sendung hat sowieso niemand gehaltvolle Ideen, also verliebt man sich einfach ein bisschen, während man gemeinsam klischeehafte Sachen macht und dazu immer wieder gebetsmühlenartig betont, wie ausgesucht speziell und erinnerungswürdig das Erlebnis Massage, Spabesuch oder Kamelreiten doch ist.
Was sie tun:
Joel und Carolina reiten mit Kamelen durch die Wüste.
Was sie sagen:
Es sei überaus faszinierend.
Was eigentlich gemeint ist:
Wenn zwei Menschen (ausser es handelt sich um Beduinen) sich in einer Wüste befinden, bedeutet das nichts Geringeres, als dass die Beziehung ungemein nutzlos ist und auf direktem Weg ins Nirgendwo führt. In der Wüste wächst praktisch nichts, man hat stets das ewig Gleiche vor Augen: Sand. Sand. Sand. Kurz: Den beiden sind trostlose Aussichten beschieden. So trostlos, dass man nicht mal einen Penis hineininterpretieren kann (– nein, da war nicht der winzigste, verkümmertste Kaktus weit und breit.)
Was sie tun: Sie bekommen von einem Schlangenbeschwörer eine Schlange in die Hand gedrückt, Carolina ist mässig begeistert darüber.
Was sie sagen:
Joel: «Die isch huere herzig.»
Carolina: «Dä Joel isch sehr sanft gsi mit däre Schlange.»
Was eigentlich gemeint ist: Joel verspürt nicht die geringste Furcht vor einem Schlangenbiss. Null Kastrationsangst seinerseits. Bei Carolina sieht es schon etwas anders aus. Die Frauen führen ja seit Ewigkeiten eine sehr fragwürdige Beziehung zu diesem Reptil. Denn seit Eva auf die fiese Schlange gehört hat, ist das Paradies für uns Menschen Geschichte. Das Tier zeigt oft Betrug an, was Carolina natürlich instinktiv merkt. Sie misstraut dem züngelnden Viech.
Richtiiig! Freud hat die Schlange selbstredend zum universellen Phallussymbol erklärt. Sie deutet auf die Triebnatur des Menschen hin. Jüngere Frauen träumen oft von bedrohlichen Schlangen: Das ist die Angst vor der männlichen Geschlechtskraft, was sonst. Bei den reifen Frauen – wie Carolina eine ist – kann die Schlange auf eine hinterlistige Nebenbuhlerin hinweisen. Ha!
Was sie tun:
Sie überqueren eine Schlucht auf einer extra lückenhaften Brücke.
Was sie sagen:
«Adrenalin! Abenteuer!»
Was eigentlich gemeint ist:
Eine Schlucht, vor allem eine derart spaltenförmige wie sie Ludmilla und Joel vor Augen haben, ist ...
Nun kommt es natürlich darauf an, wie man dieser Spalte begegnet. Mit Furcht? Joel nicht. Er fühlt sich geradezu geborgen. Wir wollen hier natürlich nicht andeuten, dass er sich zurück in den mütterlichen Schoss wünscht. Oder etwa doch?
Eventuell. Aber immerhin überwindet er die Schlucht, gemeinsam mit Ludmilla – die grossen Respekt vor dem mütterlichen Schoss hat – besiegt er die allzu starke Mutterbindung!
Das heisst ganz augenscheinlich, dass Ludmilla die unübertroffene Nummer eins ist. Sie wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die letzte Rose ergattern.
Carolina muss die Verbindung, die sie so fest zu Joel gespürt hat, in den Koffer packen. Und Julia wird ebenso wenig den Bachelor, aber immerhin ihren Satz mit nach Hause nehmen dürfen:
Wir wissen das natürlich nicht nur von der Analyse der Dreamdates, sondern werden durch die genauere Deutung von Joels Gesicht zusätzlich in unserer Gewinnerinnen-Prognose bestärkt. Schaut selbst: