Schweiz
Australien

David Goodall (†104) ist «friedlich eingeschlafen»

epa06706097 Australian scientist Professor David Goodall (L) farewells his grandson at Perth Airport, Perth, Western Australia, Australia, 02 May 2018. The 104-year-old is travelling to Switzerland wh ...
Der australische Biologe David Goodall reiste in die Schweiz um seinen Todeszeitpunkt selber bestimmen zu können.Bild: EPA/AAP

David Goodall (†104) ist «friedlich eingeschlafen»

10.05.2018, 13:5610.05.2018, 16:12
Mehr «Schweiz»

Der 104 Jahre alte Australier David Goodall ist tot. Der Wissenschaftler habe am Donnerstag in Anwesenheit mehrerer Enkelkinder eine tödliche Infusion erhalten und sei kurze Zeit später gestorben, teilte ein Sprecher der Sterbehilfeorganisation Exit International mit.

«Er war ruhig und gelassen. Er wollte, dass alles so schnell wie möglich geht», sagte der Sprecher weiter. Begleitend zur Infusion sei auf den Wunsch des Sterbenden die 9. Symphonie von Ludwig van Beethoven aufgelegt worden.

Goodall wollte wegen seiner Altersgebrechen nicht mehr länger leben und war in die Schweiz gereist, wo Sterbehilfe im Gegensatz zu anderen Ländern erlaubt ist. Mit seinem Schritt wollte er auch eine Diskussion über den würdevollen Abschied vom Leben anstossen.

Seine letzten Tage verbrachte der im Rollstuhl sitzende Botanik-Professor mit Verwandten. Seine Familie verstehe seinen Entschluss, sagte Goodall bei einer Medienkonferenz einen Tag vor seinem Tod. Der Forscher war seit zwanzig Jahren Mitglied einer Sterbehilfeorganisation.

Laut Exit wollte Goodall, dass seine Asche verstreut wird. Er wolle kein Begräbnis oder irgendeine Zeremonie, so die Sterbehilfeorganisation. Der 104-Jährige glaube nicht an ein Leben nach dem Tod.

Keine unheilbare Krankheit

Der Wissenschaftler ist gemäss der Sterbehilfeorganisation Exit nicht der erste Australier, der - wie viele Europäer - zum Sterben eine Reise in die Schweiz unternommen hat. Dennoch sei es aufgrund der Länge des Fluges und der hohen Reisekosten eher selten. Exit spricht von vierzig Australiern, die bisher Hilfe in Anspruch nahmen.

Personen ab einem mittleren Alter sollten das Recht haben, selber entscheiden zu können, wann und wo sie sterben, sagte der 104-Jährige einen Tag vor seinem Tod. Seine Lebensqualität habe sich zunehmend verschlechtert. Er könne auch keine Reisen an seine Lieblingsorte mehr unternehmen. Unheilbar krank war Goodall indes nicht.

Nach einem gescheiterten Selbstmordversuch und einem Sturz in seinem Haus hatte sich Goodall entschieden, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Nach seiner Ankunft in Basel am Montag hatte Goodall Konsultationen mit zwei Ärzten der Stiftung Lifecircle, darunter ein Psychiater. Diese gaben gemäss Exit grünes Licht für das Vorhaben.

Bekannter Botaniker

Goodall hatte an der Edith Cowan Universität in Westaustralien gearbeitet. 2016 war er weltweit bekannt geworden, als ihn seine Universität im Alter von 102 Jahren endgültig in den Ruhestand schicken wollte - obwohl er seit seiner offiziellen Pensionierung unentgeltlich arbeitete.

Nach Protesten und Solidaritätsbekundungen von Wissenschaftlern aus der ganzen Welt nahm die Universität die Entscheidung zurück. Goodall hat Dutzende Forschungsarbeiten veröffentlicht und noch bis vor kurzem für verschiedene Fachzeitschriften gearbeitet.

(sda/dpa)

Sterbehilfe für gesunde Menschen?

Video: srf
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
7 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Baba ♀️
10.05.2018 15:58registriert Januar 2014
Wie schön, dass sein letzter Wunsch in Erfüllung gegangen ist.

Und alle, die meinen, man dürfe der "Natur nicht dreinpfuschen", begeben sich hoffentlich bei Krankheit o.ä. auch nicht in ärztliche Behandlung. Das ist der Natur nämlich genauso dreingepfuscht - einfach in die andere Richtung...
12110
Melden
Zum Kommentar
avatar
Banana-Miez
10.05.2018 15:10registriert April 2017
Danke, watson, dass ihr hier nicht mit dem Unwort „Sterbetourismus“ kommt. Ein schöner Beitrag!

Und: Möge er Ruhe und Frieden finden.
10611
Melden
Zum Kommentar
avatar
Patho
10.05.2018 16:37registriert März 2017
An alle, die gegen die Sterbehilfe sind: Fragt mal einen Lokführer, wie angenehm es ist, wenn jemand vor den Zug springt!
Lieber organisierte Sterbehilfe, als Unbeteiligten Leid anzutun, wofür sie nichts können und auch nicht daran Schuld sind, jedoch lange daran zu nagen haben. Das Recht über den eigenen Tod zu entscheiden, kann sowieso niemandem genommen werden (und das ist auch gut so!)
261
Melden
Zum Kommentar
7
Nur 9 Monate im Amt: UBS-Boss Ermotti streicht Monster-Bonus für 2023 ein
UBS-Chef Sergio Ermotti hat mit seiner Rückkehr zur Grossbank ordentlich mehr Lohn kassiert. Für neun Monate 2023 verdiente er 14,4 Millionen Franken.

Für UBS-Chef Sergio Ermotti hat sich die Rückkehr zur Grossbank auch mit Blick auf den Gehaltscheck gelohnt. Überhaupt verdienten die Top-Kader und Verwaltungsräte der UBS deutlich mehr.

Zur Story