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Hochuli gegen Glarner: «Ich reiche dir die Hand, damit du im Asyldossier sattelfest wirst»

Hochuli gegen Glarner: «Ich reiche dir die Hand, damit du im Asyldossier sattelfest wirst»

Regierungsrätin Susanne Hochuli und SVP-Hardliner Andreas Glarner kreuzten die Klingen im TalkTäglich von Tele M1 im Nachgang zur Asyl-Abstimmung in Oberwil-Lieli. Ein TV-Streit, der schnell ins Du abgleitete und beim Habsburgschiessen endete.
03.05.2016, 20:46
Rolf Cavalli / az
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Was Roger Köppel und Simonetta Sommaruga auf Bundesebene seit jüngstem zelebrieren, liefern sich Andreas Glarner und Susanne Hochuli im Aargau seit Jahren: ein Gift- und Galle-Duell, bei dem es meistens um Asylpolitik geht und fast immer auf den Mann beziehungsweise die Frau gespielt wird. Seit Glarner im Bundeshaus politisiert und nicht mehr im Grossen Rat in Aarau, treffen der SVP-Hardliner und die grüne Regierungsrätin allerdings nur noch indirekt via Medien aufeinander.

Kreuzten die Klingen im Studio: Susanne Hochuli und Andreas Glarner.
Kreuzten die Klingen im Studio: Susanne Hochuli und Andreas Glarner.
bild: TeleM1

Ein Hochuli-Glarner-Duell von Angesicht zu Angesicht wie im TalkTäglich von Tele M1 am Dienstagabend hat deshalb Seltenheitswert. Doch haben sich die beiden Antipoden überhaupt noch etwas Neues zu sagen? Was sie gegenseitig von sich halten, ist zu genüge dokumentiert.

Glarner betont bei jeder Gelegenheit, Hochuli müsse als Departementsvorsteherin weg und mit ihr am besten auch gleich möglichst viele Flüchtlinge. Hochuli nennt umgekehrt Glarner gerne einen «institutionellen Wutbürger», der seine politischen Absichten in «diffamiernde Voten» packe («SonntagsZeitung»).

Neu war in der TV-Begegnung nun vor allem eines: die Taktik. Dies zeigte schon Hochulis erste Wortmeldung. Zu ihrem Tweet nach dem Abstimmungsergebnis von Oberwil-Lieli («Mit Unwahrheiten lassen sich Abstimmungen gewinnen») sagte die Regierungsrätin süffisant: Es gebe zwei Motive, um Wahrheiten zu verdrehen: politisches Kalkül oder Unwissen. «Ich glaube mittlerweile, Andreas Glarner weiss es einfach nicht besser. Er kann jederzeit bei uns im Departement nachfragen, dafür sind wir ja da.»

Glarner, der Scharfmacher, der aber wenig Ahnung von der Sache hat. So ihre Botschaft, die spätestens beim Schlussvotum offensichtlich wurde: «Ich reiche dir die Hand, damit du sattelfest wirst im Asyldossier. Ich bin überzeugt, dass du dann die Asylpolitik in die richtigen Bahnen lenken wirst in Bern», so Hochuli ironisch zu Glarner, der inzwischen auch vor dem TV-Publikum, der Andy war.

Glarner nahm das Du-Angebot als rhetorisches Mittel an. Sprach er anfangs noch fast wie in Schriftsprache von einer «unzulässigen Einmischung der Regierungsrätin» in eine lokale Abstimmung, redete der SVP-Nationalrat wenige Sätze später schon wie zu einer vermeintlich guten Freundin, mit der er es nur gut meinte. «Ich hoffe, Susanne, dass du es endlich begreifst und deiner Gesinnungs-Bundesrätin Simonetta Sommaruga klar machst, dass es mit der Asylpolitik so nicht weitergehen kann.»

Auch Glarners Ziel zeichnete sich schnell ab: Möglichst viele Aargauer Gemeinden sollen dem Beispiel von Oberwil-Lieli folgen. «Es wäre spannend, wenn andere Gemeinden auch das Volk fragen würden: Wollt ihr zahlen oder Asylbewerber aufnehmen?»

Susanne Hochuli entgegnete, die Gemeinden seien verpflichtet, im Rahmen ihrer Möglichkeiten Flüchtlinge aufzunehmen. So sehe es das kantonale Gesetz vor. Der Passus einer Ersatzzahlung sei nicht dafür da sich freizukaufen, sondern für Gemeinden, die Probleme hätten, genug Plätze für vorläufig aufgenommen Personen zur Verfügung zu stellen. «Das weisst du genau, Andy!»

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Im Schatten des Andy-Susanne-Schlagabtausches nahm auch Martin Uebelhart von der IG Solidaritat Oberwil-Lieli am Talk teil. Seine Botschaft: Gemeindeammann Glarner müsse auch die knapp unterlegene Hälfte von Oberwil-Lieli respektieren. Wie vorher Hochuli bot auch Glarner hier «eine Hand» an, die er reichen wolle. Falsche Hoffnungen darf sich Uebelhart aber nicht machen. Glarner trocken: «Man kann nicht eine halbe Turnhalle bauen, wenn sie die Bevölkerung abgelehnt hat.»

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Übrigens: Auch ärgste Gegner entdecken immer irgendeine eine kleine Gemeinsamkeit, wenn sie nur lange genug miteinander reden. Susanne Hochuli: «Ich war am Abstimmungssonntag am Habsburgschiessen.» Andreas Glarner: «Und ich am Kleinkaliberschiessen.»

(aargauerzeitung.ch)

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