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Schweizer Armee erprobt bis Ende September neue Flugabwehrsysteme

ARCHIV - ZUR MEDIENKONFERENZ VON BUNDESRAETIN VIOLA AMHERD UEBER DIE BESCHAFFUNG DER KAMPFJETS UND DIE LUFTABWEHR STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES BILDMATERIAL ZUR VERFUEGUNG - The rapier with the four sur ...
Die Rapier-Feuereinheit mit den vier Boden-Luft-Raketen steht auf einem Huegel bei der Fliegerabwehr der Schweizer Armee am 11. Juli 2013 in Schwyz.Bild: KEYSTONE

Schweizer Armee erprobt bis Ende September neue Flugabwehrsysteme

07.08.2019, 10:1807.08.2019, 13:05
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Die Schweizer Armee sucht ein neues bodengestütztes Fliegerabwehrsystem, das künftig am besten mit den ebenfalls neuen Kampfflugzeugen funktionieren soll. Zwei ausländische Hersteller ringen um den Milliardenauftrag. Nun beginnt die heisse Erprobungsphase.

Ab übernächster Woche testen Vertreter der Armee und des Bundesamts für Rüstung (armasuisse) im zugerischen Menzingen das Raketensystem Patriot des US-Herstellers Raytheon und die mit Aster-Raketen bestückte SAMP/T-Plattform von Eurosam aus Frankreich. Beide bieten moderne Systeme an zur bodengestützten Luftverteidigung grösserer Reichweite - genannt Bodluv.

A camouflaged convoy of Dutch military trucks carrying two batteries of Patriot missiles is lined up for a media opportunity before departing De Peel Air Base in Vreedepeel, southern Netherlands, Mond ...
Das Raketensystem Patriot könnte bald für die Verteidigung des Schweizer Luftraumes eingesetzt werden (Archivbild).Bild: AP

Verschiedene Sensoren sollen dabei einerseits Nachrichten aus dem Luftraum beschaffen, andererseits sollen die Systeme die Bevölkerung und die Armee vor Angriffen von Marschflugkörpern, Drohnen, Lenkwaffen und Kampfjets schützen. Seit der Ausserdienststellung der BL-64 Bloodhound im Jahr 1999 besteht bei grösserer Reichweite eine Lücke in der Schweizer Luftverteidigung.

Getrennt und doch zusammen

Um diese zu schliessen, sollen Bodluv und die neuen Kampfjets künftig im gleichen Raum zeitgleich wirken, wie verschiedene Fachspezialisten des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) am Mittwoch vor den Bundeshausmedien in Bern ausführten. Berufsmilitär Marco Forrer dazu:

«Bodluv soll die Flugzeuge entlasten, sodass diese in erhöhter Bereitschaft am Boden bereitstehen können»

Die Luftabwehrraketen sind wie die Beschaffung neuer Kampfjets Teil des Programms «Air2030». Die Kampfjets sollen maximal sechs Milliarden Franken kosten, für Bodluv stehen maximal zwei Milliarden Franken zur Verfügung.

Die Beschaffung der Flugabwehrsysteme sei politisch weniger umstritten als der Kauf neuer Kampfflugzeuge, sagte Christian Catrina, der Delegierte von Verteidigungsministerin Viola Amherd. Zu Bodluv wird sich das Volk nicht äussern können. Trotzdem würden die neuen Systeme genauso systematisch evaluiert.

Bundesraetin Viola Amherd spricht an einer Medienkonferenz zu Entscheiden zu Air2030 und zur Modernisierung der Bodentruppen der Armee, am Donnerstag, 16. Mai 2019, in Bern. (KEYSTONE/Peter Schneider)
Die Schweizer Verteidigungsministerin Viola Amherd (Archivbild).Bild: KEYSTONE

Schiessversuche zu teuer

Bis dato werteten Spezialisten die Antworten auf einen Katalog von 500 Fragen aus, den die beiden Kandidaten in ihrer Offerte ausfüllen mussten. Verschiedene VBS-Teams beurteilten die Wirksamkeit des Systems, die Instandhaltung und die Ausbildung. Dazu kamen Abklärungen im Herstellerland.

Nun startet die Phase der Erprobung auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz «Gubel» in Menzingen. Ziel der Missionen ab dem 19. August bis Ende September ist es, die Fähigkeiten der Sensoren der Radarsysteme sowie die Angaben aus den eingereichten Offerten zu überprüfen. Dabei werden Messungen am Boden durchgeführt und der Luftraum nach Flugzeugen der Luftwaffe abgesucht.

Schiessversuche gehörten nicht dazu, sagte Marc Dürr von armasuisse, der Verantwortliche der Erprobungen. Solche wären teuer und ressourcenaufwendig. Deshalb setze die Armee auf «rein analytische Tests». Grundsätzlich halte sich der Bund aber offen, zu einem späteren Zeitpunkt sogenannte Verifikationsschiessen durchzuführen.

Raketentests des SAMP/T-Systems ab 00:28.Video: YouTube/Military Technology

Keine grosse Auswahl

Nach der Erprobung will armasuisse im Winter den beiden Herstellerfirmen eine zweite Offertanfrage zustellen. Im abschliessenden Bericht sollen die Experten bis in rund einem Jahr die beste Kombination aus Kampfjet und Fliegerabwehrsystem aufzeigen und dem Bundesrat zur Empfehlung vorlegen.

Den Typenentscheid fällt der Bundesrat voraussichtlich Ende 2020/Anfang 2021. Ausgeliefert werden sollen die neuen Waffensysteme ab 2025. «Grundsätzlich gehen wir davon aus, dass alle Flugzeuge mit beiden Bodluv-Systemen kooperieren können und umgekehrt», sagte Catrina.

Die Auswahl der Schweiz als Käuferin ist aber mit nur zwei Offerten für Bodluv-Systeme beschränkt. Von einem fehlenden Wettbewerb wollte Catrina nichts wissen, doch sagte er: «Wir hätten es begrüsst, wenn wir drei Anbieter gehabt hätten.» Die kleine Auswahl könne negative Auswirkungen auf den Preis haben, konkret nachweisen werde man das aber nie können. (mim/sda)

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35 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Eidi
07.08.2019 11:58registriert Oktober 2018
Das russische System kaufen sei lustig sagen die Türken :)
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Lucie Weisswas
07.08.2019 11:54registriert Juli 2019
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