Am Donnerstag übergibt Armeechef André Blattmann (60) in Murten BE an einer «schlichten Feier» das Kommando seinem Nachfolger Philippe Rebord (59). Bis zum 31. Dezember ist der Zürcher zwar offiziell noch im Amt, doch ab 1. Januar hat der Walliser Rebord das Sagen.
Zwar steht Blattmann noch bis Ende März 2017 auf der Gehaltsliste von Verteidigungsminister Guy Parmelin, aber gegen aussen soll er nicht mehr in Erscheinung treten dürfen.
Aber so schnell wird es nicht ruhig um den rührigen und nicht unumstrittenen Soldaten, der acht Jahre an der Spitze der Armee stand. Wie Recherchen der «Nordwestschweiz» zeigen, soll nächstes Jahr ein Buch über Wirken und Werk des Armeechefs erscheinen. Daniel Reist, Armeesprecher, bestätigt das auf Anfrage.
Herausgeber sind gemäss Reist «Angehörige der Miliz, die Korpskommandant Blattmann nahe stehen». Initiant und Herausgeber der Publikation ist Hans-Christof Schregenberger. Der Oberst im Generalstab und ehemalige Kadermann der Post kennt Blattmann seit Jahren aus dem Militär.
Schregenberger ist Inhaber der Beratungsfirma HC Smart Business Engineering GmbH mit Sitz im bernischen Köniz. Er erschien 2014 in den Schlagzeilen, als er im Auftrag des damaligen Verteidigungsministers Ueli Maurer als externer Berater für das VBS-Generalsekretariat tätig war. Unter anderem wirkte er als hoch bezahlter Experte bei der Umstrukturierung der Beschaffungsbehörde Armasuisse mit.
An das Blattmann-Buch zahlt das Verteidigungsdepartement nichts, halten die Verantwortlichen fest. Armeesprecher Reist sagt: «Die Milizangehörigen werden für die private Finanzierung und Distribution sorgen.» Die Kommunikationsabteilung der Armee, erbringe «keine Leistungen».
Laut Hans-Christof Schregenberger soll das Buch, das seine Idee sei, Mitte 2017 erscheinen. In welchem Verlag, ist noch offen. «Es wird eine Festschrift, eine Erinnerungsschrift für André Blattmann.» Geplant sei kein teures, pompöses Buch, in dem Blattmann hochgejubelt werde.
Eine Reihe Milizler habe sich gesagt: «Machen wir etwas, das hat er verdient.» Blattmann habe Schwächen wie alle anderen auch, «zig Male wurde er durch den Dreck gezogen.» Dabei habe der Armeechef während vieler Jahre viel Gutes und Positives getan und geleistet für die Armee, so Schregenberger weiter, «das darf man ruhig würdigen».
Die Finanzierung des Buches durch Privatleute sei bereits gesichert: «Es kostet den Bund keinen Rappen.» Abgesprochen mit dem VBS sei das Projekt nicht. Schregenberger hat derzeit auch kein Mandat mehr vom VBS, wie er angibt: «Mein Mandat ist wie vorgesehen im letzten März ausgelaufen.»
Rund 20 Autoren hätten bereits zugesagt. «Leute mit Rang und Namen, aus Wirtschaft und Politik.» Zwar sei Blattmann natürlich im Bild, dass das Buch geplant sei, aber der exakte Inhalt solle eine Überraschung für ihn werden. Ein Interview mit Blattmann sei im Buch nicht vorgesehen.
Eine «Festschrift» für Blattmann. Das VBS hat dabei die Lehre aus einer früheren Erfahrung gezogen. Auch Christophe Keckeis, Armeechef von 2002 bis 2007, erhielt zum Schluss ein Buch, allerdings mit dem Segen und unter Mitwirkung des VBS. «Christophe Keckeis – Die Zukunft der Schweizer Armee» hiess das Werk. Herausgegeben wurde es von seinem Sprecher Philippe Zahno.
Die Armee wollte das Buch sogar mit 100'000 Franken mitfinanzieren. Der damalige Verteidigungsminister Samuel Schmid sorgte nach öffentlicher Kritik aber dafür, dass kein Geld floss. Private Geldgeber sprangen in die Bresche, wie es hiess.
Laut Angaben von Philippe Zahno betrug die Auflage des Keckeis-Buchs 7500 Stück. 7400 Stück davon seien verkauft worden. «Mit dem Gewinn von 2000 Franken haben wir die Autoren zu einem guten Mittagessen eingeladen», sagt er.
Schregenberger will nicht sagen, wie gross das Budget für das Blattmann-Buch ist. Aber offensichtlich liegt es klar unter den 100'000 Franken, die Zahno für sein Projekt vom Bund in Aussicht gestellt worden waren.