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Rettungsdienst Alpha Medic fährt im Aargau nur noch tagsüber

Alpha Medic Rettungswagen
Der Rettungswagen von Alpha Medic fährt nur noch zwischen 10 und 22 Uhr.bild: alpha medic

Aargauer Privat-Ambulanz ist nur noch tagsüber im Einsatz

Monatelang hat der Betreiber von Alpha Medic um eine Bewilligung im Aargau gekämpft. Doch nun reduziert der Rettungsdienst seine Pikettzeiten auf 12 Stunden pro Tag – weil er zu selten für Einsätze aufgeboten wurde.
23.05.2017, 03:5223.05.2017, 11:24
Fabian Hägler / Aargauer Zeitung
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Seit Herbst 2015 hat Jean-Claude Furegati eine Bewilligung für seinen Rettungsdienst im Aargau, seit dem 1. April dieses Jahres ist seine Alpha Medic auch an die Notrufzentrale angeschlossen.

«Ich freue mich auf die gemeinsame Zukunft und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit der Notrufzentrale und anderen Rettungsdiensten», sagte er Ende März. Mit einer für den Aargau «einzigartigen» Ambulanz, ausgerüstet mit modernster Technik, werde man von Lenzburg aus operieren, hiess es damals.

Jetzt auf

Nun, weniger als zwei Monate später, krebst Furegati zurück. In einer Mail, die der «Aargauer Zeitung» vorliegt, teilte Alpha Medic der Notrufzentrale vergangene Woche mit, dass die Ambulanz nur noch halbtags zur Verfügung stehe. «Der Verwaltungsrat hat nach Prüfung der Gegebenheiten (Anzahl Primäreinsätze/Alarmierungszeiten) entschieden, die Rettung mit sofortiger Wirkung auf 12 Stunden pro Tag zu reduzieren», heisst es darin.

Alpha Medic generiere zu wenige Einsätze und es sei «betriebswirtschaftlich nicht weiter tragbar, während 24 Stunden an 365 Tagen für den Kanton Aargau zur Verfügung zu stehen».

Rettungen gewährleistet

Anja Kopetz, die Sprecherin des Gesundheitsdepartementes, bestätigt auf Anfrage, dass eine Mail von Alpha Medic eingegangen ist. Neben der Notrufzentrale seien der kantonsärztliche Dienst sowie die Stabsstelle Bewilligungen und Aufsicht informiert worden.

Alpha Medic

Kopetz hält fest: «Grundsätzlich ist das Gebiet, in dem Alpha Medic tätig ist, durch die Rettung Aargau West abgedeckt, daher fehlen keine Kapazitäten.»

Dasselbe sagt auch Andrea Rüegg, Mediensprecherin beim Kantonsspital Aarau. Das Spital betreibt im Auftrag des Kantons die Sanitätsnotrufzentrale und ist seit Frühsommer 2016 auch mit einem eigenen Stützpunkt in Lenzburg vertreten.

Doch darf Alpha Medic einfach seine Pikettzeiten halbieren? Kopetz erklärt: «Hat ein Rettungsdienst ein zugeteiltes Gebiet, darf er die Betriebszeiten nicht reduzieren.» Alpha Medic sei jedoch kein Gebiet fix zugeteilt, der Rettungsdienst stehe dem Kanton «als Rückfallebene zur Verfügung».

Dennoch prüft das Gesundheitsdepartement nun, ob die Bewilligungsvoraussetzungen noch erfüllt sind, wie Kopetz sagt.

«Nur als Lückenbüsser»

Jean-Claude Furegati sagt, sein Rettungsdienst sei bisher «nur als Lückenbüsser berücksichtigt worden, wenn keine anderen Ambulanzen zur Verfügung standen».

Seit dem 1. April seien bei Alpha Medic dadurch 120'000 Franken an ungedeckten Kosten aufgelaufen. «Es ist teuer, eine ständige Bereitschaft zu gewährleisten, wenn keine Aufgebote erfolgen», erklärt Furegati. Dabei habe es auch Fälle gegeben, «in denen unser Rettungswagen schneller beim Patienten gewesen wäre als das Fahrzeug von Rettung Aargau West, das in Aarau stationiert ist».

Deshalb habe Alpha Medic entschieden, künftig nur noch tagsüber zwischen 10 und 22 Uhr für Rettungseinsätze auf Pikett zu stehen. Furegati hält fest: «Bis heute wurden wir kaum zu Nachteinsätzen aufgeboten, mit den neuen Zeiten können wir mehr als 90 Prozent der bisherigen Einsätze weiterhin abdecken.»

Er sagt weiter, der Kanton habe Alpha Medic in der Bewilligung die Auflage erteilt, eine 24- Stunden-Bereitschaft zu gewährleisten. «Das erscheint mir allerdings fragwürdig, wenn wir kein eigenes Einsatzgebiet zugeteilt bekommen.»

Er betont, die Bewilligung für Alpha Medic sei nach wie vor gültig. «Und sollte der Kanton diese widerrufen, hätten wir die Möglichkeit, einen solchen Entscheid anzufechten», macht Furegati klar.

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Aargau, bild: watson.ch
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21 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Emperor
23.05.2017 04:34registriert November 2015
Und DAS ist der Grund, wieso wir keine pirvaten und gewinnorientierten Firmen im Gesundheitswesen haben sollten!
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sankipanki
23.05.2017 07:30registriert Januar 2015
Guten Morgen liebes Watson-Team.

"Rettungsdienst nur noch tagsüber im Aargau"...
Klingt halt besser als: "Ein bisher kaum gebrauchter Rettungsdienstleister steht nur noch tagsüber als Backup bereit".
Zunehmend reisserische Headlines, die sich nicht im Inhalt der Artikel wiederspiegeln bei euch.
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Walter Sahli
23.05.2017 07:25registriert März 2014
Und als nächstes erscheint ein Artikel mit dem Titel "Lebensmittel nur noch an zwei Tagen im Aargau", weil der Volg in Hinterquertupfig nur noch am Freitag und am Samstag offen hat?

Weltbewegend!
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