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Und das im Heiligen Land: Jüdische Extremisten «vergiften Atmosphäre» vor Papstbesuch

Hass-Graffitis und Morddrohungen

Und das im Heiligen Land: Jüdische Extremisten «vergiften Atmosphäre» vor Papstbesuch

13.05.2014, 16:1413.05.2014, 16:17
Kian Ramezani
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Wo der Papst hinreist, gibt's in der Regel grossen Bahnhof. Selbst Andersgläubige können sich dem Mega-Event-Charakter schwerlich entziehen – das gilt speziell für Papst-ich-will-nicht-Superman-sein Franziskus.

Im Heiligen Land, wo der Pontifex Maximus am 24. Mai erwartet wird, ist von solcher Begeisterung wenig zu spüren, im Gegenteil: Jüdische Extremisten verschmieren Kirchen mit Hassbotschaften und schüchtern Christen mit Morddrohungen ein. 

«Jesus ist Müll»

Ein Gemeindearbeiter entfernt am 9. Mai 2014 ein Hass-Graffiti von den Mauern einer orthodoxen Kirche in Jerusalem. 
Ein Gemeindearbeiter entfernt am 9. Mai 2014 ein Hass-Graffiti von den Mauern einer orthodoxen Kirche in Jerusalem. Bild: Reuters

Solche Hass-Attacken, unter denen Juden, Muslime und Christen in Israel und im Westjordanland leiden, sind kein neues Phänomen. Angriffe gegen Christen häufen sich aber in den vergangenen Tagen auffällig. 

«Tod den Arabern und Christen»

Hass-Graffiti vor dem Büro der Versammlung der Katholischen Ordinarien des Heiligen Landes (AOCTS) in Jerusalem.
Hass-Graffiti vor dem Büro der Versammlung der Katholischen Ordinarien des Heiligen Landes (AOCTS) in Jerusalem.Bild via lpj.org

Fouad Twal, lateinischer Patriarch von Jerusalem und damit der ranghöchste Vertreter der katholischen Kirche im Heiligen Land, hält mit Kritik nicht zurück: «Diese hemmungslosen Vandalenakte vergiften die Atmosphäre des friedlichen Zusammenlebens, vor allem in diesen zwei Wochen vor dem Papstbesuch», sagte er laut Jerusalem Post. Auch in einer scharf formulierten Erklärung zeigte er sich sicher, dass der Zeitpunkt der Angriffe «kein Zufall» sein könne.

Fouad Twal, lateinischer Patriarch von Jerusalem.
Fouad Twal, lateinischer Patriarch von Jerusalem.Bild: Reuters

Den israelischen Behörden wirft Twal vor, nicht genügend zu unternehmen, um die Angriffe zu stoppen und die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen. Auch die Pläne der Regierung Netanjahu, den «jüdischen Charakter» Israels im Grundgesetz zu verankern, hält er für wenig hilfreich: Wenn ein Staat betone, er sei vor allem für eine Volksgruppe da, dann sei das auch ein Faktor für die Gewalt.

Israelis aller Glaubensrichtungen demonstrieren am 11. Mai 2014 vor der Residenz von Premierminister Benjamin Netanjahu in Jerusalem gegen die Hass-Attacken.
Israelis aller Glaubensrichtungen demonstrieren am 11. Mai 2014 vor der Residenz von Premierminister Benjamin Netanjahu in Jerusalem gegen die Hass-Attacken.Bild: EPA

Vor dem Hintergrund der Hass-Attacken und dem bevorstehenden hohen Besuch aus Rom bemühen sich Lobbyisten, Israel als sicheren Zufluchtsort für Christen darzustellen, vor allem im Vergleich zu den palästinensischen Autonomiegebieten. Nicolas Pelham, Korrespondent des «Economist» in Jerusalem, schreibt in einem Kommentar, seine Inbox sei randvoll mit derlei Briefings. Er kommt zu einem anderen Schluss: Die christliche Kultur sei in Israel nicht weniger unter Druck als in Palästina.

In beiden Gebieten sei ihr Bevölkerungsanteil über die Jahrzehnte gesunken. Und im Unterschied zu Israel würden Christen in der palästinensischen Autonomiebehörde durchaus hohe Ämter bekleiden: Der Sprecher des Präsidenten sowie zwei weitere Kabinettsmitglieder (Finanzen und Tourismus) sind Christen. In Israel gebe es nichts dergleichen. Die Knesset verbiete es sogar, Weihnachtsbäume auf ihrem Gelände aufzustellen.

Und was sagt Papst Franziskus in der Angelegenheit? Bisher nichts. Vielleicht denkt er Folgendes:

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