In dem Alter, in dem andere Männer ihren grünen Daumen entdecken, sich in ihrer Merklin-Eisenbahn-Parallelwelt im Keller verlieren, oder sich ihrer Liebe zu schnellen Sportwagen und teuren Burberry-Schals bewusst werden, macht sich der «Undertaker» angeblich Gedanken über eine Rückkehr in die Arbeitswelt.
Der Undertaker war nicht etwa, wie sein Name vermuten lässt, von Beruf Bestatter, sondern kloppte sich zeitlebens in einem Ring inmitten von Tausenden Zuschauern mit anderen steroid-süchtigen jungen oder nicht mehr ganz so jungen Männern mit entblössten Oberkörpern. Die Namen der Protagonisten weisen dabei eine frappante Ähnlichkeit mit den Namen von Pornodarstellern auf: Von The Rock (genau, der mit dem Film!) über Andre The Giant bis zu Samoa Joe.
(Manchmal treten auch junge Frauen mit fast entblösstem Oberkörper auf, zum Beispiel Stacy Keibler. Richtig, die Ex von George Clooney!)
Dahin will der Undertaker nun wieder zurück. Weil es seine Berufung ist. Oder weil der Lebensstil eines Ex-Wrestlers sehr schnell sehr viele Moneten verschlingt und der Undertaker nun wirklich dringend einen ganz grossen Batzen Geld braucht. Wer weiss.
Dabei hatte Mark William Calaway, wie der Undertaker mit bürgerlichem Namen heisst, erst im März des vergangenen Jahres seinen Rücktritt bekanntgegeben. Nach einer verheerenden (und völlig unerwarteten) Niederlage gegen seinen jungen Herausforderer Brock Lesnar.
Aber halt mal: Wrestling ist doch geskriptet, die Rollen klar verteilt und der Ausgang jedes Kampfes wird im vornherein an irgendeinem grünen Tisch in einem Penthouse in Las Vegas oder Manhattan bestimmt? Das dachten wir auch, bis wir in die Gesichter der Zuschauer blickten, die die bitterste Stunde ihres Idols, des Undertakers, miterleben mussten:
Der Undertaker wagt also ein Comeback. Woher wir dass wissen? Das untenstehende Video liefert Aufschluss. Ein bärtiger Geselle mit wirrem Blick und strähnigem Haar, der sich selbst «der Drache» nennt und einem entlaufenen Anstaltspatienten gleicht, kündigt darin einen Kampf gegen einen Mr. X an. Wrestling-Afficionados sind sich sicher: Es kann sich dabei nur um den Undertaker handeln.
Ob es tatsächlich eine gute Idee ist, wenn der 47-Jährige seine morschen Knochen den Dropkicks, Chokeslams und Facebusters aussetzt, sei dahingestellt. Tatsache ist, dass der Undertaker in den letzten Jahren vor seinem Rücktritt wegen zahlreicher Wehwehchen mehr Zeit auf dem Krankenbett als im Ring verbracht hat. Sein Übername «The Master of Pain» bekommt angesichts dieses auf Twitter kursierenden Fotos eine gänzlich andere Bedeutung:
Undertaker's latest pic is heartbreaking.He looked young in his last match with Brock Lesnar b4 he was hospitalized:( pic.twitter.com/13ITSiKWab
— Paresh Rawal (@Babu_Bhaiyaa) 17. Dezember 2014
Am 29. März, anlässlich der Wrestlemania 31 in Kalifornien soll es so weit sein. Aus einem Sarg steigen kann der Undertaker dann nicht mehr, diesen Gag hat er bereits bei seinem letzten Auftritt inszeniert.
Auf was dürfen wir uns also einstellen? The Undertaker, wie er auf Engelsflügeln vom Himmel schweben kommt? The Undertaker, wie er in der Mitte eines Pentagramms in einem satanischen Ritual zum Leben erweckt wird? Oder lässt er sich einfach in einem Rollstuhl in die Halle schieben? Wir sind gespannt. (wst)