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Dumm gelaufen

Er wollte mit dem Bild eines toten Soldaten Frauen aufreissen – und hätte sich dabei nicht dümmer anstellen können

Brandon Ashraf legte sich auf Dating-Portalen eine fremde Identität zu, um seine Chancen auf ein Treffen zu erhöhen.
Brandon Ashraf legte sich auf Dating-Portalen eine fremde Identität zu, um seine Chancen auf ein Treffen zu erhöhen.Bild: Jezebel
es drohen drei jahre knast

Er wollte mit dem Bild eines toten Soldaten Frauen aufreissen – und hätte sich dabei nicht dümmer anstellen können

Der Offizier Matthew A. Pucino ist bei einem Einsatz in Afghanistan im Jahre 2009 gefallen. Doch Jahre später wird er neu zum Leben erweckt. Zumindest auf Facebook und Onlinedating-Seiten.
28.01.2014, 17:0430.01.2014, 11:42
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Brandon Ashraf aus Cheektowaga im US Bundesstaat New York ist ein aufgeflogener catfish. Er wollte Frauen auf Onlinedating-Seiten kennenlernen. Dafür hat er die Identität des 2009 gefallenen Offiziers Matthew A. Pucino geklaut und sich daraus ein Facebook-Profil gebastelt. Die Details zum Leben Pucinos klaubte er auf dessen Homepage zusammen, welche Freunde und Familie angelegt hatten, um ihm einen Erinnerungsort zu geben.

Soziologische Definition: 

Catfishing: ein Internet-Phänomen
In der Online-Welt kann jeder auftreten wie er will. Etwas schöner als im richtigen Leben, mit schöneren Freunden als im richtigen Leben und weiseren Ansichten als im richtigen Leben. Dann gibt es aber diejenigen, die sich komplett gefälschte Internet-Identitäten zulegen, um sich im echten Leben bei jemandem bemerkbar zu machen. Mit falschem Namen, falschen Freunden und der falschen Lieblingsfarbe. Diese Menschen nennt man catfish. Sie tun dies, weil sie entweder in unglaublich hohem Masse gelangweilt sind oder sich sehr saftig oder auch weniger saftig an jemandem rächen wollen. Ein weiteres Motiv ist die Hoffnung, sich auf diese krumme Weise ein Date zu erschleichen. Und noch extremer ist dann der Wunsch, dass sich die Opfer heillos in die vorgemogelte Identität verlieben. Man kann das auch Selbstbetrug nennen. Offiziell heisst dieses Internetphänomen catfishing und ist nach dem Dokumentarfilm «Catfish» (2010) von Ariel Schulman und Henry Joost benannt. 
Quelle: frei übernommen von Urban Dictionary

Der Trickbetrüger soll sich sogar einmal mit einer Frau in Florida getroffen haben. Wie er dieser Dame die Diskrepanz zwischen Facebook-Profil und seiner realen Person erklärte, bleibt rätselhaft. Irgendwann flog der Schwindel dann aber doch auf: Die Familie des Soldaten wurde von verschiedenen Opfern Ashrafs kontaktiert, woraufhin der Schwester, Melissa Pucino, bald klar wurde, dass jemand ein Spielchen mit der Identität ihres Bruders trieb.

Ashraf muss gewittert haben, dass man ihm bald auf die Schliche kommen würde. Also schrieb er eine E-Mail an die «Memorial Foundation SSG. Matthew A. Pucino» und beteuerte darin seine Unschuld im Fall des Identitätsraubs des amerikanischen Soldaten.

Trailer zur Doku-Serie «Catfish»

Ariel Schulman deckt weitere Fake-Identitäten auf.Quelle: YouTube/CatFish

Rechtliche Definition:

Identitätsraub oder kriminelle Personifikation (engl. Identity fraud)
«Darunter versteht man die rechtswidrige virtuelle Aneignung einer fremden Identität zur Erlangung materieller und/oder immaterieller Güter in betrügerischer Absicht. Zum Teil wird identity fraud auch als eine allumfassende Form der Kriminalität (overarching crime) bezeichnet, da es mittels der angeeigneten Identität leichter möglich ist, sich in anderen und weitergehenden Deliktsbereichen wie (Online-)Stalking, Drogenhandel oder Terrorismus zu betätigen, ohne eine unmittelbare Enttarnung und strafrechtliche Sanktionen befürchten zu müssen.»

Der Rettungsversuch des catfish ging nach hinten los. Die andere Schwester Pucinos, Lisa Haglof, begann, Nachforschungen anzustellen, Ashrafs Aussagen mit denen der Opfer zu vergleichen. So fand sie heraus, dass eben dieser Schreiber der Identitätsräuber sein muss. Der Netz-Trickser Ashraf hatte sich im eigenen Netz verfangen. 

Melissa Pucino ist entrüstet über diese respektlose Darbietung:

«Ich war sehr wütend. Es tut weh zu sehen, dass jemand einen gefallenen Helden so behandelt.»
Melissa Pucino gegenüber KSDK

Brandon Ashraf hat sich nicht irgendeine Identität angeschafft, sondern die eines amerikanischen Offiziers. Da Pucino im Dienste des Staates stand, kann Ashrafs Verbrechen unter staatlichen Gesetzen geahndet werden. Wird ihm die Höchststrafe aufgebrummt, muss er für drei Jahre hinter Gitter.  

Via Buffalo NewsDaily Dot und Jezebel

Und die Moral von der Geschichte?

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