René Fasel ist IOC-Vize, Präsident der olympischen Sportverbände und des Internationalen Eishockey-Verbandes. Kein Schweizer hat in Sotschi so viel Macht und Einfluss wie der ehemalige Spitzenschiedsrichter und Zahnarzt aus Fribourg.
Er foutiert sich um die sonst übliche politische Neutralität der IOC-Generäle und redet zum Ja zur Einwanderungsinitiative in Sotschi Klartext.
René Fasel sagt, er sei gegen die SVP-Initiative gewesen und habe Nein gestimmt. «Aber das Volk hat nun entschieden. Das ist zu respektieren und damit haben alle zu leben. Was soll das Gejammer und die Kritik? Es ist nicht akzeptabel, dass wir als Schweiz von der EU für das Resultat eines Volksentscheides kritisiert werden. Das ist eine unerhörte Anmassung und Einmischung in unsere Souveränität.»
René Fasel sagt, Reaktionen der verschiedenen hohen europäischen Vertreter hier in Sotschi seien einhellig. «Sie befürchten, dass in ihren Ländern ein noch viel klareres Ja zu einer ähnlichen politischen Initiative herausschauen würde – wenn denn das Volk die Möglichkeit dazu hätte.»
René Fasel sagt, diese Abstimmung habe den unschätzbaren Wert einer direkten Demokratie gezeigt. «Wir müssen zu diesem System Sorge tragen. Geben wir die direkte Demokratie auf, ist unsere Unabhängigkeit in Gefahr.»
René Fasel ist einer der erfolgreichsten Diplomaten der Sportgeschichte. Er hat unter anderem die National Hockey League (NHL) dazu gebracht, seit 1998 das Milliardenbusiness der Liga für ein paar Tage anzuhalten, eine Olympiapause zu machen und den NHL-Stars die Teilnahme an den Spielen zu ermöglichen. Er weiss also sehr wohl um die Schwierigkeiten von internationalen Verhandlungen.
Die Folgen der Annahme der Initiative vom letzten Sonntag mag er nicht dramatisieren. Nun sei es Sache unserer Politiker, den Volksentscheid umzusetzen und unsere Interessen zu wahren. «Wer als Politiker mit diesem Ja nicht leben kann, soll zurücktreten.»