Sie heisstMoranbong Band und ist Nordkoreas erfolgreichste Popgruppe. Obwohl: «Gruppe» ist etwas untertrieben. Die Bezeichnung «Kollektiv» – so wie es sich in der kommunistischen Gesellschaft gehört – wäre treffender. Ganze 18 Mitglieder zählt die Kapelle – allesamt wunderschöne und erschreckend virtuose Musikerinnen.
Die Musik bewegt sich zwischen irgendwo und überall – mit einem Hang zu 70er-Disco-Sound. Oder wie es der Telegraph ausdrückt: «Die Röcke sind kurz, die Frisuren sind trendy, die Musik tanzbar. Es könnte fast als Eurovisions-Beitrag von Azerbaijan durchgehen.»
Reinhören! Hier ist der Silvesterauftritt 2013; der Song heisst «Without a Break»:
Minijupes, Geigen und ein Disco-Beat. Yeah! Doch es geht noch besser. Sie tun das, was man von einer nordkoreanischen Pop-Truppe erwartet: Sie starten ihre Charmeoffensive mit einem Panzer!
Selbstverständlich spielt die Band vor allem an Parteianlässen, wobei die Bühnenshow niemals im Unklaren lässt, welcher geniale Kopf hinter dem mitreissendem Konzept steckt:
Nach eigenen Angaben wurde die Band «von Kim Jong Un organisiert in der Weise, wie es das 21. Jahrhundert verlangt, veranlasst durch einen grandiosen Plan, eine dramatische Wende in den Bereichen Literatur und Künste in Korea hervorzubringen». Was wohl bedeutet, dass es bei der Gründung der Moranbong Band wie bei einer weniger demokratischen Version von Popstars abging.
Es zeigt ausserdem: Kim wird langsam nervös, dass die böse westliche Popkultur, die vermehrt im Schwarzhandel erhältlich ist, gefährliche konterrevolutionäre Tendenzen hervorbringen wird. Die Antwort: staatlich regulierter Spass. Und dass die Band häufig an Militäranlässen auftritt, ist auch Programm: Die Militärs wollen auch Brot und Spiele. Die Moranbong Band mag modern erscheinen, ihre Message ist die alte: Der glorreiche Führer ist gekommen, um zu bleiben.