Libyen

Getöteter Schweizer IKRK-Mitarbeiter in Libyen geriet in einen Hinterhalt

IKRK-Gebäude in Genf.
IKRK-Gebäude in Genf.Bild: Gfuerst (cc-by-sa 2.0), www.exifs.ch
Angriff auf Auto

Getöteter Schweizer IKRK-Mitarbeiter in Libyen geriet in einen Hinterhalt

04.06.2014, 15:5005.06.2014, 13:41
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Unbekannte haben am Mittwoch in der nordlibyschen Hafenstadt Sirte einen Schweizer Mitarbeiter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) getötet. 

Der Leiter der Unterdelegation des IKRK in Misrata wurde aus allernächster Nähe erschossen. Das IKRK mit Sitz in Genf bestätigte die Tötung ihres Mitarbeiters. Er sei nach einem Treffen mit zwei Kollegen von bewaffneten Personen angegriffen worden, sagte IKRK-Sprecher Wolde Saugeron. 

Der Schweizer starb im Spital von Sirte, das etwa 500 Kilometer östlich der libyschen Hauptstadt Tripolis liegt. «Die Männer gerieten gegen Mittag in einen Hinterhalt», sagte der Sprecher.  Entgegen ersten Informationen seien die Rot-Kreuz-Mitarbeiter nicht auf dem Weg zu ihrem Fahrzeug, sondern im Auto beschossen worden, erklärte der Sprecher.

Der Sprecher sagte, dass das Auto der Helfer nicht als IKRK-Fahrzeug gekennzeichnet war. «Dies entspricht unseren Sicherheitsvorschriften für die Tätigkeit in Libyen. Es hatte dort zuvor schon Feindseligkeiten gegen Rot-Kreuz-Helfer gegeben, danach wurde angeordnet, dass unsere Autos nicht als solche erkennbar sein sollen.»

«Es hatte dort zuvor schon Feindseligkeiten gegen Rot-Kreuz-Helfer gegeben, danach wurde angeordnet, dass unsere Autos nicht als solche erkennbar sein sollen.»

Die Schützen hätten «aus allernächster Nähe» auf die humanitären Helfer geschossen, so Saugeron. Die beidem Begleiter seien unverletzt, stünden aber unter Schock. Das IKRK verurteile die Tat.

Sicherheitslage in Libyen hat sich verschlechtert

Seit dem Bürgerkrieg 2011 und dem Sturz von Machthaber Muammar al-Gaddafi ist es den libyschen Regierungen nicht gelungen, sich im gesamten Land Autorität zu verschaffen. Viele ehemalige Rebellengruppen verweigern ihre Entwaffnung und kämpfen zum Teil gegeneinander.

Zuletzt hat sich die Sicherheitslage im Land weiter verschlechtert, vor allem im Osten des Landes. Doch auch die Hauptstadt Tripolis ist von der Gewalt betroffen: So beschossen Unbekannte am Mittwoch das Büro von Ministerpräsident Ahmed Maitik mit einer Panzerfaust. Maitik sei nicht in seinem Amtssitz gewesen, sagte einer seiner Berater, es sei niemand verletzt worden.

Kurz zuvor war auf den Ex-General Khalifa Haftar ein Anschlag verübt worden, den er nach Angaben seines Sprechers unverletzt überstand. Maitik war im Mai in einer chaotischen Abstimmung vom Parlament zum Regierungschef gewählt worden. Einige Abgeordnete stellen die Rechtmässigkeit der Wahl aber infrage.

Maitiks Vorgänger Abdullah al-Thani weigerte sich, die Macht abzugeben, bis die Legitimität der Wahl bestätigt sei. Als Reaktion rückte am Montag Maitik mit einer Polizei-Eskorte in das Büro des Ministerpräsidenten ein.

Burkhalter reagiert konsterniert auf Tötung von IKRK-Delegiertem

Bundespräsident Didier Burkhalter hat «mit Konsternation und grosser Betroffenheit» auf den Tod eines Schweizer IKRK-Delegierten in Libyen reagiert. Burkhalter habe der Familie und den Angehörigen des Opfers sowie dem IKRK «seine aufrichtige Anteilnahme und sein tiefes Mitgefühl ausgedrückt», teilte das EDA am Mittwoch mit.

Burkhalter nehme «mit Beunruhigung die Nichtrespektierung der mutigen Arbeit zur Kenntnis, welche die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf dem Feld zugunsten der Schwächsten leisten», heisst es in der Mitteilung des Eidg. Departements für auswärtige Angelegenheiten.

Die Schweiz verurteile jeden Verstoss gegen das Humanitäre Völkerrecht und die humanitären Prinzipien mit grösster Entschlossenheit und ruft alle Konfliktparteien dazu auf, diese zu respektieren.(pma/aeg/afp/sda/reu)

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