Ob eifrig auf der Fensterbank gezogene Tomatenpflanze oder die über Tage liebevoll gepflegten Stecklinge: Trotz des seit einigen Tagen vorherrschenden schönen Wetters und der beständigen Temperaturen solltest du diese empfindlichen Pflanzen noch nicht nach draussen setzen. Denn auch jetzt können noch Nachtfröste drohen: Die Eisheiligen stehen an.
Einige Bauernregeln haben ihre Gültigkeit bis heute nicht verloren. Sie liefern noch immer Hobbygärtnerinnen und -gärtnern Hinweise zur Pflege ihrer Pflanzen. Dazu gehören die Bauernregeln zu den Eisheiligen, deren Namenstage Mitte Mai im Kalender stehen: Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sofie bilden vom 11. bis 15. Mai die Reihenfolge – wenn auch mit regionalen Unterschieden.
Statistiken zeigen, dass sich die Temperaturschwankungen im Mai zeitlich etwas nach hinten verschoben haben. So sollten Pflanzenfreunde bis zum 27. Mai noch mit Nachtfrösten rechnen.
Bauernregeln geben Erfahrungswissen aus vielen Jahrhunderten weiter und zeigen meteorologische Wahrscheinlichkeiten an. Die Überlieferungen zu den Eisheiligen spielen auf die Fröste an, die bis Mitte Mai in unseren Breitengraden vorkommen können. Für empfindliche Pflanzen können sie verheerende Folgen haben: Sie erfrieren.
Eines der Sprichwörter lautet: «Pankraz, Servaz, Bonifaz machen erst dem Sommer Platz». Oder auch: «Pankrazi, Servazi und Bonifazi sind drei frostige Bazi. Und zum Schluss fehlt nie die Kalte Sophie» – wobei «Bazi» in Süddeutschland als Wort für einen durchtriebenen Burschen verstanden wird.
Wenn du schon jetzt Pflanzen ins Beet gesetzt hast, solltest du diese vor den Eisheiligen schützen. Das gilt auch für etwas robustere Gewächse. Denn unter Umständen können die plötzlich auftretenden Temperaturschwankungen starke Schäden an empfindlicheren Pflanzenteilen anrichten.
Für den kurzzeitigen Kälteschutz reichen Vlies oder Reisig aus. Auch spezielle Folien können die Pflanzen vor dem Nachtfrost schützen. Doch bedenke, dass diese Mittel nur eine zeitlich begrenzte Lösung sind. Die Pflanzen benötigen in der Wachstumsphase viel Licht, um robust werden zu können. Darüber hinaus kann sich schnell zu viel Feuchtigkeit unter der Plane sammeln und ein Luftstau kann entstehen.
Trotz der drohenden Nachtfröste können bestimmte Gewächse schon vor den Eisheiligen ins Freie. Zu ihnen zählen beispielsweise
… sowie Frühblüher:
Auch einige Gemüsesorten überstehen die kurzzeitigen Nachtfröste Mitte Mai:
Nach den Eisheiligen startet die Pflanzsaison: Nach und nach können die kleinen, auf der Fensterbank vorgezogenen Gemüse- und Blühpflanzen ins Beet und in den Balkonkasten gepflanzt werden. Alle gekauften, nicht winterharten Kräuter sowie Dahlienknollen und viele weitere Blühpflanzen können nun ebenfalls ausgepflanzt werden. Und die Kübelpflanzen kommen aus dem Winterlager ins Freie.
Zu den Gewächsen, die erst Ende Mai nach draussen gestellt werden sollten, zählen:
sowie folgende Gemüsesorten:
Auch nicht alle Kräuter vertragen Nachtfröste. Setzen Sie daher erst nach den Eisheiligen Gewächse wie
nach draussen.
Mediterrane, tropische sowie subtropische Pflanzen werden erst nach den Eisheiligen nach draussen gestellt.
Ja und nein. Die Reime und Regeln waren früher Hilfen, an denen sich Landwirte grob orientieren konnten. Heute gibt es wissenschaftlich ausgeklügelte Wettervorhersagen, auf die sich Gartenbesitzerinnen und -besitzer besser verlassen können. Im Grunde braucht man die Regeln also nicht mehr.
Ausserdem macht der Klimawandel so manche alte Regel inzwischen ungenau: Die Witterungsverhältnisse und ihre Regelmässigkeiten haben sich im Verlauf des 20. und 21. Jahrhunderts verschoben. So beginnt die Vegetationsperiode der Pflanzen heute bis zu drei Wochen früher, erklärt die Bayerische Gartenakademie.
Aber zugleich lässt sich auch sagen: Ein paar Bauernregeln zu kennen und zu beherzigen, schadet nicht. So hilft es sicher, grobe Zeiträume, in denen sich die Witterung häufig stark verändert wie Anfang bis Mitte Mai, zu verinnerlichen und die Gartengestaltung erst anschliessend zu planen. Denn erst danach beginnt die Hauptpflanzperiode . Wagt man sich mit empfindlichem Grün zu früh hinaus ins Freie , kann es erfrieren – gerade dann, wenn man nicht den täglichen Wetterbericht im Blick haben will und kann.
Doch nicht nur im Mai, sondern auch im Juni kann es noch einmal zu einem Kälteeinbruch kommen. Oftmals liegt diese sogenannte Schafskälte um den 11. Juni herum, also vor dem kalendarischen Sommeranfang. Allerdings tritt das Phänomen nicht jährlich auf. Die Schafskälte 2021 wird zwischen dem 4. Juni und dem 20. Juni 2021 stattfinden.
Verwendete Quellen:
(dpa/jb/t-online)
Ein Oleander kann Ende März raus. Der verträgt -5. Schnittlauch kann draussen bleiben (wächst auch in Natur auf 1000 Meter Höhe).