Romantic Comedies – ich halte die Dinger nicht aus. Die voraussehbaren Plots. Das heteronormative, rigide Geschlechterrollenverständnis. Die bizarre «zuerst muss er/sie mir was beweisen»-Logik, die in konstruierten Fremdschäm-Situationen gipfelt. Hugh Bloody Grant. Jennifer Bloody Aniston. Und meistens ist nicht mal die Comedy lustig. Weil amerikanisch.
Zudem verewigen Rom-Coms ein illusorisches Konzept von Liebe und Romantik, was zuweilen nachweislich (es gibt wissenschaftliche Studien dazu, imfall) zu unglücklicheren Paarbeziehungen im realen Leben führt. Habt ihr noch Sex, oder schaut ihr schon Rom-Coms?
Kurz, ich halte dieses Klischeegewälze nicht aus (interessanterweise sind das fast passgenau die selben Gründe, weshalb ich Action-Filme nicht mag, aber das nur nebenbei).
So. Und trotzdem gibt es da eine Handvoll Romantic Comedies, bei denen ich nicht ausschalte. Weil sie schlicht gute Filme sind. Auch wenn das Ende absehbar happy ist. Stimmt die Unterhaltung, kann einem das Genre ja egal sein. Eine Auswahl:
(1963)
Das wunderschöne Paris im Winter. Ein unaufgeklärter Mord. Ein schusseliger Walter Matthau. Ein ebenso bedrohlicher wie cooler James Coburn, der eigentlich immer einen Cowboy spielt, selbst wenn der Film kein Western ist. Die frenetische Suche nach verschwundenen Millionen. Ein genervter commissaire. Klamaukige 60s-Partygames. Eine von Givenchy perfekt durchgestylte Audrey Hepburn. Und der grosse Cary Grant, der immer die perfekte Prise Komik hineinbringt ... Leute, «Charade» bietet das Beste der Sechzigerjahre, in einem nahezu perfekten Film verpackt.
«Paris is always a good idea», sagt Audrey Hepburn. Ja, das Zitat stammt aus einem anderen Film – «Sabrina» (aus dem Jahr 1954 und ebenfalls eine Rom-Com und ebenfalls ikonisch). Doch «Charade», das in Paris spielt, ist eben auch always a good idea. Willst du mit dem Partner oder der Partnerin einen Pizza-und-Film-Abend machen? Schaut «Charade»! Willst du mit den Kids mal keinen verdammten Kinderfilm gucken, sondern etwas für Erwachsene, wo aber Kinder mitschauen dürfen? Zieht euch «Charade» rein! Fühlst du dich gerade ein bisschen mies? Schau' «Charade»!
(1994)
Ach, da ist er ja. Hugh Bloody Grant. Nach dem Megaerfolg dieses Filmes wurde er zu Jahrzehnten zuckriger Hollywood-Liebesfilme verdammt, wo er immer dieselbe Rolle des charmant-schusseligen Posh Boys spielen musste. Erst kürzlich durfte er jenes Purgatorium verlassen und blüht seither in Grumpy-Old-Man-Rollen regelrecht auf.
Item – «Four Weddings» ist nichtsdestotrotz ein sehr lustiger Film. Eine Rom-Com also, wo die «Com» verhebt. Wohl weil Drehbuchautor Richard Curtis an «Blackadder», «Mr. Bean» oder «Spitting Image» seine Sporen abverdient hatte.
(1995)
Wie war das nochmals mit Klischeegewälze? Nenne mir zwei Sachen, welche die Amis als extrem romantisch empfinden! Was, echt? Hinweise finden sich in den ersten beiden genannten Filmen ... richtig: England mit seinen alten Landhäusern und grünen Gärten und Frankreich mit seiner romantischen Hauptstadt und seinem Wein und Käse und seiner natürlicheren, lockereren Attitüde zu Sex. Das alte Europa, eben. Da stört es auch nicht, dass man einen Amerikaner – Kevin Kline – einen Franzosen mimen lässt (er macht's aber verdammt gut). Doch wenn man ein gutes Drehbuch, witzige Dialoge und charismatische Hauptdarsteller einsetzt, dann stören die Klischees plötzlich nicht mehr. Frankreich ist nun mal sauschön.
(2000)
Barry und Dicks Top-5-Songs über Tod:
Robs Top-5-Traumjobs («Hey, that's private!»):
Der Film, der die list-o-mania gebar, die bis heute noch anhält (schliesslich ist auch dieser Artikel ein Listicle, haha). Gerne vergisst man ob all des nerdigen Plattenladen-Gequatsches (und Jack Blacks grossartiger Song-Performance am Schluss des Films!), dass es in «High Fidelity» um Liebe und Sehnsucht geht:
Top-5-Sachen, die Rob an Laura vermisst:
(2001)
Wow: Zum dritten Mal Paris in dieser doch sehr kurzen Aufzählung. Nur machen's diesmal die Franzosen gleich selbst – und liefern einen der ikonischsten Filme der Kinogeschichte ab. Farbgebung, Kameraführung, Schnitt – «Amélie» ist ein Kunstwerk, nach dessen Betrachten jeder und jede ein klitzekleinbisschen ein besserer Mensch ist.
(2002)
Wie bitte? Ist das nicht ein Fussballfilm? Schon. Und ein Sozialdrama, bei dem es um Kultur- und Generationenkonflikt geht? Ja, auch. Aber habt ihr vergessen, dass es auch um eine Romanze allen Widrigkeiten zum Trotz zwischen Parminder Nagra und Jonathan Rhys Meyers geht? Seht, die guten Rom-Coms sind die, bei denen man nicht merkt, dass es Rom-Coms sind.
(2002)
Maggie Gyllenhaal lässt sich bei James Spader als Sekretärin einstellen und beginnt mit ihm eine dominant-submissive Affäre. Was sich im ersten Moment als Vorgänger von «Fifty Shades of Grey» anhört, entpuppt sich als subtiler und feinfühliger Film, in dem sowohl leise Kapitalismuskritik als auch derber Humor Platz hat. Nicht zuletzt der grandiosen Schauspielleistung Gyllenhaals ist es zu verdanken, dass es uns allen, die eigentlich nichts mit BDSM am Hut haben, warm ums Herz wird. Love conquers all. Eben doch.
(2004)
Ja, dies ist in erster Linie einer dieser grossartigen Simon-Pegg-und-Nick-Frost-Komödien, der erste Streifen aus der sogenannten «Three Flavours Cornetto Trilogy», zu der die Folgefilme mit grösstenteils identischem Cast «Hot Fuzz» (2007) und «World's End» (2013) gehören. Zombie-Apokalypse in Nord-London – genial. Doch geht es am Ende nicht darum, dass Shaun seine Liz zurückgewinnen will? Hä? Eben.