Lange galt der Old Fashioned – seinem Namen entsprechend – als etwas altmodisch. Ein Altherren- und Grossmutter-Drink. Sicherlich nichts für die coolen, hippen Leute mit ihren Caipis und Aperol Spritzes. Nun, die Serie Mad Men machte ihn wieder etwas populärer... aber eigentlich ist es komplett egal, wie trendy dieser Urahn aller Cocktails ist. Denn er ist und bleibt einer der besten.
Und wenn der Baroni das am Büroschreibtisch hinkriegt (zugegebenermassen etwas schlampig), schafft ihr's zuhause locker!
Sehr alt. Eigentlich ist der Old Fashioned unzertrennbar verknüpft mit dem ursprünglichen Begriff «Cocktail», wie er am 13. Mai 1806 erstmals schriftliche Erwähnung findet: In einer Antwort auf einen Leserbrief in der Wochenzeitung «The Balance, and Columbian Repository» aus Hudson, New York, wird ein «Cock-tail» als «potent concoction of spirits, bitters, water, and sugar» definiert. Weiter wird angemerkt, dass sich ein solcher Drink bestens als Wahlkampf-Trunk für Politiker eigne, denn er mache «das Herz kräftig und mutig, den Kopf aber beduselt».
«Spirits, bitters, water, and sugar» – Spirituosen, Bitters, Wasser, Zucker. Jap, das wäre genau der Old Fashioned. Nur, dass nicht weiter definiert wurde, welche Spirituose. Verwendete man Whiskey, hiess der Drink damals Whiskey Cocktail (logisch, denn anno 1806 war er noch nicht old). So wird er auch im 1862 erschienenen Barbuch «How to Mix Drinks, or the Bon Vivant’s Companion» von Jerry Thomas bezeichnet.
Während des späteren 19. Jahrhunderts wurden mit Likörweinen und anderen Zutaten abgewandelte Whiskey Cocktails populär, weshalb in Barbüchern der 1890er erstmals die Bezeichnung «Old Fashioned Whiskey Cocktail» auftaucht, um die ursprüngliche Rezeptur zu kennzeichnen.
Besonders in der Zeit der Prohibition war der Cocktail populär, da viele der schwarz gebrannten Whiskeys ohne die Zugabe von Zucker und anderen Zutaten kaum geniessbar waren. Die hochprozentigen Bitters waren in dieser Zeit gar weiterhin legal erhältlich, da sie sich aufgrund ihrer starken Würzkraft nicht für den Pur-Verzehr eigneten. In dieser Zeit etablierte sich auch die Zubereitungsart, wie wir sie heute kennen: Im Gästeglas direkt zu «bauen», anstatt im Mixbecher zu schütteln und abzuseihen.
In Jerry Thomas' Rezept von 1862 ist von einem «wine-glass of whiskey» die Rede. Damals wäre mit «whiskey» zweifelsohne Rye Whiskey gemeint gewesen, da Bourbon in seiner heutigen Form erst später entwickelt wurde. Deshalb könnte man durchaus auf Rye bestehen. Letztendlich kommt es auf geschmackliche Vorlieben an, denn der Drink funktioniert wunderbar mit beiden Zutaten. Mit Bourbon wird er etwas sanfter und süsslicher, mit Rye bekommt er etwas mehr Würze und Kick.
Und wie! Da das Ur-Rezept die Spirituose nicht genauer definiert, könnte man theoretisch mit jedem erdenklichen Brand einen Old Fashioned zubereiten. Hier einige der bekannteren:
In den Dreissigerjahren nach der Prohibition kamen Orangenzeste und Kirsche dazu, wie wir es heute kennen. Parallel dazu wurde aber auch eine fruchtigere Version populär, oftmals als «Fruit Salad Old Fashioned» bezeichnet:
Ein Old Fashioned mit Cognac statt Whiskey.
Statt Zucker wird hier Ahornsirup verwendet.
Tequila statt Whiskey, Agavendicksaft statt Zucker – und dank einem Schuss Amaretto eine Mandel-Note. Mmh.