Wir schreiben das Jahr 2021. Wenn man an gute Science-Fiction-Serien denkt, kommt einen wohl einiges in den Sinn. Als erstes vermutlich «Black Mirror». Vielleicht aber auch «The Expanse», «The 100», «Stranger Things» oder als Geheimtipp die SF-Satire «Upload». Das Science-Fiction-Genre erlebt eine neue Blütezeit und lässt Fans jubeln. Doch was haben Science-Fiction-Anhänger*innen eigentlich vor der Streaming-Ära geschaut? Diese Liste führt einige der besten SF-Serien der 90er- und 00er-Jahre auf – und zeigt, dass es auch früher einiges mehr gab als nur «Star Trek».
Basierend auf dem Film «Stargate» von Roland Emmerich startete 1997 die Serienadaption, die ein riesiges Franchise begründete. In jeder Episode ging es durch das Sternentor in eine fremde Welt, die von allerlei meist menschlicher Wesen bewohnt wurde. Dass diese praktisch alle perfekt Englisch sprachen, störte damals niemand. Für Richard Dean Anderson bedeute die Serie einen zweiten Serienhit, nachdem er in den 80ern bereits als McGyver erfolgreich gewesen war.
Mit zehn Staffeln und zwei TV-Filmen war «Stargate SG-1» eine der erfolgreichsten Science-Fiction-Serien seiner Zeit. Nebst der Hauptserie gab es noch zwei Spin-Offs: «Stargate Atlantis» (übrigens mit Aquaman Jason Momoa) brachte es immerhin auf fünf Staffeln, während «Stargate Universe» bereits nach zwei Staffeln abgesetzt wurde. Zuletzt gab es 2017 eine Webserie, um das Interesse der Fans aufrechtzuerhalten. Seither versucht MGM eine neue Serie auf die Beine zu stellen, was allerdings nur harzig vorangeht. Nun, da Amazon MGM und damit auch die «Stargate»-Rechte gekauft hat, könnte es allerdings plötzlich rasant gehen, wer weiss.
Im deutschsprachigen Raum hat «Farscape» wohl immer ein wenig im Schatten von «Stargate SG-1» gestanden. Mit vier Staffeln gehört die Serie auch nicht zu den Marathonläufern im TV-Geschäft. Dennoch waren diese vier Staffeln vollgestopft mit kreativen Ideen und wundervollen Figuren. Die Ausgangslage: Ein Astronaut strandet in einem weit entfernten Teil des Universums und wird Crewmitglied eines lebenden Raumschiffs. Obwohl «Farscape» zu Beginn mit seinem seltsamen Universum und den speziellen Figuren etwas befremdlich wirken mochte, hat man sie schnell ins Herz geschlossen.
Aus heutiger Sicht muss man «Farscape» auch zugutehalten, dass sehr viele der Aliens liebevoll mit Spezialeffekten zum Leben erweckt wurden. Vermutlich lag es auch ein Stück weit daran, dass die visuellen Effekte mit einem TV-Budget nicht so gut ausgesehen hätten. Doch im Vergleich zur «Star Wars»-Trilogie, die ebenfalls um die Jahrtausendwende erschienen ist, macht «Farscape» heute einen weitaus besseren Eindruck.
«Firefly», das war diese Science-Fiction-Serie, die im Weltraum spielte und einen gewissen Western-Touch hatte. Bis heute gilt sie als Paradebeispiel für eine tolle Serie, die abgesetzt wurde, weil der produzierende Sender es völlig verbockt hatte. Offiziell wurde die Serie zwar wegen mangelnder Einschaltquoten abgesägt, allerdings hatte der produzierende Sender Fox selbst dafür gesorgt.
Dieser hatte sich schon früh mit Serienschöpfer Joss Whedon wegen kreativer Differenzen zerstritten. Whedon wollte einen ruhigen Einstieg, um den Charakteren Zeit für die Entwicklung zu geben. Der Sender Fox wollte aber mehr Action. Also sendeten sie die aufeinander aufbauenden Folgen nicht in der vorgesehenen Reihenfolge, sondern zuerst die actionreichen Episoden. Das Publikum war natürlich verwirrt und schaltete schnell ab. Immerhin folgte später noch ein Film, der die Geschichte zu einem mehr oder weniger befriedigenden Ende brachte.
Noch eine Serie, die viel zu früh abgesetzt wurde. «Space 2063» ist vermutlich den wenigsten ein Begriff, da sie im deutschen Raum nur kurz ausgestrahlt wurde. Die Serie ist als Kriegsdrama konzipiert und erzählt die Geschichte von fünf jungen Leuten, die sich zum Militärdienst melden, um der Menschheit in einem intergalaktischen Krieg beizustehen. Feinde sind dabei nicht nur eine ausserirdische Rasse, sondern auch die sogenannten Silikaten. Sie sind Androide, die für ihr Recht kämpfen, als eigenständige Lebewesen mit Rechten und Pflichten anerkannt zu werden.
Während die Serie zu Beginn wie simple Military-Science-Fiction wirkt, wird im Verlaufe der 22 Folgen immer klarer, dass es viel Tiefer geht als nur Weltraumgeballere. Vor allem die Kritik an der Rücksichtslosigkeit von Grosskonzernen und dem Kapitalismus ist ein zentrales Thema der Serie. ACHTUNG HEFTIGER SPOILER: Der beste Twist hält die Story aber für den Schluss bereit. Da erfahren die fünf Soldaten, dass nicht die Ausserirdischen die bösen Aggressoren sind, sondern die Menschen. Leider wird der fulminante Cliffhanger nie aufgelöst.
Sie ist wohl eine der wichtigsten Science-Fiction-Serien der 90er-Jahre, geht aber oft vergessen. «Babylon 5» dreht sich um die gleichnamige Raumstation, die im Jahr 2260 als neutraler Boden Dreh- und Angelpunkt von verschiedenen Weltraumvölkern und deren Beziehungen untereinander ist. «Babylon 5» hatte auf TV-Produktionen einen grossen Einfluss und hat die Art und Weise, wie Serien erzählt wurden massgeblich geprägt.
Vor «Babylon 5» war es üblich, dass Serien nur eine episodenhafte Handlung hatten. Jede Folge führte zu einem Konflikt, der gelöst werden musste und die Protagonisten schlussendlich wieder (mehr oder weniger) zum Status quo zurückgeführt hat. So konnte man den TV einschalten, eine zufällige Folge schauen, ohne die vorherigen kennen zu müssen. «Babylon 5» hingegen zeigte Geschichten, die sich über mehre Folgen und sogar Staffeln hinzogen. Dies betraf einzelne Charaktere, als auch die gesamte Geschichte. Erfinder J. Michael Straczynski hatte für «Babylon 5» bereits vor dem Start einen kompletten Erzählbogen geplant, der sich über fünf Staffeln hinziehen sollte. Daher wurde die Serie damals oft als «Roman fürs Fernsehen» bezeichnet.
«Battlestar Galactica» ist wohl eine der besten Science-Fiction-Serien der letzten 20 Jahre. Bis dahin gab es kaum eine Science-Fiction-Serie, die erzählerisch und visuell auf so hohem Niveau daherkam. Die Ausgangslage ist schnell erzählt: In einer hoch entwickelten menschlichen Kultur, die aus 12 Planeten, genannt die 12 Kolonien, besteht, rebellieren die Maschinen. Die Menschheit verliert innert Tagen in einem vernichtenden Atomkrieg. Nur rund 40'000 Menschen überleben, verteilt auf zivile Raumschiffe. Das einzige militärische Raumschiff ist die Battlestar Galactica, ein ausgemusterter Kampfstern, der zukünftig eigentlich als Museum dienen sollte.
«Battlestar Galactica» baute auf der Originalserie «Kampfstern Galactica» aus den 70er-Jahren auf. So führte die Serie die Handlung einerseits fort, war aber auch eine eigenständige Serie, die ohne Vorkenntnisse geschaut werden konnte. «Battlestar Galactica» richtete sich mit seiner komplexen Handlung klar an ein erwachsenes Publikum, was zu dieser Zeit eher ein Risiko war. Im Mittelpunkt stand vor allem die menschliche Natur und was ausserordentliche Situationen mit ihr anstellen können. Im englischen Sprachraum hat die Serie eine treue Fanbase, während sie im deutschsprachigen Raum leider noch immer ein Geheimtipp ist.
Tipp, für alle, die «BSG» kennen: Der kreative Kopf hinter der Serie, Roger D. Moore, hat eine neue Serie am Start: «For All Mankind». Die Serie läuft auf Apple TV Plus und bietet weit mehr, als der erste Eindruck vermuten lässt.
Die erste Staffel ist etwas schwach, was aber für die Zeit typisch ist, da wurden keine grossen Handlungsbögen gemacht bis eine Serie etabliert war. Aber dann wirds schnell grossartig. Die behandelten gesellschaftlichen Konflikte sind heute noch genau so relevant wie damals.