Würmer in der Wohnung? So ziemlich jeder Mensch in meinem Leben (inklusive ich selbst) hat erst einmal dieses oder ein ähnlich ausdrucksstarkes Gesicht gemacht:
Dabei haben die Würmer nur Vorteile – zumindest für all jene, die keinen Garten ihr Eigen nennen können. Mit einem Wurmkompost fällt weniger Müll an (das spart Platz im Gebührensack und CO2 beim Transport der Müllabfuhr), du wirst deine alten Zeitungen und Kartonschachteln los (das spart Nerven beim Altpapier-Päckli schnüren) und du gewinnst wertvollen Humus (das spart Geld bei Dünger und Kompost).
Wie du deinen Abfall in etwas Wertvolles verwandeln kannst, monströs grosse Gemüsepflanzen bekommst und ob das stinkt, erfährst du hier.
Kompostwürmer kommen zahlreich und mit verschiedenen Arbeitskollegen daher. Gemeinsam mit Mikroorganismen wie Bakterien und Pilzen zersetzen sie deinen Biomüll und machen (ja, richtig erraten) Kompost – aus 10 Kilogramm Biomüll entsteht 1 Kilogramm Wurmhumus. Diese Mini-Lebensgemeinschaft mampft deinen in der Küche anfallenden Biomüll restlos auf.
Wie es sich für moderne Städter gehört, haben sie eine eher strikte Ernährungsweise, an die sie sich gerne halten möchten: Sie gehören zu den sogenannten «Raw Vegans», essen also hauptsächlich rohe Obst- und Gemüsereste.
Das mögen sie:
Das mögen sie nicht:
Die Würmer und ihre Freunde sind nicht besonders wählerisch bei ihrer Behausung: ob Sack oder Kiste ist ihnen egal, solange Temperatur (zwischen 15°C und 25°C), Feuchtigkeit (70-85 Prozent) und Fütterung stimmen. Der Markt hat da einiges zu bieten. Ich habe mich vor rund einem Monat für das Modell Wurmkiste aus Holz entschieden. Diese sieht in etwa so aus:
Die Kiste steht zurzeit im Wohnzimmer, weil meine Küche sehr klein ist. Sobald es die nächtlichen Temperaturen zulassen, ziehen die Würmer auf die Terrasse. Doch nicht etwa, weil meine Wohnung seit vier Wochen nach Kompost stinkt, – Indianerehrenwort – sondern weil meine Terrasse viel Platz bietet. Die Wurmkiste riecht zur Überraschung aller, die das erste Mal die Nase reinhalten, nach Waldboden. Kein Kompost-Mief, kein Verrottungsduft, nur der Geruch nach Erde und Tannennadeln.
Im Internet gibt es zahlreiche Anleitungen zum Selbermachen und es gibt kleine Firmen, die sich auf den Bau nachhaltiger Wurmkisten spezialisiert haben. Nur bei den Würmern solltest du nicht sparen oder versuchen, sie selbst zu sammeln. Denn es müssen einheimische Arten zusammen mit den richtigen Mikroorganismen sein, damit deine Wurmkompostierung von Erfolg gekrönt ist. Einmal gekauft können die Würmer sieben Jahre alt werden und vermehren sich ganz von alleine weiter.
Wir haben besprochen, was die Würmer brauchen. Nun reden wir darüber, was sie produzieren: Wurmhumus und Wurmtee. Beides sind optimale Dünger für jegliche Pflanzen in deinem Leben. Durch den Prozess der Kompostierung schliesst du den Kreislauf und profitierst, indem deine Tomaten möglicherweise grösser und ertragreicher werden als je zuvor.
Nach rund sechs Monaten kann der Humus «geerntet» werden. Bei herkömmlichem Gartenkompost kann dieser Prozess gut und gerne ein bis zwei Jahre dauern und dann auf einen Schlag 25 Kilo Humus produzieren. Für Terrassen, kleine Gärten und Balkone mit Töpfen ist das eher ungeeignet.
Den Wurmhumus kann man entweder als Anzuchterde verwenden oder in die Töpfe und Hochbeete streuen – wie bei Dünger üblich in einem Verhältnis von 1:10 verdünnen bzw. mit normaler Erde mischen. Der selbst produzierte Humus soll nicht nur das Wachstum und den Ertrag der Pflanzen steigern, sondern stärkt sie auch gegen Krankheiten und Schädlinge.
Da meine 500 «Haustiere» erst seit einigen Wochen bei mir leben, kann ich leider noch nicht von 20-Kilo-Kürbissen und riesigen Indoor-Monsteras berichten. Doch so viel sei gesagt: Ich fühle mich weniger allein im Home Office.
Spass beiseite: Ich habe nicht nur das Innenleben der Banane gezahlt, sondern auch ihre Schale und dank der Kiste werfe ich dieses Geld nicht einfach in den Müll. So verhält es sich mit all dem Abfall, den ich vorher gesammelt und in die Biotonne geworfen habe. Seit die Würmer eingezogen sind, muss ich mein Mitbewohner nur noch selten den Komposteimer leeren, da ein Grossteil des Abfalls bei den Würmern landet.
Und die Würmer sind wirklich witzige Geschöpfe. Sie schlafen zuhauf in der Hanfmatte, die den Biomüll abdeckt und verkriechen sich immer schnell, wenn ich den Deckel öffne. Doch wenn ich sie mit Wasser besprühe, kommen sie hervor, um zu baden. Auch mein zu Beginn sehr skeptischer Mitbewohner («Wenn das stinkt oder die ausbrechen, krieg ich die Krise») hat jeden Ekel abgeworfen und findet das Ganze nun «enorm spannend.»
Ich liebäugle schon lange damit, aber eine Restskepsis ist geblieben. Immerhin, zum Bokashi-Eimer hats gereicht!😊